Die Arbeitsplatte ist eine Werkbank

Beständig, hygienisch und zeitlos schön soll die Arbeitsfläche in der Küche sein. Die Ansprüche an sie sind hoch, soll sie doch möglichst lange halten. Die Vor- und Nachteile der am meisten verwendeten Materialien gibt es hier im Überblick.

Die Arbeitsplatte ist eine Werkbank
Text Lina Giusto
Beständig, hygienisch und zeitlos schön soll die Arbeitsfläche in der Küche sein. Die Ansprüche an sie sind hoch, soll sie doch möglichst lange halten. Die Vor- und Nachteile der am meisten verwendeten Materialien gibt es hier im Überblick.
Neben dem Fussboden ist die Arbeitsfläche in der Küche die wichtigste Oberfläche im Haus. Um herauszufinden, welches Material denn das richtige für die Arbeitsfläche ist, sollten einem Küchenbauer folgende Fragen gestellt werden:■ Wie hygienisch ist das Material ?
■ Wie einfach ist die Reinigung ?
■ Wie gut sind Finger- und Fettabdrücke sichtbar ?
■ Verträgt das Material Reibung, Kratzer und Stösse ?
■ Ist die Arbeitsplatte hitze- und säureresistent ?

Die meisten Hausbesitzer suchen nach einer beständigen Arbeitsplatte, weil die Küche die eigentliche Werkstatt des Hauses ist. Das darf man ihr auch ansehen, findet Stefan Hug, Geschäftsführer von Kissling werk statt ware AG: «Das Material der Arbeitsfläche darf mit der Zeit eine Patina bekommen.» Der Küchenexperte erklärt die Vor- und Nachteile der am häufigsten verwendeten Materialien für Arbeitsplatten in der Küche:

Edelstahl

Kratzer und Fingerabdrücke sind auf Chromstahl schnell sichtbar. Gebrauchsspuren verleihen dem Arbeitsbereich in der Küche jedoch eine gewisse Ästhetik. Die Sichtbarkeit von Schmutz hat Vorteile: Essensreste sind so schnell weggeputzt, wie sie sichtbar werden. Dafür reicht das Darüberwischen mit einem feuchten Tuch. Chromstahloberflächen gibt es poliert oder handgebürstet. Letzteres charakterisiert sich durch eine glatte, porenlose Struktur, wie sie in Reinräumen und Gastronomieküchen aus Hygienegründen vorgeschrieben ist. Dies, weil an der glatten Oberfläche keine Bakterien haften bleiben. Zwar lassen sich auf einer matten Chromstahlfläche Flecken besser verbergen, dafür aber lagert sich Schmutz in der unebenen Oberflächenstruktur schneller ab. Während bei der glatten Platte Kratzer schneller sichtbar sind, ist die verchromte Variante beinahe resistent gegen jegliche Schadensform. Geht es um Beständigkeit gegenüber Hitze, kommt die Oberflächendicke ins Spiel. Während ein dünnes Chromstahlblech bei grosser Hitze Blasen werfen kann, ist eine vier Millimeter dicke Abdeckung kaum zu beschädigen. Extremste Hitze kann jedoch zu leichten Verfärbungen führen. Da Chromstahl nicht saugfähig ist, kann dem Material auch Säure nichts anhaben.

Holz

Holzabdeckungen für die Küche gibt es in lackierter, geölter oder geseifter Form. Dank diesem Schutz lässt sich die Oberfläche unkompliziert mit einem feuchten Tuch reinigen. Auch Finger- oder Fettabdrücke sind nicht ganz so schnell zu sehen. Sobald die behandelte Oberfläche jedoch durch Schnitte oder Kratzer verletzt ist, dringt Flüssigkeit ins Material ein. Weil das behandelte Holz die Feuchtigkeit nicht nach aussen abgeben kann, verfärbt es sich mit der Zeit. Vorteile bieten hier geölte oder geseifte Oberflächen. Durch das häufige Abwaschen der Arbeitsfläche, dringt das Imprägnat mit der Feuchtigkeit ins Holz ein und schützt es durchgehend. Anfänglich muss die geölte Holzfläche etwa alle zwei Monate, geseiftes Holz muss wöchentlich nachbehandelt werden. Trotz Schutzfilm kann es durch Säure oder starke Hitze zu Verfärbungen kommen.

Naturstein

Arbeitsplatten aus Stein lassen sich gut pflegen, sind einfach zu reinigen und deshalb hygienisch. Zudem sind sie wegen des natürlichen Vorkommens hinsichtlich Struktur und Farbe vielseitig und einzigartig. Marmor und Kalkstein als weiche Gesteine und Granit als härteste Form des natürlichen Materials besitzen eine gewisse Saugfähigkeit. Aus diesem Grund dürften die Arbeitsflächen rund um Wasser- und Kochstelle über die Jahre etwas abdunkeln. Steinoberflächen gelten als beständig gegenüber Hitze und Säure. Auch gegenüber Schlägen und Stössen zeigt sich das Material unbeeindruckt. In der Regel ist das Material einer solchen Arbeitsfläche so kompakt, dass eher scharfe Klingen stumpf werden, als der Stein davon Schaden nimmt.

Mineralwerkstoff/Quarzstein

Quarz gehört zu den härtesten natürlichen Materialien. Es handelt sich dabei um Quarzsand, der häufig aus Bergkristallen gewonnen wird. Zudem existiert eine auf Acryl basierende Variante des Werkstoffes. Beide Oberflächen sind gegenüber Schäden, Stössen und Säure resistent. Die Materialien sind meist in weisser Farbe erhältlich, wodurch sie optisch heikel wirken, sie aufgrund ihrer Substanz aber nicht sind. Fingerabdrücke und Fettflecken sind schnell sichtbar, aber auch einfach zu entfernen. Eine Schwäche hat das Material gegenüber starker Hitze, da es sich schnell verformt. Schäden lassen sich durch Bohren, Zapfen, Füllen und Schleifen spurlos beheben.

Keramik

Keramik ist gegenüber Hitze, Säure und Schmutz resistent. Entsprechend einfach lässt sich die glatte Oberfläche reinigen. Farblich und vom Design her ist das Material äusserst vielfältig, weshalb es sich besonders für moderne Küchen eignet. Der Stein wird künstlich aus natürlichen Rohstoffen gefertigt, woraus seine Hitzebeständigkeit resultiert. Die harte Oberfläche ist gegen Schläge und Kratzer beständig. Entstehen trotzdem einmal Schuppenrisse, lassen sich diese kaum beheben.

Glas

Das harte Material besteht aus Quarzsand, Soda oder Metalloxiden. Mit ihrer glatten Oberfläche ist die Arbeitsplatte pflegeleicht. Bei Milchglas wird eine Seite geätzt, wobei die raue Fläche etwas pflegeaufwendiger ist. Gegenüber Kratzern sowie Hitze ist das Material über lange Zeit beständig. Schnelle Heiss-kalt-Wechsel jedoch gilt es auf der Glasplatte zu vermeiden. Gegenüber Schlägen ist das Material weitgehend resistent, jedoch kann durch Stösse an Ecken und Kanten Spannung auf der Arbeitsfläche entstehen, woraus mit der Zeit Risse werden.

Beton

Sichtbeton hat sich in der Architektur bewährt und seinen Weg auch in die Küche gefunden. Das Gestein aus Sand, Zement und Kies ist unbehandelt eher porös und saugt Flüssigkeiten wie auch Säure schnell auf. So hinterlassen Lebensmittel wie Tomaten und Randen ihre Spuren im Beton. Es ist ein Material, das mit dem Gebrauch und der Zeit lebt. Wer mit einer optischen Patina leben kann und diese ästhetisch schätzt, für den eignet sich dieses Material in der Küche. Wer die Sichtbarkeit von allfälligen Flecken dennoch eindämmen möchte, ist mit einer Lasur des Betons gut beraten. An den Berührungspunkten – den Ecken und Kanten der Arbeitsfläche – können Schläge und Stösse mit der Zeit Spuren hinterlassen. Sichtbetonschäden können ausgebessert werden, bleiben allerdings sichtbar.

Die Arbeitsplatte ist eine Werkbank
Stefan Hug, Geschäftsführer Kissling werk statt ware AG kissling-reiden.ch

Stefan Hug, es gibt eine grosse Auswahl an Materialien für Fronten und Arbeitsplatten. Welche Kombinationen wirken besonders stimmig ?
Ein Küchenkörper, der Ton in Ton zur Arbeitsfläche gehalten wird, wirkt immer stimmig. Schwarze oder weisse Fronten mit Chromstahlelementen zeigen dafür eine klare Linie. Keramik- und Quarzsteinkollektionen präsentieren sich häufig sehr farbig, was modern wirkt. Momentan sind Pastellfarben im Trend. Sie lösen die bislang bevorzugten Braun- und Beigetöne ab.

Was sollte man unbedingt vermeiden ?
Farbtupfer sind zwar schön, aber es besteht immer das Risiko, dass sie einem nach 10 oder 15 Jahren nicht mehr gefallen oder sie nicht mehr zeitgemäss sind. Eine orange Küchenfront, die vor Jahren installiert wurde, würde man heute umspritzen lassen.

Welche Rolle spielt die Rückwand und ihre Beschaffung bei der Küchenplanung ?
Grundsätzlich muss eine Rückwand einfach zu reinigen sein. Dafür eignen sich Glas, aber auch Fliesen oder Platten. Die Rückwand hat eine ganz andere Funktion als die Küchenabdeckung. Früher hat man oft das Material der Arbeitsfläche hinten an die Wand gebaut. Das erscheint mir allerdings wenig durchdacht. Wir bestimmen die Rückwand häufig erst nach dem Einbau der Küche. Dann sehen wir zusammen mit der Bauherrschaft, was der Raum erlaubt und was es für Möglichkeiten gibt. Der Vorteil der Rückwand ist, dass man diese ohne grösseren Aufwand überkleben oder austauschen kann, wenn sie einem nicht mehr gefällt.

Worauf soll man bei der Rückwand besonders achten ?
Eine saubere Lösung bietet Kunststoff oder Glas, weil es vom Material her nicht so aufdringlich wirkt. Ich selbst bevorzuge abweisenden Anstrich, den man einfach reinigen und abwaschen kann. Da man heute Arbeitsplatten, die bis zu 80 Zentimeter tief sind, verbaut, hat die Bedeutung der Rückwand deutlich abgenommen. Weil die Arbeitsflächen heute deutlich grösser sind, ist Schmutz an der Rückwand und auf dem Küchenboden deutlich weniger ein Thema als Flecken auf den Kleidern.

Die Arbeitsplatte ist eine Werkbank
Stefan Hug, Geschäftsführer Kissling werk statt ware AG kissling-reiden.ch
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