Klein und fein

Für das Badezimmer wird oft wenig Platz eingeplant. Dies bestätigt auch Experte Herbert Würsch. Im Interview erklärt er, wie ein kleines Bad mehr Raum gewinnt.

Klein und fein
Dank grossem Spiegelschrank reicht hier eine kleine Ablagefläche für weitere Utensilien.
Text Donika Gjeloshi | Fotos Aqwa AG
Für das Badezimmer wird oft wenig Platz eingeplant. Dies bestätigt auch Experte Herbert Würsch. Im Interview erklärt er, wie ein kleines Bad mehr Raum gewinnt.
Herbert Würsch, Herbert Würsch, wie viele Quadratmeter sollte man für ein Badezimmer einplanen?
Ein Schweizer Durchschnittsbad ist rund 7 m² gross. Etwas mehr Platz wäre natürlich für Komfort und Entspannung wünschenswert. Aber mit einem gut durchdachten Einrichtungskonzept kann man auch aus kleineren Bädern eine Wohlfühl-Oase machen. Heute werden Badezimmer oft integriert mit Ankleide und Schlafzimmer geplant. Leider werden dabei die Badezimmer immer noch zu klein bemessen. Ein Badezimmer sollte mindestens 10 m² gross sein.Make-up, Rasierapparat, Zahnbürste, Pflegeprodukte, Tücher, Toilettenpapier, Putzmittel, Wäschekorb usw. Wie kann man all diese Dinge in einem kleinen Badezimmer sinnvoll und stilvoll verstauen?
In einem kleinen Bad muss jeder Zentimeter sinnvoll genutzt werden. Gestaltungselemente und Möbel, die das Bad optisch vergrössern, sind hier gefragt. Immer gut ist ein grosser, wenn möglich sogar komplett versenkter Spiegelschrank. Dieser bietet viel Stauraum, aber durch die Spiegelfläche auch eine optische Raumvergrösserung. Nicht nur die Fläche des Raumes, sondern auch die Höhe sollte optimal ausgenutzt werden. So gibt es heute stilvolle Regale in jeder Grösse für das Bad. Diese bieten Ablagemöglichkeiten für Utensilien oder für Körbchen, die Stauraum schaffen und dekorativ aussehen. Heutige Badmöbel bieten sinnvolle Innenleben mit Einteilungen und Abteilungen. Da findet jedes Fläschchen und jedes Döschen sein Plätzchen. In Wandnischen können auch viele persönliche Dinge stilvoll arrangiert und verstaut werden. Grundsätzlich gilt aber, ein kleines Bad nicht mit Möbeln und Accessoires zu überladen. Weniger ist oft mehr.

Was hat eigentlich wirklich Platz im Badezimmer, und was sollte lieber an einem anderen Ort versorgt werden?
Alle Dinge des täglichen Gebrauchs, also die morgens, mittags und abends verwendeten Hygieneartikel und Kosmetika, sollten immer in Griffnähe sein. Badtextilien, Nachfüllprodukte, Reinigungsmittel usw. können theoretisch auch ausserhalb des Bades gelagert werden. Was man grundsätzlich nicht im Bad aufbewahren sollte, sind Schmuckstücke. Denn die sauren und laugenhaltigen Dämpfe können diese angreifen. Wenn möglich sollten auch Waschmaschine und Tumbler nicht im Bad eingebaut werden. Das Bad soll ja ein Raum der Entspannung und nicht der Arbeit sein. Aber wenn es nicht anders geht, gibt es da natürlich auch spannende und unauffällige Integrations-Lösungen.

Welche Art von Möbeln empfehlen Sie?
Badmöbel mit Sideboard-Charakter machen ein Bad sehr wohnlich und bieten zudem viel Stauraum. Persönlich bevorzuge ich integrierte Becken mit einer Ablage. Aufgesetzte Waschbecken haben zwar den Vorteil, dass sie ein bisschen mehr Stauraum ermöglichen, sind aber weniger einfach zu reinigen. Das ist aber Geschmacksache. Wandhängende, schmale und raumhohe Regale helfen, den Platz oder auch eine Ecke auszunützen. Bei kleinen Bädern lohnt sich oft eine Massanfertigung von Aufbewahrungsmöbeln durch den Schreiner. So wird der Platz optimal ausgenutzt.

«Das Bad sollte man eigentlich so gemütlich wie das Wohnzimmer einrichten.»Herbert Würsch, Inhaber Aqwa-Gruppe

Welche Möbel-Materialien verleihen dem Raum mehr Leichtigkeit?
Momentan geht der Trend bei den Möbelfronten von Holz über Glas bis zu Leder oder Kunstleder. Immer noch sehr gefragt sind matte Oberflächen. Ausschlaggebend für die Leichtigkeit im Bad ist aber nicht nur die Materialwahl, sondern auch die dabei gewählte Farbe. So wirkt zum Beispiel ein Holzmöbel aus dunklem Holz schnell klotzig und schwer. Hingegen bringt eines aus einem hellen Holz die gewünschte Leichtigkeit, Eleganz, aber auch Wärme. Grundsätzlich lassen schlicht gestaltete Möbel den Raum grösser und leichter erscheinen.

Wie kann man das kleine Bad ausserdem grösser wirken lassen?
Helle Farben, sei es bei den Möbeln oder bei der Wandfarbe, lassen den Raum grösser wirken. Man kann aber auch mit den Farbschattierungen arbeiten. So wirkt ein Raum höher, wenn die Decke heller gehalten wird als die Wände. Tiefenwirkung erzielt man, wenn der Boden und eine Wand die gleiche Farbe haben. Fugenlose Wände mit speziellen Wandbelägen oder grossformatige Platten lassen den Raum grösser wirken. Zudem sind weniger Fugen auch pflegeleichter. Nischen sind immer noch sehr gefragt und verbinden das Dekorative mit dem Nützlichen. Bodenebene Duschen und transparente Glaswände weiten ein kleines Bad zusätzlich und lassen Grenzen verschwinden. Rahmenlose Glas-Duschtrennwände erleichtern die Reinigung. In die Wand eingebaute Armaturen schaffen ebenfalls Platz. Spiegelflächen vergrössern den Raum optisch. Die richtige Beleuchtung spielt eine grosse Rolle, denn schlecht ausgeleuchtete Räume wirken immer kleiner.

Wie viele Lichtquellen braucht es?
Es braucht drei Lichtquellen: Die Grundbeleuchtung für die Orientierung im Raum – meist ist es eine Deckenleuchte. Eine gute Gesichtsbeleuchtung beim Spiegel zum Schminken, Rasieren oder Frisieren. Wichtig ist hier die Positionierung, damit es keinen Schattenwurf gibt. Schliesslich ein Licht für das Ambiente. Dazu eignen sich Nischenbeleuchtungen, eine dekorative Stehleuchte oder die dimmbare Grundbeleuchtung.

Wie kann man das kleine Badezimmer ausserdem wohnlich gestalten?
Das Bad sollte man eigentlich so gemütlich wie das Wohnzimmer einrichten: das Möbel wie ein Sideboard platzieren, Bilder aufhängen, kleine Ablagen an die Wand hängen, dekorative Leuchten wählen oder die Wände farbig gestalten. Auch Tapeten – es gibt ganz tolle und aussergewöhnliche wasserfeste Tapeten – oder Holzwände machen das Bad heimelig und verleihen einen individuellen Charakter. Beim Bodenbelag kann man für mehr Wohnlichkeit ruhig auf Parkett setzen, das ist absolut kein Problem im Nassbereich. Kleine Sukkulenten oder Grünpflanzen machen ein Bad zusätzlich behaglich.

«Leichtigkeit im Bad erzielen Sie mit hellen Farben und schlichten Formen.»Herbert Würsch, Inhaber Aqwa-Gruppe

Klein und fein
Herbert Würsch, Interior Designer und Inhaber Aqwa-Gruppe. Aqwa AG www.aqwa.ch
Klein und fein
Im kleinen Bad eignen sich barrierefreie Duschen mit transparenten Glastüren, denn sie lassen Grenzen verschwimmen und erweitern somit den Raum.
Klein und fein
Schlichte Formen und helle Farben verleihen dem kleinen Badezimmer Leichtigkeit. Helles Holz strahlt dabei eine warme Atmosphäre aus.
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Badmöbel mit Sideboard-Charakter schaffen Stauraum und gestalten das Bad wohnlich.
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