Mut zum Ungewöhnlichen
Wenn die Bauherrin eine Designerin ist, steht selbst ein knappes Budget einer charaktervollen Einrichtung nicht im Weg. Die Küche, die ursprünglich für einen ganz anderen Zweck geplant wurde, wird dabei zum Star des Wohnraums.

Harmonie mit Charakter
«Ich dachte immer, dass ich bei mir zu Hause eine Küche einbauen würde, die ich auch selbst designt habe: goldene Fronten und eine Arbeitsplatte aus Beton», erinnert sie sich. Die Ausstellungsküche wurde von jemand anderem gestaltet, obschon es Olivia Staeheli war, welche die Frontfarbe Taupe ins Forster-Sortiment einführte. «Hätte mir das jemand gesagt, ich hätte es niemals geglaubt», lacht die Designerin. Eine lange Zeile mit drei Hochschränken und eine Insel mit Frühstücksbar: Das waren die Elemente, die es einzupassen galt. «Ich liess einen der Hochschränke weg und änderte die Geräteeinteilung leicht», sagt die Bauherrin. So passte die Küche in die Wohnung – neben der Zeile blieben allerdings noch 30 cm Platz. «Ich überlegte mir, dort eine Blende oder ein offenes Regal zu machen, aber das gefiel mir nicht», erklärt Olivia Staeheli. Um die Lücke als legitimen Teil des Ganzen darzustellen, beschloss sie, die ganze Wand zu einem grafischen Element zu machen. «Die Farbe der Küche hatte mir schon immer gefallen, aber die Kombination mit der weissen Abdeckung und der Bar in Räuchereiche fand ich ein wenig zu brav», sagt sie. «Ich bin nicht der Typ für komplett harmonische Einrichtung – ich mag Dinge, die gerade an der Grenze dessen sind, was noch funktioniert.» Das passende Gestaltungselement fand sie in einer Tapete des Glasgower Design-Hauses Timorous Beasties, die mit einem intensiven Muster aus bunten Farbspritzern aufwartet. «Die Tapete spielt mit der Küchenfarbe, ohne sie Ton-in-Ton aufzunehmen», erklärt Olivia Staeheli. «Solche individuellen Lösungen, die keinem Trend folgen, sind auch zeitlos.» Ein ruhiger Parkettboden aus weiss geölter Eiche zieht sich bis in die Küche durch. Dass man ihm irgendwann Gebrauchsspuren ansehen könnte, stört die Wohnungsbesitzerin nicht. «Sobald der erste Fleck passiert ist, macht man sich um den Boden keine Sorgen mehr», verrät sie.
Rundum ausgestattet
Bei allen Design-Ansprüchen bleibt die Forster-Küche praktisch. Die robusten Stahlfronten wurden teilweise grifflos ausgeführt und lassen sich mit Tip-On-Funktion öffnen. Die Abdeckung in Marmor-Optik besteht aus Keramik, einem pflegeleichten und widerstandsfähigen Material. Im Bereich der Küchenzeile wurde auch die Rückwand damit eingekleidet. Die Spüle von Eisinger wurde unter der Keramikplatte montiert. Einen besonderen Akzent setzt die schwarze Wandarmatur von Dornbracht. «Wandarmaturen wollen sehr genau geplant sein, sind dafür aber sehr ästhetisch», sagt die Bauherrin. «Ausserdem bleibt so mehr Platz auf der Arbeitsfläche.» Die Kochzone auf der Insel wurde mit einem Induktionskochfeld von Bora ausgestattet. Der ins Kochfeld integrierte Tischlüfter erlaubt eine freie Sicht über die Insel in den Wohn- und Essbereich.
Die Dimensionen der grossen Kochinsel bereiteten Olivia Staeheli in der Bauphase etwas Sorgen: Würde sie wirklich Platz haben? Wären alle Durchgänge genug breit? Würde die Insel nicht zu weit in den Eingangsbereich ragen? «Hätte man auf einem leeren Grundriss angefangen, eine Wunschküche zu zeichnen, hätte man die Insel kaum so gross gemacht», sagt sie. «Und das wäre schade gewesen! Denn sie funktioniert ausgezeichnet. Diese Küche und ich, wir sind richtig zusammengewachsen.»





