Wertarbeit aus einer Hand

Haben Sie sich schon einmal gefragt, wie viel Arbeit in einer hochwertigen Küche steckt? Um einen Eindruck davon zu bekommen, hat die Herzog Küchen AG Einblick in die Produktion in Unterhörstetten TG gewährt.

Wertarbeit aus einer Hand
Text Donika Gjeloshi | Fotos Tanya Hasler
Haben Sie sich schon einmal gefragt, wie viel Arbeit in einer hochwertigen Küche steckt? Um einen Eindruck davon zu bekommen, hat die Herzog Küchen AG Einblick in die Produktion in Unterhörstetten TG gewährt.
Nichts lädt mehr zum Kochen ein als eine elegante, funktionale und praktische Küche. Bis eine solche der Bauherrschaft zur Verfügung steht, müssen bei der Produktion verschiedene Arbeitsschritte mit Präzision und Leidenschaft durchlaufen werden. Im Falle der Herzog Küchen AG steckt in den Endprodukten die handwerkliche Erfahrung aus über einem Jahrhundert, was ein Stück Wirtschaftsgeschichte widerspiegelt.

Tradition, Handwerk und Leidenschaft

Das Familienunternehmen wurde 1912 als Garagenschreinerei gegründet und verrichtete in seiner Anfangsphase diverse allgemeine Schreinerarbeiten. Im Zuge des wirtschaftlichen Aufschwungs wurden in den 50er- und 60er-Jahren Einbauküchen zum Thema, da sie den sich neu entwickelnden Wohnarten entsprachen. Die Küche wandelte sich immer mehr vom Arbeitszimmer zum Wohnraum, wodurch sich natürlich auch die Ansprüche, die an eine Küche gestellt wurden, veränderten. Die Herzog Küchen AG erkannte diese Entwicklung und begann sich ab 1955 auf den Küchenbau zu spezialisieren. «Anfangs wurde ein ganzes Buffet noch am Stück zusammengebaut und mit Pferd und Wagen ausgeliefert», erzählt Marc Herzog, der das Familienunternehmen in der vierten Generation begleitet. Ab 1970 wurde mit der Erweiterung der Produktionsstätte die industrielle Fertigung von Küchen vorangetrieben. Erstmals kamen automatisierte Maschinen zum Einsatz und verringerten den Einsatz der Handarbeit. Trotz dem industriellen Wandel ist die Handarbeit im Küchenbau auch heutzutage immer noch unerlässlich, denn so kann auf Spezialwünsche eingegangen und können individuelle Bedürfnisse berücksichtigt werden. Bei extravaganten Küchen wird immer noch einiges von Hand gefertigt, während bei einer standardisierten, einfachen Küche der Anteil maschinell hergestellter Komponenten rund 80 Prozent beträgt.

Eine traditionsreiche Unternehmung wie die Herzog Küchen AG zehrt natürlich auch von den handwerklichen Fähigkeiten ihrer Mitarbeiter. «Flache Hierarchien, generationenübergreifende Zusammenarbeit, Bescheidenheit und eine langfristige Denkweise bilden das Fundament unseres Familienunternehmens», erklärt Marc Herzog. Diese Werte werden auch von den 170 Mitarbeitenden an vier Standorten, davon 60 Mitarbeiter in der Fertigung, geschätzt, wobei der langjährigste Mitarbeiter bereits seit 46 Jahren im Dienste der Herzog Küchen AG steht. Heinz Brüllhardt begann am 13. April 1971 seine Schreinerlehre im Familienunternehmen und hat seither verschiedenste Funktionen wahrgenommen sowie die Entwicklung des Küchenbaus hautnah miterlebt. Heute ist er für die Lackiererei zuständig, doch er erinnert sich noch gut an eine der ersten Küchen, die er für einen Architekten geschreinert hatte. «Der Architekt hat mir damals einen persönlichen Brief zum Dank geschrieben, er hängt immer noch an meinem Spind», erzählt Brüllhardt. Dieser Brief erinnere ihn jeden Morgen daran, dass seine Arbeit geschätzt wird und anderen Menschen Freude bereitet.

Effizient und am Puls der Zeit

«Wir sind stolz darauf, dass wir Küchen aus einer Hand und damit einen Rundumservice von der Planung über die Produktion bis zum Kundendienst nach Einbau der Küche anbieten können», erklärt Marc Herzog. Das Konzept einer Küche wird durch die Verkaufsabteilung geregelt. Die technische Feinplanung mit CAD-Programm erfolgt anschliessend innert zwei Wochen. Danach besteht der erste Arbeitsschritt im Zuschnitt der Rohteile und ihrer Bekantung. Stehen alle Teile bereit, werden sie zu einem Korpus zusammengesetzt. Das Grundmodul wird mit dem Innenleben der Küche und der Schubladen ergänzt und über die Spedition direkt zur Baustelle geliefert. Da die Herzog Küchen AG über kein grosses Lager verfügt, wird grundsätzlich «Just in Time» produziert. Nach einer Vorlaufzeit von sechs bis acht Wochen ist eine Küche in der industriellen Fertigung innerhalb von drei Tagen lieferbereit. Sonderfertigungen brauchen wesentlich mehr Zeit. Auf diese Weise werden auf 7000 m² Produktionsfläche pro Jahr etwa 4000 Küchen hergestellt. Ein häufiges Problem, mit dem sich die Herzog Küchen AG konfrontiert sieht, ist, dass die Küchen zwar pünktlich produziert werden, aber aufgrund von anderen Verzögerungen im Hausbau noch nicht ausgeliefert werden können. Am Hauptsitz in Unterhörstetten findet nicht nur die Produktion statt. Im Showroom werden 14 verschiedene Küchen ausgestellt, um den Kunden einen Einblick in die Formensprache und Materialvielfalt zu gewähren. Das beliebteste Material für Küchenfronten sind kunstharzbeschichtete Platten in zurückhaltenden Farbtönen wie Weiss oder Greige. Die Arbeitsflächen sind typischerweise aus Granit oder künstlich hergestellten Quarzsteinen, die unifarben angeboten werden können. Ein anderes wichtiges Material ist Chromstahl, das vielseitig verwendet wird. Neuerdings wird auch Keramik als Arbeitsfläche eingesetzt. Wer es ein wenig exotischer mag, kann auch auf Materialien wie Mineralstoffe, Glas oder Holz zurückgreifen. Die grosse Materialvielfalt wirkt einerseits bereichernd für die Herzog Küchen AG, stellt andererseits aber auch eine Herausforderung dar. «Die Schwierigkeit besteht darin, sowohl das Verkaufspersonal als auch die Kunden mit innovativen Ideen nicht zu überfordern. Die Erfahrungen meines Vaters und Onkels helfen mir abzuschätzen, welche Ideen umsetzbar und welche zu ambitioniert sind», beschreibt Marc Herzog die Kommunikation in der generationenübergreifenden Unternehmensführung. Neben dem Qualitätsprodukt ist dem Familienunternehmen auch die soziale Arbeitsatmosphäre wichtig. Die zufriedenen Gesichter, die man in der Produktion antrifft, und die Treue der Mitarbeiter zeigen, dass die Wertschätzung auf Gegenseitigkeit zu beruhen scheint.

«Der Dankesbrief eines Architekten bereitet mir noch heute grosse Freude.»Heinz Brüllhardt, Lackierer bei Herzog Küchen AG

Wertarbeit aus einer Hand
Marc Herzog begleitet seit 2009 das Unternehmen in der vierten Generation. Als gelernter Schreiner und Holzingenieur brachte er das nötige Fachwissen mit.
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In der technischen Planungsphase werden die Küchenbausteine genau ausgemessen. Anschliessend wird der Auftrag für die Produktion erteilt.
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Sind alle Einzelteile vorbereitet, werden sie in der sogenannten Fertigungsstrasse zu einem Korpus zusammengesetzt.
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In der Schreinerei wird hier einem speziell geformten Korpus der letzte Schliff verliehen.
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Sockel-Rohteile stehen für die Weiterverarbeitung bereit.
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Grifflose Küchen sind sehr gefragt. Giuseppe Frisullo verleimt die Metallprofile mit der Schranktür.
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Während bei standardisierten Platten die Kanten maschinell verleimt werden, ist bei aussergewöhnlichen Formen exakte Handarbeit gefragt.
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Nachdem der Korpus zusammengesetzt wurde, müssen weitere Komponenten wie Schubladen und Tablare montiert werden. Anschliessend werden sie verpackt und in der Spedition zur Lieferung bereitgestellt.
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Täglich werden bis zu 50 m² Flächen von Hand lackiert. Heinz Brüllhardt arbeitet schon seit 46 Jahren im Unternehmen und hat diverse Funktionen wahrgenommen.
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Von rustikalem Holz bis zu super mattem Kunstharz. Im Showroom bekommt der Kunde ein erstes Gefühl von seiner neuen Küche.
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