Kein Stein zu viel, keiner zu wenig
Harmonisch, in Rot und Rosttönen, mit Licht-und Schattenspielen und einer Offenheit auf zwei Ebenen: So präsentiert sich ein einladender Felsengarten mit Bio-Pool, Feuerring und japanischem Ahorn.
Ohne dominant zu wirken, prägen Felsen den Garten. Die Steinsetzungen bilden verschiedene Gartenräume, vermitteln zwischen zwei neu entstandenen Ebenen und lassen gemütliche Plätze zum Sitzen und Entspannen entstehen. Davor und dazwischen wachsen Iris und kissenförmig geschnittene Azaleen in verschiedenen Farbvariationen. Die Kalkfelsen, jeder ein Unikat mit eigener Textur und Form, stammen aus einem regionalen Steinbruch. Wohn und Aussenraum sind eng verbunden in dieser Umsetzung für die Familie Brunner* in Münsingen.
Auf der Suche nach etwas Besonderem stiess die Bauherrin Eva Brunner auf die Website von Gartenkultur und realisierte, dass die Firma viele ihr schon bekannte Projekte gestaltet und umgesetzt hatte. Rund zehn Monate nach der Kontaktaufnahme spricht die Familie mit zwei erwachsenen Töchtern von erhöhter Ausgeglichenheit und einer Life-Balance-Veränderung, die der neue Garten in ihr Leben gebracht habe. Dass 4,5 Tonnen schwere Felsen in ihren Garten passen und sie dabei noch Wohnraum dazugewinnen würden, hätte die Familie Brunner nicht erwartet. Doch nun scheint ihnen kein Stein zu viel, keiner zu wenig. Um das zu ermöglichen, haben im unteren Loungebereich sechs Lastwagen Material und Schutt abgeführt. Der obere Garten lag zuvor ganze vier Meter näher am Haus und löste eine gewisse Enge aus, der Aussenraum wirkte viel kleiner. Die neue Raumeinteilung, erreicht durch das Einbauen von Treppen und Wegen, erbrachte eine Optimierung des Grundstücks. An diesem ist auch speziell, dass es hinten an eine viel befahrene Strasse grenzt. Deshalb entschied man sich, den Weg zwischen Sträuchern auf die Strasse zu führen. Die Familie geht also um einen Sichtschutz aus kaum auswucherndem Bambus Fargesia robusta Campbell herum, um ihren Garten zu verlassen.
Die japanisch inspirierte Begrünung
Zum vegetabilen Sichtschutz erklärt Ben Uhlmann, Architekt Gartenkultur: «Wichtig war den Auftraggebenden, dass die Pflanzen so angeordnet werden, dass sie sich im Garten geschützt fühlen, nicht zuletzt vor neugierigen Blicken von Passantinnen und Passanten. Ein besonderer Wunsch, den sie zudem eingebracht hatten, war der Kiwibaum, weil sie die Frucht mögen. Wir bauten also ein Gestell für den Kiwibaum, der gleichzeitig Schutz bietet. Jedoch werden die Früchte der Pflanze sehr schwer. Um sie als Pergola aufzuhängen, setzten wir Stahlträger ein.» Wasser war ein weiteres Anliegen, aber ein Pool war kein Muss, viel eher ein Becken zum Abkühlen nach der Sauna. Den aus dieser Idee entstandene beleuchtete Bio-Pool, der durch Sonnenlichtreflexionen auf der Wasseroberfläche Licht ins Wohnzimmer bringt, wollten sie ursprünglich nicht dort haben, wo er sich jetzt befindet. Denn dort stand ein sehr alter Ahorn. Dieser wurde zusammen mit anderen alten Gehölzen versetzt und übt nun weiter oben im Garten seine Strahlkraft aus.
Gemäss dem japanischen Thema besteht die Bepflanzung aus Camellia japonica sowie Azalleenkugeln, die zur Trennung des oberen und unteren Sitzplatzes eingesetzt wurden und in der Blütezeit in starken Farben leuchten. In Japan sei das Schneiden viel wichtiger als die Pflanze selbst, betont Ben Uhlmann. Zusammengewachsene Kugeln werden zu einer Welle geschnitten, die durch den Garten führt. Das Immergrün Equisetum übernimmt die Linie des Bambus: Diese Geradlinigkeit lässt den Garten optisch grösser wirken. Das Holz nimmt dieselbe Kontur wieder auf, so laufen die Linien durch den gesamten Garten. «Ich habe eine Föhre gesetzt, die wir vor langer Zeit aus einem anderen Garten gerettet und zwischenzeitlich in unserer eigenen Baumschule gepflegt haben», erzählt Ben Uhlmann, «Neu geschnitten wie ein Bonsai, hat sie nun ein neues Zuhause über dem Wasser gefunden».
Lauschige und tief gelegte Plätze
Die fernöstliche Inspiration zieht sich sanft durch die gesamte Gestaltung und ist beim Loungekonzept besonders ausgeprägt. Die Aussicht vom kleinen Wohnraum in den Garten mit Möbeln auf dem Sitzplatz zu verstellen, wollte man auf jeden Fall vermeiden. Oder mit Ben Uhlmanns Worten: «Wir mussten aufpassen, dass wir nicht einen schönen Garten machen und dann alles mit Möbeln vollstellen. Wir haben den Raum vergrössert, indem wir in die Tiefe und in die Höhe gegangen sind.» Um das zu erreichen, wurde ein japanisches Prinzip angewendet: Zum Essen geht man «in den Boden». Der Loungebereich wurde entsprechend abgesenkt, sodass er nicht über den Fensterrand reicht. Es ist ein interessanter Ansatz für kleine Gärten, die Möblierung schon in der Projektplanung zu konzipieren. Entsprechend wurden die Gartenmöbel von der hauseigenen Schreinerei von Gartenkultur hergestellt und konzeptionell eingebaut. Die passenden Outdoor-Kissen haben die richtige Höhe, die richtige Dicke und den richtigen Winkel, damit die Familie Brunner bequem sitzen und ihren Garten geniessen kann.