Zweite Chance für den Garten
Im Kanton Bern hat eine Familie ihrem Garten eine zweite Chance gegeben. Die Planer der Gartenkultur AG haben es dabei geschafft, dass der Platz im Freien nun ein Lieblingsort ist.
Tatsächlich spielten die Hauseigentümer mit dem Gedanken, ihre Liegenschaft zu verkaufen, da sie ihren Garten kaum nutzten. Das überraschte den Gartenplaner Ben Uhlmann nicht: «Der Garten war teilweise aufgeschüttet, um möglichst viel Land zu gewinnen. Der dadurch entstandene Hang verlief schräg zum Haus. Das passte nicht zur Hausarchitektur und erschwerte erst recht die Pflege des Gartens. Der Rasen an der Kante der Aufschüttung konnte nicht gemäht werden. Ausserdem war der Boden für die Bepflanzung qualitativ schlecht.» Inspiriert von der Gartengestaltung der Nachbarn wandte sich das Ehepaar an deren Landschaftsarchitekten. Die Bauherrschaft wollte prüfen, ob sich die Gartengestaltung für sie lohnt oder ob der Verkauf der Liegenschaft in ihrem Fall doch sinnvoller ist.
Zurück zu mehr Natürlichkeit
Das Haus grenzt auf der einen Seite an eine belebte Strasse und auf der anderen Seite an unverbaubares Kulturland. Der Aussenbereich nimmt dabei 850 Quadratmeter des Grundstücks ein. Weil der Garten aufgeschüttet war, hörte man den Strassenverkehr sehr gut. «Wir haben beschlossen, den Garten tiefer zu legen, damit der Lärm weniger stark wahrgenommen wird. Unsere Idee war es auch, die Hanglage zu beleben und qualitativ hochstehende Fläche zu gewinnen», erklärt Ben Uhlmann die Ausgangslage.
Also haben er und sein Team ein Konzept erstellt, das vorsah, die Gartenzonen in den Hang hineinzuarbeiten. «Insgesamt haben wir 100 Kubikmeter Erde abgeführt und damit die Topografie des Gartens zurückverwandelt», sagt Ben Uhlmann. Diese steht neu immer im rechten Winkel zum Haus. Bei der Erstellung des Konzepts hat der Fachmann den Garten in Räumen gedacht und vom Grossen ins Kleine geplant. Da der Garten für eine Familie mit erwachsenem Kind geplant wurde, mussten keine Möglichkeiten für kurzfristige Anpassungen einbezogen werden.
Vier Elemente im Einklang
Wichtig war zunächst eine grosse Rasenfläche, auf welcher der Hund spielen kann. Und das ist bereits das erste Highlight: «Wir haben einen InfinityRasen geplant, den man von allen Sitzbereichen aus wahrnimmt», erklärt Ben Uhlman. Wie man es von den InfintyPools kennt, bei denen das Poolwasser mit dem natürlichen Gewässer am Horizont zu verschmelzen scheint, bildet hier die private Gartenfläche einen nahtlosen Übergang zum angrenzenden Kulturland. Akzentuiert wird das durch die feinen Kanten der Stahlplatten, die zwei Meter tief in den Hang verankert sind und diesen gleichzeitig sichern. Dazu hat der Landschaftsarchitekt Pflanzen ausgesucht, die zwei Meter hoch werden können: Hortensien, Perückenstrauch und Tantau Rosen wirken dann wie ein Blumenfeld vor gemähter Rasenfläche und verändern die Dimension des Gartens je nach Jahreszeit.
Das Aussenwohnzimmer gestaltete Ben Uhlman als Nische mit Lounge und Feuerring. Den Koch und den Badebereich fasste er zusammen. Im ersten Moment scheint das ein Widerspruch in sich. Doch die Kombination ist durchdacht. «Der Bauherr ist ein Gourmet und liebt es zu kochen. Die Bauherrin liebt das Wasser und wünschte sich einen Pool. Als Verbindung habe ich zusätzlich eine Bar vorgesehen, damit das Paar so miteinander kommunizieren kann.» Der Essbereich ist offener platziert auf einem Holzdeck und mit Weitblick auf die Landwirtschaft. Der Sitzplatz ist von einem Brunnen flankiert, der mit sanftem Plätschern den Verkehrslärm zusätzlich dämmt. Vom Sitzplatz aus führt der Blick über das Poolwasser zum Flammenspiel im Feuerring. «Der Feuerring ist hoch genug platziert, sodass das Feuer von hier aus wie auf dem Wasser zu schweben scheint. Das ist mein persönliches Highlight-ein Wow Moment», schwärmt Ben Uhlmann.
Transparenz ist Trumpf
Insgesamt sieben Monate dauerte die Planung dieser Gartengestaltung. Die Umsetzung dauerte weitere fünf Monate. «Die Zeit, welche die Gartengestaltung in Anspruch nimmt, ist nicht zu unterschätzen», betont Ben Uhlmann, denn Baubewilligungen können bereits viel Zeit kosten. Die Planung sei immer ein Prozess. Diesen brauche es, um die Bedürfnisse zu erkennen. Beispielsweise plante Ben Uhlman den Sitzplatz an einem für ihn denkbaren Ort. Als der Bauherr sich dort stehend einfühlte, musste er feststellen, dass ihm an dem ausgesuchten Ort unwohl war. Also feilte der Landschaftsarchitekt erneut am Entwurf. «Unsere Konzepte erstellen wir immer detailliert und bis zur Möblierung. Nicht weil wir unser Gartenmöbelangebot anpreisenmöchten, sondern weil wir eine klare Vorstellung vermitteln wollen. Nur so können wir die Wünsche der Bauherrschaft mit unseren Ideen abgleichen und besser auf die Bedürfnisse der Kundschaft eingehen.» Der Aufwand sei für ihn kein Grund, das Konzept umsetzen zu müssen. Während der Konzeptionsphase habe die Bauherrschaft nämlich sehr lange die Möglichkeit, auszusteigen und das Projekt doch nicht zu realisieren. Er empfehle Bauherrschaften jeweils auch, mit der Konkurrenz zu vergleichen, damit sie sich bewusster entscheiden könnten. Mit dieser ehrlichen und transparenten Arbeitsweise fördert Ben Uhlmann das Vertrauen zum Kunden, das ihm nebst der zwischenmenschlichen Chemie für ein gelungenes Resultat sehr wichtig ist. Ausserdem rät er, sich von vornherein gut zu überlegen, ob man einen Garten brauche und haben möchte. «Ein Garten ist wie eine Beziehung, die Zuwendung benötigt. Wenn man keine Zuwendung geben kann oder möchte, reicht vielleicht ein Balkon.» Auch diese Bauherrschaft liess ein Konzept von der Konkurrenz erstellen. Doch vermochte das von Ben Uhlman sie besser zu überzeugen, sodass sie ihrem Garten eben eine zweite Chance geben wollte. Und es hat sich gelohnt der Garten ist zu ihrem wertvollsten Raum geworden, dem sie nun die Zuwendung geben, die er verdient hat.