Balanceakt
Auf einem schmalen, steil abfallenden Grundstück in Dornbirn, steht ein Haus, das Geschichten erzählt – von mutiger Architektur und sensibler Einbindung in die Natur.

Steil schlängeln sich die Strassen durch die Berge, vorbei an Wäldern und verstreuten Weilerhäusern. Auf 724 Metern Höhe, unterhalb der denkmalgeschützten Ottilienkapelle in Dornbirn, öffnet sich ein beeindruckendes Panorama: das Rheintal, die Schweizer Berge und die Weiten des Bodensees. Hier befindet sich das Grundstück der Familie, das trotz einzigartiger Lage das Planungsteam vor diversen Herausforderungen stellte: Wie schafft man es, die schöne Aussicht zu nutzen, dabei jedoch den Charakter des Ortes zu wahren und das Haus harmonisch in die Umgebung einzufügen? Für das Architekturteam von Berktold Weber wurde diese Aufgabe zu einem Balanceakt zwischen Funktionalität und emotionalem Mehrwert.

Mit Weitblick und Privatsphäre
Als sich die Bauherrschaft an das Architekturbüro wandte, hatte sie klare Vorstellungen von ihrem zukünftigen Zuhause. Sie wünschten sich ein Haus, das Licht und Weite, Räume für Begegnungen, aber auch Rückzugsmöglichkeiten bietet. Modern und geradlinig sollte es sein, gleichzeitig aber Wärme und Geborgenheit ausstrahlen. «Die Topografie war eine Herausforderung, aber auch eine Quelle der Inspiration», beschreiben die Architekten Philipp Berktold und Helena Weber die Ausgangssituation. Tatsächlich nutzt der Entwurf die steile Hanglage geschickt aus: Jedes der drei Geschosse hat einen direkten Zugang zum umliegenden Gelände. Zum Tal hin öffnet sich das Haus und lädt die Natur ein, Teil des Wohnraums zu werden. Bergseitig hingegen bleibt das Gebäude zurückhaltend, fügt sich in die bestehende Bebauung ein und gliedert sich so behutsam in die Siedlungsstruktur ein. Das moderne Satteldach greift traditionelle Bauformen auf und passt sich den Höhen des Geländes an. Es neigt sich zur Hangkante hin ab und verstärkt so den Bezug zur Landschaft. «Uns war es wichtig, die Besonderheiten des Ortes zu respektieren und eine Architektur zu schaffen, die auf die Gegebenheiten reagiert, statt sie zu dominieren», erklären die Projektverantwortlichen.

Symbiose aus Funktion und Ästhetik
Nach rund zwei Jahren Planungs- und Bauzeit ist ein Haus entstanden, das durchdachte Funktionalität mit gestalterischem Anspruch verbindet. Die drei Etagen sind so konzipiert, dass sie den unterschiedlichen Bedürfnissen der Familie gerecht werden. Das oberste Geschoss beherbergt den Eingangsbereich mit integrierter Garage und gibt den Ton für die gesamte Gestaltung an: Das geneigte Dach bleibt im Innenraum spürbar und schafft eine angenehme Geborgenheit. Eine Galerie verbindet den Eingangsbereich mit der darunter liegenden Wohnebene, die den familiären Mittelpunkt bildet. Loftartig als Abfolge verschiedener Raumzonen gestaltet, ermöglicht diese Ebene gemeinsame Aktivitäten, während grosse Fensterflächen den Blick in die weite Landschaft freigeben. Talseitig schliesst sich ein Pool an, der dank seiner sonnigen Lage fast ganzjährig genutzt werden kann.
Im Erdgeschoss, das in den Hang gegraben ist, finden sich praktische Räume wie Lager und Hauswirtschaftsraum, aber auch Rückzugsorte: Einen Spielflur, eine Bibliothek und eine geschützte Gartenterrasse laden zum Verweilen ein. Die Terrasse wird an warmen Sommerabenden zum Dreh- und Angelpunkt – perfekt für Grillfeste oder ruhige Momente in der Natur.

Materialien und Technik im Einklang
Ein besonderes Augenmerk wurde auf die Materialwahl gelegt, die den natürlichen Charakter des Hauses unterstreicht. Kalkputz, Spachtelböden und gebeizte Holzmöbel schaffen eine warme und zugleich moderne Atmosphäre. Nicht nur ästhetisch, auch in technischer Hinsicht setzt das Haus Massstäbe: Eine Erdwärmepumpe sorgt für nachhaltige Wärmeversorgung, während ein Kaminofen und eine kontrollierte Be- und Entlüftung das Raumklima optimieren. «Wir wollten ein Haus schaffen, das nicht nur optisch anspricht, sondern auch ökologisch und funktional langfristig überzeugt», betonen Helena Weber und Philipp Berktold abschliessend. ||
