Durchblicke und Ausblicke
Nahe am Wald und mit Aussicht auf das Aaretal und die Jurakette – an dieser exklusiven Lage geniesst eine Familie ihr neues Zuhause.
Rund 30 Jahre lag diese Parzelle brach. Bevor sie der Landwirtschaftszone zugewiesen werden konnte, beschloss die Bauherrschaft, auf diesem Familiengrundstück zu bauen. Sie spielte mit dem Gedanken, Reihenhäuser zu erstellen und zu vermieten, da sie schon in einem Einfamilienhaus lebte. Da das aufgrund der Bauvorschriften nicht erlaubt war, entschied sich das Paar, ein neues Einfamilienhaus zu bauen und jenes, in dem sie wohnten, zu verkaufen.
Ein Blütenzauber weist den Weg zur Eingangstür des Neubaus. Diese befindet sich im Untergeschoss. Die erste Ebene des Hauses ist damit komplett im Erdreich integriert. Das grosse Volumen nimmt man deshalb von aussen gar nicht wahr. «Das Grundstück ist der Zone W1 zugeordnet. Das bedeutet, dass das Einfamilienhaus nur eingeschossig sein durfte», erklärt Reto Tormen, Architekt und Inhaber von Tormen Architekten AG und verantwortlich für den Bau. Abgrabungen für den Zugang und die Garage sowie das Attikageschoss waren unter Einhaltung der vorgegebenen Masse erlaubt. Die baulichen Bedingungen und die Topografie ermöglichten also ein Haus mit drei Ebenen unterschiedlicher Grösse, auf welchen das gewünschte Raumprogramm realisiert werden konnte.
Von direkten und indirekten Gestaltungseinflüssen
Das alte Haus, in dem die Familie vorher wohnte, hatte der Vater des Bauherrn gebaut. Es war ein Landhaus. In der Gestaltung habe es den Neubau nicht beeinflusst, sagt die Bauherrin. Indirekt jedoch schon, denn der Sitzplatz und der Pool sind nicht nach Süden ausgerichtet, sondern nach Norden. Das sei viel angenehmer, da es hier nicht zu heiss werde und die Familie so mehr Privatsphäre geniesse.
Der Wunsch der Bauherrschaft nach einem L-förmigen Baukörper und einem Pool sowie die Aussicht auf das Aaretal trugen zum Design des Hauses wesentlich bei. Aus der Vogelperspektive wird ersichtlich, dass das «L» gespiegelt ist. Die kürzere Seite beherbergt die Küche und das Wohnzimmer. Auf der längeren Seite sind drei Schlafzimmer, eines davon mit offenem Bad. Das Hauptschlafzimmer mit Bad en Suite befindet sich im Attikageschoss. Aufgrund der baulichen Vorschriften ergaben sich dort zwei Terrassen. Eine davon erschliesst an der östlichen Fassade das Hauptschlafzimmer und das dazugehörige Badezimmer. Die zweite Terrasse ist separat zugänglich und talseitig ausgerichtet. «Im Moment nutzen wir diese Terrasse kaum, weil wir rundum so viele Gartenplätze haben. Vielleicht wird die Dachterrasse später ein Thema, wenn die Kinder älter sind», sagt die Bauherrin.
Raumhohe Fenster und ebensolche dunkle Türen sowie das kunstvolle Metallgeländer sind die zeichnenden Gestaltungselemente. Der Architekt legte grossen Wert auf eine stringente Linienführung. Das beweist unter anderem das äussere Erscheinungsbild, das von einer regelmässigen Abfolge von dunklen und transparenten Flächen geprägt ist. Das ist auch der Grund, weshalb im Attikageschoss eine Tür eingebaut wurde, die in den luftleeren Treppenraum führt. Die Durchsicht im ganzen Haus wird im Inneren mit dem Treppengeländer übersetzt, das den Wohnbereich von der Küche trennt. Je nach Winkel öffnet oder schliesst sich der Durchblick zwischen Esstisch und Sofalandschaft.
Von Herausforderungen und Zukunftsplänen
Die Bauherrschaft hat auf Empfehlung zu Reto Tormen gefunden. «Wir waren vorher mit einem anderen Architekten im Gespräch, doch dessen Entwürfe waren auf diesem Grundstück gar nicht umsetzbar», erzählt die Bauherrin. Mit ihrem neuen Architekten waren sie sehr zufrieden. Für Reto Tormen war dieser Auftrag eines seiner ersten grösseren Projekte im gehobenen Preissegment, die weitere ähnliche Aufträge nach sich zogen. Die Bauherrschaft war offen für die Designvorschläge unter Berücksichtigung des vorgegebenen Budgets. Nachträgliche Anpassungswünsche verursachten dennoch Mehrkosten. «Bei diesem Projekt führte insbesondere die Abweichung zugunsten von hochwertigeren Materialien dazu. Wer das Budget aber nicht überschreiten will, sollte die Planung erst abschliessen, wenn alle Offerten im Haus sind. Sobald der Rohbau steht, sollte man keine grossen Änderungen mehr vornehmen, sonst kann das schnell teuer werden», erklärt der Architekt.
Mit dem Endergebnis sind sowohl die Bauherrschaft als auch der Architekt glücklich. «Zuerst hatte ich Bedenken, dass ich mich wegen der grossen Fenster ausgestellt fühlen würde. Aber die Ausrichtung des Hauses lässt Einblicke kaum zu. Ich fühle mich sehr wohl im Haus. Es hat so viel Licht, auch an trüben Tagen», sagt die Bauherrin. Das Projekt Eigenheim ist hiermit aber noch nicht abgeschlossen, denn dem Garten konnte noch nicht genügend Zuwendung entgegengebracht werden. Der Grillplatz ist sicher eines der Themen dieser künftigen Baustelle.
Ich fühle mich sehr wohl im Haus. Es hat so viel Licht, auch an trüben Tagen.
– Die Bauherrin
TECHNISCHE ANGABEN
[ ARCHITEKTUR ]
Tormen Architekten AG, tormen.ch
[ KONSTRUKTION ]
Massivbau | Wände: Beton, Backstein | Flachdach | Fassade mit Wärmedämmung und hinterlüfteter Vollkernplatte
[ Raumangebot ]
Bruttogeschossfläche: 298 m² inkl. Aussenwände, Nutzfläche inkl. gesamtes UG: 498 m² | Anzahl Zimmer: 6,5
[ Ausbau ]
Bodenbeläge: Eiche, angeräuchert, wild | Wandbeläge: Keramikplatten, Verputz | Fenster: Holz-Metall-Fenster mit dreifacher Isolierverglasung
[ Technik ]
Luft-Wasser-Wärmepumpe | Fussbodenheizung | Wohnraumlüftung | Cheminée, Whirlwanne | Infinity-Sichtbeton-Pool