Ein nachhaltiges Eigenheim zahlt sich aus
In Immobilien fliesst ein grosser Teil des Schweizer Energiebedarfs. Bis zu 40 Prozent sind es. Kluge Planung beim Bauen und Sanieren von Eigenheimen hilft Hausbesitzerinnen und Hausbesitzern, Energie und Kosten zu sparen sowie die Umwelt zu schonen. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten dazu.
Was bringt eine nachhaltige Sanierung?
Wer sein Einfamilienhaus energetisch saniert, kann bis zur Hälfte an Energie und Kosten einsparen. Und nicht nur das: Eine Sanierung reduziert den CO2-Ausstoss und schont damit das Klima. Bei energetischen Sanierungen gibt es zwei Lösungsansätze, die auch in Kombination umgesetzt werden können: Die eine setzt bei der Gebäudehülle an, die andere bei der Haustechnik. Mit einer Sanierung der Gebäudehülle senkt man den grundlegenden Energiebedarf der Immobilie. Auf diese Weise reduzieren sich die Energiekosten und der CO2-Ausstoss, weil weniger Energie benötigt wird, um die Räume zu beheizen. Der andere Lösungsansatz bezieht sich auf die Haustechnik. Entscheidet man sich für ein erneuerbares Heizsystem und/oder selbst produzierten Solarstrom, ist man nicht nur umweltfreundlicher unterwegs, sondern reduziert auch die Abhängigkeit von Öl, Gas und der Stromversorgung markant.
Gibt es gesetzliche Verpflichtungen?
Ja. Die Schweiz soll bis 2050 klimaneutral werden. Dieses Bekenntnis des Bundes ist gesetzlich verankert, hat bereits konkrete politische Folgen und führte in einigen Kantonen zu neuen Gesetzen. So gilt beispielsweise im Kanton Thurgau grundsätzlich die Pflicht, bei Neubauten Photovoltaikanlagen zu installieren. Und im Kanton Zürich müssen Öl- und Gasheizungen nach ihrer Lebensdauer mit klimafreundlichen Heizsystemen ersetzt werden; bei Neubauten sind sie nicht mehr erlaubt.
Wie gehe ich eine energetische Sanierung sinnvoll an?
Bei Sanierungen empfiehlt es sich, langfristig und entlang künftiger Bedürfnisse zu denken. Am besten legt man sich eine «Sanierungsstrategie» zurecht – unter Einbezug von Investitions- und Betriebskosten. Wichtig ist auch, die persönliche Lebenssituation zu analysieren und sich einen Überblick über die aktuellen und künftigen finanziellen Bedürfnisse zu verschaffen. Bei der Klärung dieser Fragen empfiehlt sich eine Beratung durch Fachpersonen wie die Bankberaterin für finanzielle Fragen oder eine Fachstelle für Energie- bzw. Sanierungsfragen.
Was nützen Labels?
Labels wie beispielsweise Minergie geben eine Orientierungshilfe und garantieren einen gewissen Qualitätsstandard. Das «Netzwerk Nachhaltiges Bauen Schweiz» listet 14 Schweizer und internationale Labels, Standards und Zertifikate auf. Viele davon legen einen Fokus auf ökologische Aspekte – dazu gehören der Wärmeverbrauch, wie viel CO2 der Betrieb eines Gebäudes verursacht oder wie viel Energie die Produktion der Baumaterialien benötigt (sogenannte Graue Energie). Teils beziehen die Labels auch Mobilität, Umgebungsgestaltung sowie die soziale Einbettung ein.
Lohnt es sich, Fördergelder zu beantragen?
Ja. Und diese können substanziell sein. Private, Gemeinden, Kantone und der Bund bieten Finanzierungshilfen in Form von Förderprogrammen an. Behördliche Förderungen können meistens sogar kumuliert werden. Es lohnt sich also, sich frühzeitig mit den verfügbaren Programmen auseinanderzusetzen. Wichtig ist dabei, dass die Fördergesuche vor Baubeginn bei der zuständigen Behörde eingereicht werden.
Welche Massnahmen haben den grössten Spareffekt?
Die Gesamtsanierung eines Hauses kann sich schnell auf mehrere 100 000 Franken belaufen, daher ist ein schrittweises Vorgehen empfehlenswert. So können gemäss «Energie Schweiz», dem Förderprogramm des Bundes, dank neuer Fenster 13 Prozent und dank einer besser isolierten Kellerdecke 9 Prozent des Wärmeverlustes aufgefangen werden. Die grösste Wirkung haben die Sanierung der Aussenwände (25 Prozent) und des Daches (17 Prozent). Bevor man aber eine einzelne Massnahme umsetzt, sollte man eine Gesamtplanung erstellen, damit die Bauvorhaben gut getaktet und aufeinander abgestimmt werden können. Eine aussagekräftige Entscheidungsgrundlage kann dafür der Gebäudeenergieausweis «GEAK Plus» sein. Meistens schneller realisierbar und günstiger als eine bauliche Sanierung ist der Umstieg auf erneuerbare Energiequellen (z. B. Photovoltaikanlage, Wärmepumpe) oder effizientere Haustechnik (Küchengeräte, LED-Beleuchtung).
Was kosten einzelne Sanierungen?
Die Kosten unterscheiden sich stark, je nach Art der Materialien und dem Arbeitsumfang. Fachstellen und Banken – darunter auch die TKB – bieten oftmals auf ihrer Webseite Sanierungs- und Renovationsrechner an, mittels derer eine erste Orientierungshilfe und Diskussionsgrundlage erstellt werden kann. Im Rahmen einer «GEAK Plus»-Expertise können anschliessend die Investitionskosten und die Auswirkung der Sanierung auf die jährlichen Energiekosten gesamtheitlich beurteilt werden. Es gilt zudem: Werden mehrere Bauteile gleichzeitig saniert (etwa Dach, Photovoltaikanlage, Heizungsersatz), profitiert man teils von Bonuszahlungen bei Förderprogrammen.
Was gilt bei einem Neubau: Wie bezieht man energetische Aspekte ein?
Betrachtet man rein das Gebäude, stehen die Gebäudehülle und -technik im Fokus. So ist einer guten Wärmedämmung Beachtung zu schenken. Strom und Wärme werden bei einem nachhaltigen Bau durch erneuerbare Energien erzeugt, zum Beispiel mit Photovoltaikanlagen oder Wärmepumpen. So stellt man auch den geringen CO2-Ausstoss des Gebäudes sicher. Nachhaltig bauen wird jedoch vermehrt umfassend verstanden und bezieht wirtschaftliche und soziale Aspekte ein. Zu den Kriterien zählen etwa die Verwendung hochwertiger und langlebiger Baustoffe oder der Ressourcenverbrauch von der Herstellung bis zur Entsorgung der Materialien. Es fliessen aber auch Überlegungen zur vorausschauenden Nutzung des Gebäudes ein.
Wer nach den höchsten Standards baut, baut teurer. Trifft das zu?
Auf den ersten Blick mag das so sein. Den Lebenszyklus des Hauses betrachtet, lohnt sich nachhaltiges Bauen in vielen Fällen doch. Es empfiehlt sich in jedem Fall, die Investitionskosten abzüglich der Fördergelder und Steuerersparnisse sowie die zukünftigen Unterhalts- und Energiekosten zu betrachten.