Facettenreich

In einem Wohnquartier unweit des Zürichseeufers überrascht dieses Familienhaus mit kontrastierenden Fassadenbildern.

Dieser Blickwinkel zeigt den Neubau von seiner dynamischen Seite mit vielen spitzen Winkeln.

Text Nuria Peón | Fotos Karin Nützi-Weisz

Je nach Perspektive ist das Einfamilienhaus dynamisch verwinkelt oder schlicht rechteckig. Die Ursache für das besondere Erscheinungsbild ist das Grundstück, auf dem es steht, das übrigens eine Trouvaille war, wie der Bauherr erzählt: «Es war nicht im Internet ausgeschrieben, sondern noch mit einer Verkaufstafel mit Telefonnummer versehen.» Die Parzelle liegt innerhalb einer Ringstrasse, die um das Quartier führt, und hat deshalb die Form eines Trapezes. Ein ausschlaggebendes Merkmal für die Gebäudeplanung, wie der verantwortliche Architekt und Mitglied der Geschäftsleitung von Marty Design Haus, Kerry de Zilva, weiter ­ausführt: «Mit einer unregelmässigen Gebäudeform wird auf diesem Grundstück eine viel bessere Ausnützungsfläche erzielt als mit einem klassischen rechteckigen Bau. Mit dem Abwinkeln einiger Fassaden entstehen zudem überdachte Aussenräume sowie mehr Wohnfläche.» Der speziellen Gebäudeform mit den vielen Ecken verdankt das Projekt auch den Namen «Koenigsegg».

Das Parkett bringt Wärme in das schlicht gehaltene Interieur.

Zu Marty Design Haus fand der Bauherr über Empfehlungen und Internetrecherchen: «Wir haben einen Gesamtdienstleister gesucht, da wir von der Planung bis zur Bauabnahme alles über eine einzige Firma koordinieren wollten. Ausserdem war uns ein Fixpreis wichtig, damit wir das geplante Budget im Griff haben.» Marty Design Haus ist eine Marke innerhalb des Gesamtdienstleisters Marty Häuser AG.

Von der Idee zum Bau
Bevor es mit der Planung des Einfamilienhauses losgehen konnte, besuchte Kerry de Zilva die Bauherrschaft in ihrer ehemaligen Maisonettewohnung. «Das erste Bauherrengespräch ist etwas vom Wichtigsten im Entwurfsprozess», erklärt der Architekt und ergänzt: «Die Bauherrschaft kann mir ihre Anforderungen und Wünsche ausführlich erklären, gleichzeitig erhalte ich einen Eindruck von ihrem bestehenden Wohnumfeld, was mir etwas über den Lifestyle, den Geschmack und den Stil der Kunden verrät.» Im ehemaligen Wohnort fehlte der Bauherrschaft ein Garten, deshalb war ein Wohn- und Essbereich mit starkem Gartenbezug einer der grössten Wünsche beim Neubau. Ein Büro im Attikageschoss, viel Tageslicht, raumhohe Verglasungen und Balkone, die über die gesamte Etage erschlossen sind, waren weitere Anforderungen, welche die Bauherrschaft Kerry de Zilva nach dem Treffen mitgab. Die Grundstücksform und alle Inputs der Bauherrschaft gaben dem Architekten die nötigen Bausteine, um das Haus für die Bauherren zu entwerfen. Diese zeigen sich nach wie vor äusserst zufrieden: «Der Architekt ist voll und ganz auf unsere Bedürfnisse eingegangen. Die Zusammenarbeit war ausgezeichnet.» Einigen Herausforderungen musste sich Kerry de Zilva beim Entwerfen dennoch stellen. So der Baumasse, also dem zulässigen Bauvolumen pro Quadratmeter Grundstücksfläche: «Bei jeder Projektänderung muss dieses aufs Neue berechnet werden. Ausserdem führen Projekte mit unterschiedlichen Winkeln dazu, dass es Räume mit spitzen Winkeln gibt. Diese Ecken muss man sorgfältig integrieren, ohne dass es beengend wirkt», so der Architekt.

Der Hauseingang liegt an der Nordostfassade des Gebäudes, an der Schattenseite. Rechts vom Eingang befindet sich ein Atelier, links der Garderobenbereich sowie eine Gästetoilette. Gleich nach der Garderobe ist die grosszügige Küchenzeile mit Reduit eingebaut – vis-à-vis davon eine praktische Theke, die zum gemüt­lichen Frühstücken oder Apéro einlädt. Der Küchen- und Essbereich öffnet sich nahtlos zum Wohnzimmer und zur umliegenden Gartenterrasse. Hohe Fenster fluten den Raum mit Tageslicht und lassen die Grenzen zwischen innen und aussen verschmelzen. Unterschiedliche Zonen – teilweise überdacht – erfüllen im Garten diverse Bedürfnisse. Dezent mit einer Schiebetür vom Wohnbereich abgetrennt ist ein Spielzimmer für das Kind der Bauherrschaft. Mit massgefertigten Einbauschränken sowie einer bodenebenen Duschfläche wurden die unkonventionellen Winkel im Erdgeschoss elegant eingebettet.

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Im Atelier fühlt man sich der Natur ganz nah, dank dem grossen Fenster mit Blick auf die Bäume.

Im Obergeschoss führt die Treppe in einen Flur, der an beiden Enden von raumhohen Fenstern gesäumt ist. Links befindet sich das Kinderreich, bestehend aus Kinderzimmer (22 m²) mit Terrassenzugang und separatem Bad. Das grossflächige Zimmer wurde so geplant, dass es in zwei kleinere Räume unterteilt werden könnte. In der rechten Hälfte des Obergeschosses ist der Elterntrakt. Eine Tür führt durch die Ankleide ins Badezimmer mit Dusche und Badewanne sowie einem Oberlicht. Auch hier wurden mit massgefertigten Schranklösungen oder der Corian-Badewannenumfassung die unkonventionell abgewinkelten Ecken ausgenutzt. Eine weitere Tür führt von der Ankleide in das Schlafzimmer – ebenfalls mit Terrassenzugang. Schliesslich gibt es noch ein Attikageschoss, das ein Büro, ein WC, eine kompakte Küchennische sowie zwei separate Terrassen beherbergt – alle mit Blick auf den Zürichsee. «Das ist mein Lieblingsraum im Haus», erzählt der Bauherr stolz.

Swissness durch und durch
«Wir wollten alles zeitlos, modern und gerad­linig haben – von der Architektur bis zur Einrichtung», erklärt der Bauherr. Ein Detail, das dem Architekten beim ersten Treffen bereits ins Auge gefallen war, wie er erzählt: «Die alte Wohnung war sehr zurückhaltend, aber geschmackvoll eingerichtet. Helle Töne und vor allem die Farbe Weiss waren ein wiederkehrendes Gestaltungselement.» Diese Eindrücke und die enge Zusammenarbeit mit der firmeneigenen Innenarchitektin Antonella Roth führten zu einem rundum stimmigen Bild bei diesem Projekt. Neutrale, abgedämpfte Farben geben sowohl innen als auch aussen den Ton an.

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Der Neubau profitiert durch die erhöhte Lage vom Seeblick.

Gezielte Akzente sorgen durch und durch für elegante Kontraste. Für die Fassadengestaltung wurde ein heller Aussenputz gewählt, wobei die Aussenwände zum Garten mit Valser Gneis verkleidet wurden. Das dient unter anderem dazu, die dynamische Fassade horizontal zu gliedern, sodass diese optisch ruhiger wirkt. Punktuelle indirekte Wandbeleuchtungen an der Fassade setzen den Stein nach Sonnenuntergang besonders schön in Szene. Im Hausinnern ist viel Weiss anzutreffen: nicht nur an Wänden, Türen und Decken, sondern ebenso in der komplett weiss gehaltenen Küche sowie im Bad. Schwarze Armaturen geben diesen Räumen jeweils einen eleganten, zeitgemässen Touch. Ein besonderes Highlight ist das Eichenparkett, wie der Architekt erzählt: «Es handelt sich um eine Spezialanfertigung genau nach den Maserungsvorstellungen der Bauherrschaft.» Hierfür arbeiteten sie – wie beim gesamten Projekt – eng mit Schweizer Unternehmen zusammen. Denn nicht zuletzt war es der Bauherrschaft wichtig, auf qualitativ hochstehende Materialien und Swissness zu setzen.

 

TECHNISCHE ANGABEN

[ ARCHITEKTUR ]
Marty Design Haus, marty-designhaus.ch

[ KONSTRUKTION ]
Massivbau mit Aussendämmung | Flachdach | Fassade: Verputz und Gneis

[ Raumangebot ]
Nettowohnfläche: 266 m² | Anzahl Zimmer: 7,5

[ Ausbau ]
Wandbeläge: Abrieb | Bodenbeläge: Eichenparkett | Decken: Abrieb | Fenster: Holz-Metall

[ Technik ]
Luft-Wasser-Wärmepumpe | Bodenheizung | Photovoltaikanlage

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