Haus am See

Direkt am Wasser erlebt die Familie mit diesem Einfamilienhaus Riviera-Feeling und Dorfidylle zugleich.

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Haus am See
Das rund 700 Quadratmeter grosse Grundstück liegt direkt am See. Der Wasserspiegel ist aufgrund der starken Regenfälle im Juli angestiegen.
Abgesehen von der Dachform hat der Neubau die gleichen Umrisse wie das bestehende Gebäude. Der ehemalige Tankraum ist von der Fassade einge- fasst, sodass er mit dem Neubau nun eine Einheit bildet. Dieser Raum kann zu einem Fitnessraum oder zu einer Sauna ausgebaut werden.
Abgesehen von der Dachform hat der Neubau die gleichen Umrisse wie das bestehende Gebäude. Der ehemalige Tankraum ist von der Fassade einge- fasst, sodass er mit dem Neubau nun eine Einheit bildet. Dieser Raum kann zu einem Fitnessraum oder zu einer Sauna ausgebaut werden.
An dieser Aussicht kann man sich nicht sattsehen. Dank dem Glasgeländer auf der Terrasse bleibt der Blick auf den See frei – sogar vom Esstisch aus.
An dieser Aussicht kann man sich nicht sattsehen. Dank dem Glasgeländer auf der Terrasse bleibt der Blick auf den See frei – sogar vom Esstisch aus.
Die «Orea 1»-Küche gab hinsichtlich Raum-, Farbund Materialkonzept den Ton an.
Die «Orea 1»-Küche gab hinsichtlich Raum-, Farbund Materialkonzept den Ton an.

Sanft schaukeln die im Hafen angelegten Segelschiffe auf dem Wasser, während die Natur langsam erwacht. Es herrscht eine friedliche Morgenstimmung an diesem Junitag. Steht man auf der Terrasse, sind der Ausblick auf die erhabene Rigi und der Weitblick bis zum Nordufer des Zugersees eindrücklich. «Hier geniesse ich morgens meinen Kaffee. Das sind meine fünf Minuten der Ruhe», sagt die Bauherrin Adelina Bürgler mit strahlenden Augen. Ruhig ist es tatsächlich, und ich bin positiv überrascht, dass der Verkehr kaum zu hören ist, obwohl das Haus an eine Hauptstrasse grenzt.

Über die privilegierte Lage und Dankbarkeit

Strassenseitig wirkt das Flachdachgebäude zurückgezogen–so, als möchte es keine Aufmerksamkeit erregen, um in Ruhe seine privilegierte Lage am Zugersee zu geniessen. Die Haustür ist über eine Treppe zu erreichen, sodass Eintretende sich gleich im Obergeschoss in den gemeinschaftlichen Räumen wiederfinden: der Küche, dem Essbereich, der Terrasse, einem Lesezimmer, der Garderobe und einem Gäste-WC. Das Erdgeschoss beherbergt das Wohnzimmer und die Schlafzimmer. Da man das Haus nicht unterkellern konnte, ist die Technik auf dieser Etage untergebracht. Über das Wohnzimmer im Erdgeschoss oder strassenseitig gelangt man zum Garten. Der Sitzplatz ist durch eine Betonmauer und Thujen vor Einblicken geschützt. Als ich über den Kiesboden gehe, ist bei der Hälfte der Fläche ein Unterschied zu spüren: Im Sitzplatzbereich ist der Kies gewohnt lose. Zum Bootshaus hin wurde er mittels Bindemittel verfestigt, damit sich das Boot der Bauherrschaft auf einem Rollwagen besser bewegen lässt. Trotz des Bindemittels bleibe der Boden aber wasserdurchlässig, erklärt mir die Bauherrin.

Hier draussen nehme ich das trapezförmige Grundstück besser wahr. Der Neubau steht an der gleichen Position wie das bestehende Haus zuvor. Unter Einhaltung des ursprünglichen Grundrisses und der vorgegebenen Abstände zum See und zur Strasse durfte das Ehepaar den Neubau mit Flachdach realisieren. «Die Urgrosseltern meines Mannes haben dieses Grundstück vor über 60 Jahren gekauft. Sie haben damals nur das Erdgeschoss betoniert und darauf eine Holzkonstruktion errichtet», erzählt die Bauherrin. Damals habe der See bis an die Hausmauer gereicht. Die Wiese kam erst später hinzu, und zwar durch Landabtausch mit dem Kanton aufgrund der Strassenerweiterung. Als die Grosseltern des Bauherrn starben, wollten seine Eltern gemeinsam mit ihm und seiner Frau Adelina das alte durch ein neues Zweifamilienhaus ersetzen. Sie zogen sich dann aber aus dem Vorhaben zurück, weil das Bauprojekt aufgrund der strengen Vorschriften nicht für zwei Parteien realisierbar war. Eine Lösung erzwingen wollten sie nicht, sondern ihrem Sohn und seiner Frau die Freiheit geben, ein Haus aus einem Guss und nach eigenen Vorstellungen zu schaffen. «Wir sind sehr dankbar und hatten grosses Glück, dass wir hier bauen durften», sagt die Bauherrin.

Leidenschaft von der Planung bis zur Baustellenpflege

Das Ehepaar hat das Einfamilienhaus selbst entworfen. Die Bauherrin ist gelernte Hochbauzeichnerin und Innenarchitektin. Die Ausführungsplanung, die Ausschreibung sowie alle Vergaben bewältigte sie während ihrer Freizeit. Begleitet hat das Hausprojekt der Bauleiter ihres Vertrauens, mit dem sie schon bei vielen Projekten zusammengearbeitet hat. Der Bauherr ist Maschinenbauingenieur und brachte ebenso Fachwissen in die Hausplanung ein, insbesondere für die gesamte Gebäudetechnik. «Mein Mann und ich haben glücklicherweise den gleichen Geschmack. Für uns war es das Schönste, zusammen unser Haus zu kreieren», sagt die Bauherrin.

Der Beweis dafür ist die schnelle Entscheidung für die Küche, die ausschlaggebend für das Farb-und Materialkonzept war. Um das Holz der Fronten zur Geltung zu bringen und Harmonie zu den Alucobond-Fronten der Kochinsel zu schaffen, entschied sich das Ehepaar für einen Industrieboden. Diesen haben sie im Kunstmuseum in Winterthur besichtigt. «Es ist ein imprägnierter und zementgebundener Hartbetonboden. Er wird vor Ort einschichtig eingebaut, gegossen und intuitiv vom Experten gespachtelt. Um Rissbildungen zu vermeiden, müssen Dilatationsfugen gemacht werden. Es war uns wichtig, jede einzelne Fuge mitbestimmen zu dürfen», erklärt Adelina Bürgler. Die Treppe hat die gleiche Bodenbeschaffenheit. Sie ist dank dem Flachdachfenster lichtdurchflutet und mit einem Gemälde inszeniert. «Wir wollten auf Vorhänge verzichten und haben stattdessen auf Akustikbilder und eine Akustikdecke im Essbereich gesetzt», sagt die Bauherrin.

Die Liebe zum Detail und Neugier auf neuartige Materialien reflektiert überdies die Fassade: Die Faserzementplatten weisen eine waffelähnliche Textur auf. Die Farbe erscheint im Sonnenlicht nicht mehr kühl und grau, sondern warm und goldig. «Es ist ein neues Produkt der Firma Eternit. In der Zentralschweiz wurde es bei unserem Haus zum ersten Mal verbaut», schildert die Bauherrin die Hintergründe. Die Fassade umschliesst die Hülle des alten Tankraums, sodass dieser mit dem Neubau eine Einheit bildet. Später könnte dort ein Fitnessraum entstehen.

Die leidenschaftliche Hingabe der Bauherrschaft für das Hausprojekt zeigte sich schon während der Bauphase. Jeweils an den Wochenenden pflegte das Ehepaar die Baustelle. «Ich wollte sicherstellen, dass kein Zigarettenstummel zwischen den Ziegelsteinen verewigt wird und die Fensterrahmen gut abgedeckt sind, denn diese werden beim Bau schnell einmal beschädigt», erklärt sie weiter. Unterstützung erhielten sie dabei von den Schwiegereltern. «Meine Schwiegermutter hat auf einem kleinen Rechaud immer etwas Feines für uns gekocht. So verbrachten wir viele gemeinsame Abende auf der Baustelle, die in Erinnerung bleiben».

Im Sonnenlicht wirkt die Fassade nicht mehr kühl und grau, sondern warm und goldig.
Im Sonnenlicht wirkt die Fassade nicht mehr kühl und grau, sondern warm und goldig.

Inmitten der Natur

Mit direktem Seeanstoss ist das Haus Wind und Wetter ausgesetzt. «Wir erleben das intensiv. Ob die Sonne scheint oder ob es regnet, es herrscht immer eine besondere Stimmung», sagt die Bauherrin. Auf Stürme und Überschwemmungen sind sie und ihr Ehemann vorbereitet. Sie profitierten dabei von der Erfahrung der Eltern des Bauherrn. Insbesondere der Sturm Lothar, der im Jahr 1999 wütete und auch dieses Grundstück durch den Zusammenstoss mit vom Hafen losgelösten Booten stark beschädigte, war eine Lehre. Schutz vor solchen Unwetter-Folgeschäden bietet heute die 25 Zentimeter dicke Seemauer mit vorgelagertem Blocksteinwurf. Abgesehen davon, wurde vor dem Bau der bis zu jenem Zeitpunkt höchstgemessene Wasserpegel berücksichtigt. Deshalb liegt das Erdgeschoss des Neubaus 30 Zentimeter höher als der vorherige Altbau. Das WeisseWanne-System, bei dem die Bodenplatte und die Aussenwände eine geschlossene und tragende Wanne aus Beton bilden, dichtet das Erdgeschoss und sämtliche Leitungen darunter wie ein Latexkleid ab. Kein Wasser, weder vom Grund noch vom See, kann durchdringen. All diese bautechnischen Massnahmen ermöglichten einen Versicherungsschutz, der auch Schäden durch Naturgewalt einschliesst. Dass sich diese Massnahmen gelohnt haben, beweisen die folgenden Tage nach meinem Besuch, die von Hochwasser in der Zentralschweiz geprägt waren: Der Wasserspiegel ist zwar stark gestiegen, hat das Erdgeschoss aber nicht erreicht.

Insgesamt war der Hausbau für die Bauherrschaft eine bereichernde Erfahrung, obwohl die Einsprachen gegen das Bauvorhaben den Start um drei Jahre verzögerten. Die Bauherrschaft sieht darin nur Positives. Denn so hatte sie genügend Zeit, um jedes Detail im Haus durchzudenken. Die Geduld, der Aufwand und die Zuversicht, die sie dafür aufbrachten, sind bewundernswert. «Wir wussten, worauf wir warteten. Und heute können wir jeden Tag zufrieden sagen, dass es sich gelohnt hat.»

TECHNISCHE ANGABEN

[ ARCHITEKTUR ]

Adelina Bürgler

[ KONSTRUKTION ]

Massivbau, hinterlüftete Eternit-Fassade

[ RAUMANGEBOT ]

Bruttogeschossfläche: 220 m²
Anzahl Zimmer: 4,5

[ AUSBAU ]

Bodenbelag: Hartbeton
Wandbeläge: Abrieb 0,7mm abgeglättet
Fenster: Holz-Metall

[ TECHNIK ]

Wasser-Wasser-Wärmepumpe (Grundwasser)|
KNX-Gebäudeautomation| Gebäudesteuerung:
Smarthome Control 4 und Handvenenbiometrie

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