Markanter Sichtbeton

Das Einfamilienhaus mit Einliegerwohnung kombiniert eine ausdrucksstarke Formensprache mit schnörkelloser Funktionalität.

Eingebettet in begrünter Hanglage, sollte sich der Neubau optisch von den umliegenden Häusernabheben.

In ruhiger, ländlicher Umgebung im Kanton Aargau erstand der Bauherr ein quadratisches, 560 m² grosses Grundstück in Hanglage. Es befindet sich in einem rasant wachsenden Gebiet, in dem sich ein Einfamilienhaus ans nächste reiht. Einige Gebäude folgen dabei demselben Muster: dreistöckig, frei stehend und mit Zugang vom Dachgeschoss oder vom Erdgeschoss her – je nachdem, wie die Strasse verläuft. Auch sein Haus sollte diesem Konstruktionsmuster folgen, ohne dabei in denselben Architekturstil der Nachbarhäuser zu verfallen.

 

Sichtbeton gibt den Ton an
Er beauftragte das Zürcher Architekturstudio Daluz Gonzalez mit dem Hausbau. Einerseits weil er einen der Inhaber bereits kannte und ihm vollkommen vertraute, andererseits weil er eine Konstruktion aus Sichtbeton wünschte. «Wir haben jahrelange Erfahrung damit, ausdrucksstarke Bauten aus Sichtbeton zu errichten», fügt der Architekt Carlos Sabater an, der von der Entwurfsphase im Jahr 2016 bis zum Ende der Bauzeit in das Projekt involviert war.

Der Hauptaufenthaltsraum der Bewohner ist ­offen gestaltet, der sich nahtlos zur Terrasse öffnen lässt.

Das Material war also vom Bauherrn vorgegeben, bei der Gestaltung und der Umsetzung hatte das Architekturbüro jedoch die Möglichkeit, seine Vorschläge offen anzubringen. «Wir liessen uns vom Material inspirieren. Daraus entstand schliesslich die Idee, dass sich die Gebäudehülle wie eine Betonplatte verhält, die bei jedem Stockwerk einen Falz bildet», erläutert der Architekt das Gestaltungskonzept. Die fliessende, massive Konstruktion wurde mit durchgehenden Glasfronten und schwarzen Metallverkleidungen kombiniert. «Schwarzes Metall kontrastiert gut mit dem Sichtbeton und ermöglicht die Integration vieler Elemente wie Türen oder Fensterrahmen, sodass sie beinahe unsichtbar sind. Es ist ein Material, das in unserem Büro immer wieder gern verwendet wird», erklärt Carlos Sabater.

 

Differenzierte Zonen
Nicht nur eine unverkennbare Fassade sei dem Bauherrn wichtig gewesen, sondern auch die Möglichkeit, eine Einliegerwohnung im Erdgeschoss zu verbauen. «Die Bewohner wünschten sich eine unabhängige Wohnung mit Aussenzugang im untersten Stockwerk, die vermietet werden kann», sagt Carlos Sabater. «Dass sich das Apartment im Erdgeschoss befinden sollte, kommt nicht von ungefähr. Die unterste Hausetage liegt gleichzeitig am unteren Ende des Grundstücks. Das Apartment verfügt über einen weitläufigen Garten mit Privatsphäre, hat aber nicht die gleiche Aussicht wie die oberen Geschosse. Den Weitblick geniessen die Hauseigentümer in den oberen Stockwerken jedoch vollumfänglich», so der Architekt.

Fast s-förmig umhüllt die Sichtbetonplatte das Gebäude. Einen harmo­nischen Kontrapunkt bilden dabei die Glasfronten, die durch schwarze Metallver­kleidungen ergänzt werden.

Weiter war sich die Bauherrschaft von Anfang an über die Zonen- und Raumeinteilung im Klaren: Alle Gemeinschaftszonen sollten mit Tageslicht geflutet werden und sich zum Aussenbereich öffnen. Die privaten Zimmer sollten hingegen als Rückzugsorte konzipiert sein – klar von den öffentlichen Bereichen getrennt, aber dennoch gut verbunden.

​Ein Wunsch, der von den Architekten minutiös umgesetzt wurde. So ist in der obersten Etage, über die der Hauszugang strassenseitig erfolgt, das Büro geschickt um die Ecke platziert. Der abgetrennte Raum ist vom Entree aus nicht wahrnehmbar, wobei er direkt mit dem Aufenthaltsraum, der sich zum Eingang und zur Terrasse öffnet, verbunden ist.

Ein Stock tiefer befindet sich der Hauptaufenthaltsraum der Hauseigentümer, bestehend aus Wohnzimmer, Essbereich und Küche. Letztere verfügt über direkten Zugang zum seitlichen Garten sowie zur überdachten Terrasse. Als raumgliederndes Element dient hier der Kamin, der Wohn- und Esszone elegant trennt. Der Schornstein bedient die zwei obersten Stockwerke und fungiert zugleich als strukturelle Stütze für den Bau. Im hinteren Bereich der mittleren Hausetage liegt die Ruhezone mit Schlaf- und Badezimmern. Das Erdgeschoss ist für die Nutzung als separate Wohneinheit reserviert, wobei sich noch Haushalts- und Technikraum sowie zwei Keller auf dieser Ebene befinden.

Ein Asphaltbelag sorgt für optische Kontinuität von der Strasse her und vereinfacht die Zufahrt der Fahrzeuge. Das schwarze Metall lässt die Fassadenfront als Einheit wirken.

 

Durchdacht, schlicht, funktional
Die Innenräume sind schlicht gehalten. Wenige, sorgfältig gewählte Materialien ziehen sich wie ein roter Faden über alle Geschosse. «Holzböden sorgen für Wärme. Weisse Keramikplatten auf den Terrassen schaffen Kontinuität zwischen innen und aussen. Glas öffnet das Haus zum Horizont. Weisse Wände und Decken reflektieren das Tageslicht und sorgen für helle Räume», fasst Juan Gonzàlez zusammen, der das Architekturbüro im Jahr 2012 mit seinem Kollegen Rubén Daluz gegründet hat.

Auch der Garten wurde methodisch konzipiert: «Das Haus befindet sich in der Mitte des quadratischen Grundstücks, in gleichem Abstand zu den Trennmauern, sodass der Garten wie ein umlaufender Streifen wirkt», präzisiert der Architekt. Seitlich und im unteren Grundstückabschnitt ist der Garten begrünt, der obere Bereich des Grundstücks ist mit einem Asphaltbelag versehen, um die Zufahrt der Fahrzeuge zu vereinfachen.

Um eine natürliche Abgrenzung zu den Nachbarparzellen zu schaffen, wurden Bäume und Sträucher entlang der Grundstücksgrenze gepflanzt. Die Einfachheit und die Harmonie, die das Gebäude trotz auffallender Fassade ausstrahlen, sind so bis zum letzten Detail zu bewundern.

Einfach und funktional ist der umliegende Garten konzipiert. Rasen, einzelne Sträucher und Bäume ergänzen den Aussenbereich.

 

TECHNISCHE ANGABEN

[ ARCHITEKTUR ]
Daluz Gonzalez Architekten AG, daluzgonzalez.ch

[ KONSTRUKTION ]
Massivbau | Flachdach | Fassade: Sichtbeton

[ Raumangebot ]
Bruttogeschossfläche: 300 m² | Anzahl Zimmer: 5,5 im Haupthaus, 2,5 in der Einliegerwohnung

[ Ausbau ]
Wandbeläge: Gips | Bodenbeläge: Parkett, Keramikplatten | Fenster: Holz-Aluminium

[ Technik ]
Erdsonden-Wärmepumpe | Cheminée | Gebäudeautomation

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