Neues Wohngefühl
Familientauglich und gemütlicher sollte das bestehende Haus am Bielersee werden. Eine Veränderung forderte die nächste und führte schliesslich zur Erweiterung der Villa und zu einem komplett neuen Innenleben.
«Ich fühlte mich nie richtig wohl in unserem Haus», erzählt die Bauherrin. Seit 14 Jahren lebt sie mit ihrer Familie in der Villa am Bielersee. Ihr Mann hatte das Haus gebaut, kurz bevor sie sich kennenlernten. Entworfen hat es die GLS Architekten AG, die nebst privaten Objekten viele öffentliche Bauten zu ihrem Portfolio zählt, unter anderem zum Beispiel das Bieler Stadion. «Das Haus war sehr schön gemacht, aber für meinen Geschmack war es zu kühl, und das Raumkonzept war mehr auf einen Single ausgerichtet als auf eine Familie. Es gab viele Sachen, die im Alltag für uns unpraktisch waren.
Beispielsweise war der Eingangsbereich zu klein. Unsere Jacken landeten deshalb immer auf dem Treppengeländer. Der Haupteingang mit Garderobe war nämlich unten in der Garage gedacht», erklärt die Bauherrin weiter.
Um mögliche Veränderungen zu besprechen, wandten sie und ihr Mann sich an das in La Neuveville ansässige und international tätige Architektur- und Designstudio Atelier Oï.
«Eigentlich wollten wir nur etwas mehr Wärme ins Haus bringen und die Bewegungsabläufe in den Innenräumen verbessern, aber dann hat das eine zum anderen geführt», erzählt die Bauherrin und berichtet weiter: «Die Architekten haben genau beobachtet, wie wir uns im Haus bewegen, und haben Notizen gemacht, beispielsweise wo ich die Handtasche hinstelle, wenn ich das Haus betrete.» So wurde schliesslich das gesamte Raumkonzept umgekrempelt und das Haus um ein gutes Stück erweitert.
Mehr Raum für das Familienleben
Der bestehende Grundriss war L-förmig, wobei die kurze Seite den Eingangsbereich bildete und die lange Seite als Glaspavillon den Ess- und Wohnbereich beherbergte. Die Nordfassade bietet nach wie vor einen unverbaubaren Weitblick auf den See. Die verglaste Südfassade öffnete sich zum Kiesgarten mit einem langen Wasserbecken. Die Südfassade lösten die Architekten jedoch auf. «Wir haben den bestehenden L-Grundriss mit einem zusätzlichen L fast komplett geschlossen», berichtet Jonas Seiler, Architekt bei Atelier Oï. Auf diese Weise entstand aus dem Garten ein Innenhof, um den der offene und erweiterte Wohnbereich zirkuliert. «Das war der grosse Eingriff», erklärt der Architekt.
Der Rotahorn im Innenhof macht zusammen mit dem luftigen Korridor, der den Blick über die Baumkronen auf den Bielersee schweifen lässt, einen einladenden Eindruck beim Betreten des Hauses. Rechts der Eingangstür ist die Garderobe, die neu ein ganzes Zimmer beansprucht. Von der Garderobe aus blickt man durch zwei Glasfassaden hindurch auf den Fitnessraum und weiter auf den See. Alle Einbauten, Badezimmer und die Küche sind komplett neu konzipiert. «Über die Küche haben wir viel gesprochen», erinnert sich der Architekt. Sie musste alltagstauglich, aber auch repräsentativ sein. Deshalb ist hinter einer Hochschranktür eine zweite Küche versteckt. Die Rückwand der Küchenzeile lässt sich hochschieben, sodass eine Durchreiche entsteht. «Ich backe und koche sehr viel, deshalb sind beide Küchen rege im Einsatz. Die Durchreiche ist dabei sehr praktisch», sagt die Bauherrin. Um die zwei Küchen wie eine grosse Küche nutzen zu können, sind die Hochschränke für Geschirr von beiden Seiten aus zugänglich.
Kirschbaum als roter Faden
Im Untergeschoss bedurfte es einer Ausgrabung für einen neuen Kellerteil, der unter anderem eine Waschküche und neu die Technik beherbergt. Denn dort, wo die Technik vorher untergebracht war, sollte als Teil des Bades en Suite im Elterntrakt eine Sauna entstehen. Während das Parkett in den Schlafzimmern erneuert werden musste, behielten die Architekten den hellen Natursteinboden bei. Nur im Elternbad kommen dunkle Keramikplatten zum Einsatz.
Den neuen roten Faden des Inneneinrichtungskonzepts bilden nicht mehr weisse Hochglanzoberflächen, sondern warmes Kirschbaumholz, welches das ersehnte, gemütliche Ambiente kreiert. Das rötlich schimmernde Holz findet sich in allen Räumen wieder, ob im Elternbad, im Jugendzimmer als Bett oder als zeichnendes Designelement der neu gestalteten Wohnetage. «Bevor wir das Kirschbaumholz definiert hatten, haben wir sehr viele Muster in der Grösse von 2 × 1 m erstellt. Nach mehreren Bemusterungsrunden waren sowohl wir als auch die Bauherrschaft sicher, dass das Kirschbaumholz die richtige Wahl ist», erinnert sich Jonas Seiler.
Das Holz vermittelt ein behagliches Raumgefühl in der von Glas, Stein und Beton geprägten Villa. Die nahtlose Erweiterung beweist dabei den rücksichtsvollen Umgang mit der ursprünglichen Architektur. Aurel Aebi, Gründerpartner bei Atelier Oï, erklärt zusammenfassend: «Wir wollten die Geschichte des Hauses weiterschreiben und die Architektur den neuen und veränderten Bedürfnissen anpassen.» Design und Funktionalität sind nun im Einklang. Endlich fühlt sich die Bauherrin wohl in ihrem Zuhause.
TECHNISCHE ANGABEN
[ ARCHITEKTUR ]
GLS Architekten AG, glsag.ch | Umbau und Erweiterung: Atelier Oï SA, atelier-oi.ch
[ KONSTRUKTION ]
Massivbau | Flachdach | Fassade: Sichtbeton
[ Raumangebot ]
Bruttogeschossfläche: 395 m² | Anzahl Zimmer: 4
[ Ausbau ]
Wandbeläge: Weissputz, Schreinerarbeiten in Kirschbaum-holz | Bodenbeläge: Naturstein, Parkett | Fenster: Aluminium
[ Technik ]
Wärmepumpe | Bodenheizung | kontrollierte Lüftung | Solaranlage auf Flachdach | Hausautomation