Zwischen Landruhe und Stadtgetümmel
Die Bauherrschaft dieses Einfamilienhauses hat viel Wert auf qualitativ hochstehende Materialien und eine einfache Bausprache gelegt. Trotzdem brechen einige Details mit den Konventionen und lassen den Neubau zu einem spannenden Zuhause werden.
An einem Westhang und mitten in einem Einfamilienhausquartier steht dieser Neubau. Im Nordosten blickt man über die Stadt Wil im Kanton St. Gallen: Die Altstadt, der Weiher und das Stadion des FC Wil reihen sich aneinander. Im Südosten eröffnet sich das Naherholungsgebiet Ägelsee. Bei klarer Sicht sind die Churfirsten im Hintergrund zu erkennen. Es ist eine ruhige Lage an einer 30erZone. Auf dem Grundstück, das bereits in Familienbesitz war, hat sich die Bauherrschaft den Traum vom Eigenheim verwirklicht. Die privilegierte Lage war Chance und Herausforderung zugleich. «Die Schwierigkeit bestand darin, ein Gebäude zu platzieren, das zur Stadt und zur Abendsonne ausgerichtet ist», erzählt Paolo D’Aloisio, der gleichzeitig Bauherr und Architekt des Neubaus ist.
Letztlich gelang es aber, eine optimale Lösung zu finden. «Es entstand ein L-förmiges Gebäude, das mit dem Rücken zur Strasse angeordnet ist. Die Hauptwohnseite ist zur Stadt und der Garten zur Abendsonne ausgerichtet. So konnten alle Bedürfnisse erfüllt werden», so Paolo D’Aloisio. Wegweisend für die Familie war ein Kontrast zwischen modern und rustikal. «Das kantige Gebäude steht auf einem rustikalen Bruchsteinsockel und zeichnet die Geschosse mit einem umlaufenden schwarzen Band nach», sagt der Bauherr. Dazwischen sorgt eine Fichtenholzschalung für einen natürlichen Kontrast zu der dunklen Fassade. Grosse Fensterflächen lassen viel Tageslicht hinein und geben dem Baukörper Leichtigkeit. Doch genau diese brachten den Architekten ins Grübeln: «Die grossen Glasfronten Richtung Südosten bringen gewisse Herausforderungen mit sich. Es wurden Gläser mit sehr hohen Anforderungen an den Wärmeschutz verbaut. Trotzdem zeigt die Erfahrung, dass sich die dahinterliegenden Räume dennoch passiv aufheizen.» Dem konnte mit den Auskragungen im Obergeschoss entgegengewirkt werden. Der bauliche Wärmeschutz hat den Zweck, dass bei niedrigem Sonnenstand im Winter das Sonnenlicht bis zum Fensterglas gelangt und die Passivwärme genutzt werden kann. Im Sommer hingegen steht die Sonne höher, und die Fenster sind beschattet.
Platz zum Ankommen
Ein grosser Vorplatz mit Garageneinfahrt bietet genug Platz für Autos, Fahr-und Dreiräder. Eine flach gehaltene Treppe–eingerahmt von Sträuchern und Hecken–führt zur Eingangstür. Die Eingangsebene befindet sich im Sockelgeschoss. Das Sockelgeschoss wurde mit einer Überhöhe von drei Metern ausgeführt, wodurch eine schöne Innenhofsituation im Aussenbereich des Erdgeschosses entsteht.
Eine Garderobe mit Sitzmöglichkeit im Eingangsbereich schafft Raum, um zu Hause anzukommen. Das interne Treppenhaus führt direkt ins Erdgeschoss. Eine dunkle Küche, bestehend aus Wandzeile und Kücheninsel, zieht die Blicke im Raum auf sich. Sie überzeugt mit viel Stauraum, einem Kochfeld mit integriertem Dunstabzug und einem Spülbecken mit angrenzendem Platz für Messer und Schneidbretter. Ein echtes Highlight ist jedoch die Aussparung an der Wandzeile, die Weinflaschen, Gläser und Accessoires perfekt in Szene setzt. Sie ist aus Räuchereiche gefertigt und fügt sich somit bestens in das Inneneinrichtungskonzept ein, denn die Räuchereiche wurde im gesamten Haus nahtlos als Boden verlegt und in Möbeln verarbeitet.
Das Steincheminée als Raumtrenner zwischen dem Wohn-und dem Essbereich gibt dem verglasten und offenen Raum kräftigen Halt und bringt eine gewisse Privatsphäre hinein. Eine grosse Wohnlandschaft lädt zum Entspannen und Fernsehen ein, wobei auf den ersten Blick kein TV-Gerät zu finden ist. Im von einem Schreiner hergestellten Lowboard ist die Beamerleinwand verborgen. Mit einem Klick fährt sie heraus und ist bereit für lange Filmabende. Direkt daneben folgt eine weitere Besonderheit. Auf Knopfdruck öffnet sich eine Klappe im Möbel und gibt den Blick auf verschiedene Abwürfe frei. Durch diese gelangen recycelbare Flaschen direkt in die Garage, wo sie fachgerecht getrennt in Behältern landen. Ein Gästebad mit Toilette, Dusche und Waschbecken ergänzt das Raumangebot im Erdgeschoss. Eine weitere Treppe führt in die privaten Räumlichkeiten im Obergeschoss.
Helle Atmosphäre
Im Obergeschoss liegt das grosse Elternschlafzimmer, das mit seinem Grundriss zur echten Entspannungsoase wird. Ein begehbarer Kleiderschrank bietet genug Stauraum und führt gleichzeitig zu einer kleinen abgegrenzten Toilette. Gleich daneben befindet sich eine grosszügige Dusche mit Glaswand. «In der Dusche wurden grosse Feinsteinzeugplatten mit einer Abmessung von 2,5 × 1,5 Metern verbaut», sagt Paolo D’Aloisio. Geht man an der Dusche vorbei, gelangt man in ein grosses über Eck verglastes Zimmer. In der Ecke steht eine elegante, frei stehende Badewanne, von der man Aussicht aufs Grüne hat. Daneben steht das Elternbett–ebenfalls mit Blick auf die umliegende Landschaft. Eine grün gestrichene Wand bringt Farbe in das sonst zurückhaltend eingerichtete Schlafzimmer und die dezente Inneneinrichtung. Zwei weitere Schlafzimmer und ein Bad vervollständigen das Stockwerk. Neben den hochwertigen Materialien hat die Bauherrschaft viel Wert auf ein stimmiges Lichtkonzept gelegt. «Die Grundausleuchtung wurde mit flächenbündigen Deckenlichtbändern ausgeführt. Mit einzelnen Lichtakzenten in Form von Hängeleuchten beispielsweise über dem Esstisch, in den Nasszellen und in den Schlafzimmern konnten wir zusätzliche Stimmungslichter schaffen», so der Bauherr und Architekt.
Das durchdachte Konzept überzeugt zudem im Aussenbereich. Das L-förmige Haus in einer Hanglage bildet eine Innenhofsituation zur Südwestseite. Die Höhenversätze im Gebäudeinnern sind ausserdem im Garten wiederzufinden. So entstanden mehrere Aufenthaltsorte im Aussenraum. Eine grüne Wiese, Sitzmöglichkeiten und ein Whirlpool bieten Abwechslung im Freien. Der Massivbau überzeugt insgesamt durch ein gelungenes Gesamtkonzept, das sowohl Materialien als auch Formen zu einem Ganzen verschmelzen lässt. Damit dieses Ziel erreicht werden konnte, folgte der Architekt einem klaren Plan. Das rät er ebenfalls zukünftigen Bauherren: «Geduld in der Entwurfsphase widerspiegelt sich deutlich in der Qualität der Architektur.»