Ein Blickfang

Einen fünfhundert Jahre alten Hof durch einen modernen Anbau zu erweitern, ist keine einfache Aufgabe. Architekt Pavol Mikolajcak und Bauherr Thomas Erlacher haben sie mit Bravour gemeistert.
Mit der Zeit reifte der Wunsch heran, die alten Gebäude nicht modern auszubauen, sondern in ihrer ursprünglichen Form instand zu setzen. In den Stadel sollten wieder Tiere einziehen, und auch das Wohnhaus würde weiterhin ohne Heizung und andere moderne Annehmlichkeiten auskommen. Stattdessen beschloss Thomas Erlacher, den Paarhof durch eine dritte, moderne Kubatur zu erweitern, die zeitgemässen Wohnkomfort bieten würde, ohne das Erscheinungsbild des historischen Paarhofs zu stören. Immer wieder hatte der Bauherr auf der Wiese vor dem Haus gesessen und sich überlegt, wo ein solcher Bau zu stehen kommen könnte. Die Lösung erwies sich als einfach und raffiniert zugleich: Das neue Haus wurde höhlenähnlich in den Hang hineingebaut. Für die Umsetzung zog Thomas Erlacher den Bozener Architekten Pavol Mikolajcak heran. Architekt und Bauherr kannten sich bereits beruflich, da Thomas Erlacher die Tischlerei und Inneneinrichtungsfirma Erlacher führt. Da beide Begeisterung für experimentelle und nicht traditionelle Lösungen mitbrachten, entwickelten sie schnell eine kreative Zusammenarbeit, die dem Haus zu seinem endgültigen Erscheinungsbild verhalf.
Der längliche Baukörper liegt hinter den beiden Bestandsgebäuden und schliesst direkt an das Wohngeschoss des alten Bauernhauses an. Hangseitig ist er dadurch fast komplett unter der Bergwiese verborgen. Zum Eisacktal öffnet sich das Haus mit einer grosszügigen, facettierten Glasfassade. Unregelmässige Winkel brechen mit der rechteckigen Form und verleihen dem Gebäude ein organisches Erscheinungsbild. «Wenn man das Haus von unten sieht, wirkt es wie ein Fuchsbau», sagt Thomas Erlacher.
Bauherr und Architekt wählten für das neue Haus dieselben Materialien wie für das alte, allerdings in einer modernen Ausprägung: Der Naturstein des alten Baus findet seine Entsprechung im kühlen Sichtbeton, der von der Zeit geprägte Holztäfer in der gebürsteten Eiche, welche die Innenräume des Neubaus prägt. Die Holzverkleidungen, ausgeführt von der eigenen Firma des Bauherrn, folgen präzise den unregelmässigen Winkeln der Innenarchitektur. Die polygonale Deckenform folgt dem Verlauf des Hügels, der für den Bau abgetragen wurde, und erinnert zugleich an die traditionellen Giebeldächer des alten Paarhofs.
Tageslicht ist im in den Hang hinein gebauten Haus alles andere als rar. Neben der grossen Fensterfront verfügt es über zwei Oberlichter, die bündig in der Wiese liegen und die Abendsonne tief in die Räume strahlen lassen. Um Sichtschutz muss sich Thomas Erlacher keine Sorgen machen: Auf der abgelegenen Hofschaft am Hang ist er vor fremden Blicken sicher. Höchstens seine Tiere beobachten den Hausbewohner, denn der Hof dient mittlerweile nicht nur ihm selbst als Zuhause, sondern auch einigen Kühen, Schafen, Hühnern, Ziegen, Eseln und einem Pferd. Durch die Fenster kann Thomas Erlacher die Tiere von seinem Wohnzimmer aus beobachten. «Als das grosse Oberlicht beim Bau noch mit Brettern abgedeckt war, stürzte einer der Esel mit den Hinterbeinen hindurch», erinnert sich Thomas Erlacher. «Seine Hufe hingen direkt über der Kücheninsel!» Der Bauherr, ein erfahrener Bergretter, konnte dem Tier selber aus der Patsche helfen. Heute, mit der festen Verglasung, ist das grosse Oberlicht durchsturzsicher, und die Kücheninsel mit ihrer weissen Corian-Abdeckung muss sich nicht vor Eselshufen fürchten. Die dezent polygonale Form der Insel wurde vom Architekten entworfen und von der Tischlerei des Bauherrn ausgeführt, genauso wie zahlreiche eingebaute Schränke und Stauräume, dank denen das Interieur aufgeräumt und zurückhaltend wirkt.
Die Wohnräume des 200 Quadratmeter grossen Hauses sind auf einer Ebene angeordnet. Vom offenen Wohn- und Essbereich samt Küche gelangt man durch die Schiebefenster auf eine weitläufige Terrasse, auf der Thomas Erlacher die atemberaubende Aussicht auf die Dolomiten geniessen kann. Tagsüber spiegelt die von Beton gerahmte Glasfassade die umliegenden Berge, Wiesen und Wälder und lässt das Haus mit der Landschaft verschmelzen. Abends, wenn im Gebäudeinnern das Licht brennt, wirkt es wie ein grosses Auge, das in die Ferne schaut.
Ein schmaler Gang führt aus dem Wohnbereich zu den Schlafzimmern. Das Gästezimmer mit zwei Betten und das halb offene Schlafzimmer des Bauherrn am Ende des Ganges öffnen sich beide ebenfalls zur Terrasse. Das Gästezimmer verfügt über ein eigenes Badezimmer en suite, das Masterbad liegt hangseitig neben einer grossen Ankleide. Unter dem Haupthaus, komplett im Hang verborgen, erstreckt sich ein grosses Untergeschoss, das eine geräumige Garage sowie Technik- und Kellerräume beherbergt. Ein imposantes Treppenhaus, das zwischen dem neuen und dem alten Haus liegt, verbindet nicht nur die Geschosse, sondern auch die Gebäude. Die elegante Treppe steht vor einer Natursteinmauer, die noch zum alten Haus gehört: Der Schnittpunkt zwischen der historischen und der neuen Bausubstanz, wo Altholz und Stein auf Sichtbeton und Schwarzstahl treffen. Der Haupteingang zum neuen Wohnhaus liegt nämlich immer noch im alten: Thomas Erlachers Gäste müssen an der Tür des Bauernhauses läuten, um in den modernen Bau zu gelangen. «So ehre ich das alte Gebäude», sagt der Bauherr, der das historische Bauernhaus zudem nutzt, um traditionelle Abende mit seinen Gästen zu veranstalten.
«Die Erweiterung des Felderhofs veranschaulicht, wie historische Bestandsgebäude um eine moderne Wohnkomponente ergänzt werden können, ohne dabei ihren ursprünglichen Charakter zu stören», sagt Architekt Pavol Mikolajcak. «Thomas legte sowohl beim alten als auch beim neuen Haus wert auf die Details und nahm sich viel Zeit, die genaue Form des Gebäudes zu bestimmen.» So entstand im Ensemble des Paarhofs ein dritter Bau, der das historische Gleichgewicht nicht stört – und sogar die Anfang skeptischen Stimmen aus dem Dorf besänftigen konnte.
Die Reaktionen des Dorfes waren zuerst eher negativ. Weder die Baukommission noch die Dorfbewohner waren einer neuartigen Architektur gegenüber aufgeschlossen. Nach der Fertigstellung wechselte die Meinung aufgrund der unauffälligen Erscheinung und der gelungenen Verbindung zwischen Alt und Neu ins Positive.
Die Menschen sind skeptisch, wenn es um Veränderungen geht. Sie befürchten, sie könnten dadurch in ihrer gewohnten, «gemütlichen» Lebensweise eingeschränkt werden. Das kann zwar in ganz seltenen Fällen passieren, Veränderungen sind aber meist unumgänglich. Finden sie bedacht statt, bringen sie mehr Vorteile als Nachteile.
Zu diesem Thema hatten wir eine interessante Diskussion mit dem Denkmalamt, welches das Projekt am Anfang abgelehnt hat. Sie wollten lieber ein drittes Volumen mit ähnlichen Proportionen und einem Satteldach. Ein Umdenken fand erst statt, als wir die Frage stellten: «Wie hätten Menschen vor Hunderten von Jahren gehandelt?» Die Antwort lautet: Sie hätten etwas gebaut, das dem neuesten Stand der Baukunst und ihren Bedürfnissen am ehesten entsprochen hätte. So sollten wir es auch heute machen.
Man kann ein altes Gebäude nicht neu bauen, das wäre eine Täuschung. Es wäre traurig, wenn wir uns auf Imitationen beschränken würden, anstatt unsere Architektur auf demselben hohen Niveau zu verwirklichen wie unsere Vorfahren. Moderne Architektur gut umzusetzen ist nicht einfach. Sie muss schlicht, zweckmässig und hochwertig sein, aber nicht zu banal. Modern muss nicht kühl und ideenlos heissen.
Ein Haus zu planen ist keine unpersönliche Dienstleistung. Der Architekt spielt eine Schlüsselrolle, also lohnt es sich, Zeit in die Suche zu investieren. Ich empfehle Bauherren, sich zuerst selbst mit zeitgenössischer Architektur auseinander zu setzen. So findet man heraus, welche Erwartungen man hat. In einer zweiten Phase sollten sie ein paar «Vorstellungsgespräche» führen, damit sie sehen, ob neben dem Architektonischen auch das Zwischenmenschliche stimmt.
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Pavol Mikolajcak | Bozen (IT) | mikolajcak.com
Massivbau | Fassade: Sichtbeton, Glas
Wohnfläche: 200 m² | Anzahl Zimmer: 3,5
Boden: Parkett Eiche, fugenloser Belag in den Badezimmern | Wände: Holztäfer, Sichtbeton
Fussbodenheizung
Wie ein Ufo, das am Steilhang gelandet ist, schwebt dieses Haus über dem Lago Maggiore. Seine besondere Form ist keine architektonische Extravaganz, sondern eine durchdachte, praktische Antwort auf die Umgebung und die Bedürfnisse der Bewohner.
Zur Strasse hin präsentiert sich das Haus geschlossen: Eine lange Mauer zieht sich von der Garage bis zum Garten auf der gegenüberliegenden Seite durch. Um Besucher zu führen, hoben Architekt und Bauherr die Eingangstüre mit einem Steinblock hervor, neben dem ein Olivenbaum wächst. Wer das Haus betritt, gelangt zunächst in einen hellen Eingangsbereich. Das Flachdach biegt sich an dieser Stelle nach oben, um Platz für einen langen Fensterstreifen zu machen. Nach Süden ausgerichtet sorgt der Streifen dafür, dass auch im Winter genügend Tageslicht vorhanden ist. Eine Wand trennt den Eingangsbereich von der Küche. Von hier aus öffnet sich dem Besucher erstmals der Blick auf den Lago Maggiore. Die Küche, die aus einer Zeile und einer grosszügigen Kochinsel besteht, ist ganz auf die Aussicht ausgerichtet: Beim Kochen oder Spülen auf der Insel blickt man direkt aus dem Fenster, beim Rüsten auf der Zeile reflektiert sich das Panorama in der verspiegelten Rückwand. Zur einen Seite der Küche liegt ein kleiner Raum, den der Bauherr als Büro und als Atelier nutzt. Auf der anderen Seite öffnet sich das Wohn- und Esszimmer, in dem die grauen Bodenplatten von Eichenparkett abgelöst werden. Ein langes Einbaumöbel mit Cheminée prägt das Wohnzimmer. «Das war ein Entwurf des Architekten», erklärt der Bauherr. «Der Fernseher lässt sich so hinter einem Schiebepaneel verstecken, und wir gewinnen sehr viel Stauraum.» Mit seiner langen Steinbank bringt das Cheminée zudem ein Stückchen Tessin ins Interieur.
Der Privatbereich der Bauherrschaft liegt im unteren Stock. Ein langer Gang verbindet die Räume und bringt zahlreiche Einbauschränke unter, damit die Bauherrschaft den Platz in den Zimmern besser nutzen kann. Das Eltern- und das Kinderzimmer, ein Büro- und Gästezimmer sowie ein Fitness-Raum, der als zweites Gästezimmer dienen kann, verfügen alle über einen Zugang zum unteren Balkon. Ein Eltern- und ein Kinderbad, eine Ankleide, ein Technik- sowie ein Kellerraum fanden ebenfalls Platz im grossen Untergeschoss. Neben dem Fitness-Zimmer liegt zudem ein Haushaltsraum, in den eine grosszügige Holzsauna integriert wurde. Beim Saunieren blickt man durch ein geschickt platziertes Fenster gemütlich auf den See. Zur Abkühlung nach dem Wärmebad kann man über eine Aussentreppe zum Gartenbereich hinuntersteigen. Das Haus, das vorne auf Stelzen steht, bildet hier einen geschützten Aussenraum. Am liebsten hält sich die Bauherrschaft aber auf dem grossen Balkon im Erdgeschoss auf. «Ich freue mich jeden Tag aufs Neue, diese wunderbare Aussicht zu sehen», sagt der Bauherr.
Bauherrschaft und Architekt haben sich als ein gutes Team empfunden. «Wir hatten Vertrauen in Fausto Forni und haben ihm vielerorts freie Hand gelassen», sagt der Bauherr. «Dafür hat er auch unsere Wünsche respektiert.» Auch Fausto Forni hatte die Offenheit der Bauherrschaft geschätzt: «Ein Haus muss zur Lage und zu seinen Bewohnern passen», sagt er. «Jedes Haus hat seine eigene Geschichte.»
Fausto Forni | Forni e Gueli Architetti | Muralto | fornigueli.ch
Massivbau | Innendämmung | Flachdach | Fassade: Verputz
Wohnfläche: 233 m² | Anzahl Zimmer: 6,5
Boden: Platten, Parkett | Wände: Verputz
Erdsonde | Sole-Wasser-Wärmepumpe | Zentralstaubsauger
Alles andere als gewöhnlich ist dieses Familienhaus in Südkorea. Der Architekt begann seinen Entwurf mit der Frage, wie Architektur in die Welt der Emotionen eindringen kann.
Einfamilienhaus Manhwaricano in Manwha-ri, Südkorea
Architektur: Kim Seongyoul | Rieuldorang Atelier | rieuldorang.com
Rund eine halbe Stunde von der südkoreanischen Hafenstadt Ulsan entfernt suchen immer mehr Städter Zuflucht im ländlichen Gebiet. So entstehen in Manwha-ri laufend neue Familienhäuser auf neu erschlossenen Bergen und Feldern. Dieser Neubau mit einer Fläche von 144,25 Quadratmetern steht neben Häusern im amerikanischen Baustil, die weder zueinander noch zur Umgebung passen.
Für die Familie wollte der Architekt einen geschützten Raum schaffen, der auch die optische Unruhe durch die umliegenden Bauten ausgleicht. Die Architektur sollte viele Facetten im gewohnten Alltag bieten.
Der Architekt nahm die Idee vom gewohnten Haus mit Giebeldach auf und kehrte den Korpus so um, dass ein Kubus mit giebelförmigen Aussparungen entstand. Das sorgt für Ruhe und reizvolle Spannung zugleich.
Die Arkaden bilden einen geschützten Aussenraum. Durch den unterschiedlichen Lichteinfall im Verlauf des Tages entstehen unterschiedliche Stimmungen.
Die Bauherrschaft dieses Einfamilienhauses in Cortaillod stellte ihren Freund, den Architekten Andrea Pelati, vor eine besondere Herausforderung, denn unmittelbar vor einem bestehenden Haus der Familie sollte ihr eigenes Eigenheim entstehen.
Betreten wird das neue Einfamilienhaus durch eine in das Dach eingelassene Treppe, die sich den Weg vom Eingangsbereich weiter über die Halbgeschosse der Liegenschaft bahnt. Das Wohnzimmer im mittleren Geschoss mit Essbereich und offener Küche bildet den zentralen Lebensraum dieses Hauses, bei dem auf eine grosszügige und einladende Wirkung geachtet wurde. Einen entscheidenden Aspekt stellt auch die wunderbare Aussicht auf den Neuenburgersee und die Rebberge von Cortaillod dar, die mit Panoramafenstern optimal in Szene gesetzt wird. Öffnet man die Fensterfronten, so gibt es keine Grenzen mehr zwischen innen und aussen. Während das Wohnzimmer durch seine Grosszügigkeit und Offenheit besticht, stand bei den Schlafzimmern der Schutz der Intimsphäre im Vordergrund. Sie befinden sich nach dem Eingang seitlich hinter einer Betonwand versteckt. Komplettiert wird das Haus durch ein Spiel- und ein Arbeitszimmer, die so angeordnet sind, dass sie der Raumgestaltung einen vielfältigen Charakter verleihen. Das Spielzimmer ist ein halbes Geschoss tiefer als das Wohnzimmer, an welches es über eine kurze Treppe angeschlossen ist. So kann sich das Kind zum Spielen zurückziehen, ohne dass es den Eltern genommen wäre, einen gewissen Kontakt vom Wohnzimmer aus aufrecht zu erhalten.
Die Innenarchitektur entwickelte sich aus dem Gedanken, dass der Eingangsbereich an das Hinabsteigen in eine Höhle erinnert. Aus diesem Grund stellt bei den Innenwänden der Beton das prägende Element dar, das insbesondere im Eingangsbereich, in der Küche und im Wohnzimmer seine Wirkung entfaltet. Die Böden sind hier mit Zementstrich ebenfalls mineralisch gehalten. Im Wohnzimmer wird so durch den Grauton die puristische Seite betont, während in den Schlafräumen durch ein Holzparkett aus Nussbaum Behaglichkeit und Wärme geschaffen wird. Die Wände in den Zimmern sind mit einem weissen Putz versehen. So leitet die helle Farbe das durch die grossen Fenster einströmende Sonnenlicht bis zu den hinteren Winkeln. Trotzdem war diese Massnahme noch nicht ausreichend, damit überall genügend natürliches Licht einströmen konnte. Der Architekt hat deshalb zusätzlich Oberlichter eingeplant, die vor allem in der Küche, den begehbaren Kleiderschränken und dem Badezimmer das Ambiente von oben aufhellen.
Das grundsätzlich helle Erscheinungsbild der Liegenschaft wird durch schwarze Elemente ergänzt, die sich konsequent durch das ganze Haus ziehen. Sie haben die Aufgabe, Akzente zu setzen, aber auch von weniger wichtigen Einrichtungsgegenständen wie dem TV-Gerät abzulenken. Zahlreiche farbige Möbel und Dekorationsgegenstände kolorieren die Räume und lassen eine gewisse Fröhlichkeit entsteht. «Die sehr bunten Möbel waren eine interessante Wahl der Kunden. Sie bringen Leben in die neutrale Szenografie. Die Giraffe ist mein persönliches Highlight», gesteht Antonio Conroy humorvoll, der ebenfalls am Projekt beteiligt war.
Obwohl beim Bau die Funktionalität der Liegenschaft das wichtigste Leitmotiv war, interessierte sich die Bauherrschaft auch sehr dafür, ein möglichst energieeffizientes und ökologisches Haus zu errichten. Die Minergie-Standards erfüllt die Liegenschaft zwar nicht, doch durch die Erdwärmepumpe und die auf dem Dach der etwas versteckt liegenden Garage angebrachten Solar-Panels konnte auf eine nachhaltige Energiegewinnung Rücksicht genommen werden.
Die Bauherrschaft ist mit ihrem neuen Heim auf jeden Fall zufrieden, konnten ihre Wünsche nach maximaler Funktionalität doch vollumfänglich berücksichtig werden. In den gemütlichen, lichtdurchfluteten Räumen kann die Familie rund um die Uhr die fabelhafte Aussicht geniessen, die durch die gewählte Architektur perfekt in Szene gesetzt wird. Zu ihren Familienangehörigen haben sie es auch nicht weit, entstand doch durch das Dach ein ideales Verbindungsstück zwischen den beiden Haushalten und ein harmonischer Übergang zwischen der traditioneller und moderner Architektur.
andrea pelati architecte | Neuchâtel | ap-architecte.ch
Andrea Pelati | Mitarbeiter Antonio Conroy
Stahlbetonkonstruktion | Flachdach | Fassade: gestrichener Beton
Bruttowohnfläche: 265 m² | Anzahl Zimmer: 5,5
Boden: Zementestrich, Platten, Parkett |Wandbeläge: Zementestrich, weisser Putz | Fenster: Dreifachverglasung, Minimal-Rahmen |
Erdwärmepumpe | Solar-Panels | Cheminée
Schon lange träumte diese junge Familie vom eigenen Haus, in welchem auch die TCM-Praxis Platz haben sollte. In Giswil am Sarnersee hat das Paar das geeignete Grundstück gefunden und sein Eigenheim in Zusammenarbeit mit Atmoshaus realisiert.
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Das Wohngeschoss mit Küche, Essbereich und Terrasse, von der eine Aussentreppe zum Garten führt, liegt auf der dritten Etage. Das Elternzimmer mit Masterbad, das Gäste-WC und das Zimmer der Tochter runden die Raumanordnung auf dieser Ebene ab. Ein rustikaler Parkettboden zieht sich durch die Küche und die restlichen Wohnräume und schafft ein behagliches Ambiente, während die gestrichene Wand beim Esszimmer einen farbigen Akzent setzt. Von hier aus geniesst die Familie mit ihren Gästen eine schöne Aussicht auf den See und die umliegende Natur. Die Fenster hat der Bauherr in seinen Entwürfen gezielt platziert, sodass man im Raum einen schönen Rundumblick hat, ohne Einblicke zu gewähren. Noch schöner ist der Ausblick im Attikageschoss, wo das Wohnzimmer mit Cheminée und einem von der Decke herunterklappbaren TV-Gerät angesiedelt ist. Raumhohe Fenstertüren erweitern das Wohnzimmer nach draussen auf die grosse, fast ganz umlaufende Terrasse. Auf der zweiten Etage bzw. im Erdgeschoss sind zwei grosse Zimmer und ein grosses Bad mit begehbarer Dusche sowie zwei Nebenräume angesiedelt. «Im Moment nutzen wir diese zwei Zimmer als Gästezimmer und Büro. Unsere Tochter schläft noch im kleinen Zimmer oben neben der Küche, das als Büro angedacht ist», erklärt der Bauherr das Raumkonzept.
Die TCM-Praxis ist nur durch eine Tür von den Privaträumen getrennt. «Zuerst war die Idee, einen Innenhof mit der Praxis und dem Haupthaus zu bilden, doch aufgrund der Bauvorschriften bezüglich Abstand war das leider nicht möglich», berichtet der Bauherr. Nichtsdestotrotz sind er und seine Frau glücklich, dass die TCM-Praxis im Haus integriert ist. Sie wurde so geplant, dass sie später zusammen mit dem Erdgeschoss zu einer eigenständigen Wohnung ausgebaut werden könnte. Entsprechende Leitungen für Strom und Wasser für eine Küche wurden vorbereitet, und auch die Leichtbauwände können entfernt werden, um den Grundriss zu verändern. So besteht die Möglichkeit, dass später die oberen zwei Stockwerke von den Bauherren beansprucht werden, während die Wohnung unten vermietet werden könnte.
Die Planungs- und Bauphase behält das Paar in guter Erinnerung, wurde doch alles zur vollsten Zufriedenheit und termingerecht durch den Generalunternehmer realisiert. «Ich fand es toll, dass ich die Grundrisspläne selbst zeichnen konnte und diese auch genau meinen Vorstellungen entsprechend von Atmoshaus umgesetzt wurden», sagt der Bauherr. Es sei eine strenge Zeit gewesen, zumal viele Entscheidungen getroffen werden mussten. Auch mit den Handwerkern war das Paar zufrieden, es schätzte ihre Pünktlichkeit und ihre sorgfältige Arbeit. «Wir geniessen unser Haus, die Ruhe hier im Quartier und die Nähe zum See und zu den Bergen. Noch dazu ist es gar nicht weit, wenn wir einmal in die Stadt fahren wollen», schwärmt die Bauherrin, und man sieht ihr die Freude an, als sie auf der Terrasse steht und ihr Blick zufrieden in die Ferne schweift.
Atmoshaus AG | Sempach Station | atmoshaus.ch
Massivbau | Flachdach | Wände: Beton, Kalksandstein, Backstein, mit Wärmedämmung | Fassade: Abrieb
Nettowohnfläche: 194,9 m² | Anzahl Zimmer: 8,5
Wandbeläge: Abrieb, Platten, Beton roh, Kalksandstein roh | Boden: Zementüberzug, Platten, Eichenparkett, Laminat, Beton roh | Fenster: Kunststoff, dreifach verglast
Luft-Wasser-Wärmepumpe | Cheminée
Viele Menschen unterschätzen Naturgefahren, obwohl diese in den letzten Jahren vermehrt auftraten. Unwetter können grosse finanzielle und emotionale Schäden verursachen. Wer ein Haus baut, ist gut beraten, von Anfang an die Risiken zu analysieren und allenfalls präventive Schutzmassnahmen zu planen.
Dies sind zwei extreme Ereignisse, die sich innerhalb weniger Wochen abspielten. Neuste Forschungsberichte zeigen, dass die Durchschnittstemperatur auf der Erde schneller ansteigt als bisher angenommen. Die Folgen davon sind mehr Wetterextreme.Nach Angaben des Bundesamtes für Umwelt verursachten Hochwasser, Murgänge, Rutschungen und Sturzprozesse in der Zeit von 1972 bis 2016 in der Schweiz im Durchschnitt jährliche Schäden von rund 320 Millionen Franken. Rund vier von fünf Schweizer Gemeinden waren seit 1972 mindestens einmal von Hochwasser und/oder Murgang betroffen.
Ungeachtet dieses hohen Zerstörungspotenzials lassen viele Bauherren und Planerinnen naturbedingte Risiken beim Bauen ausser Acht, leider. Denn wer in der frühen Bauphase präventive Schutzmassnahmen einplant, kann erhebliche Schäden an Gebäude und Hausrat vermindern oder gar verhindern. Laut einem Bericht des Bundesamts für Umwelt leben in der Schweiz 1,8 Millionen Menschen in hochwassergefährdeten Gebieten. Zudem befinden sich 1,7 Millionen Arbeitsplätze und 840 Milliarden Franken Sachwerte in diesen Gefahrenzonen. Als Versicherer ist es unsere Aufgabe, diese Risiken zu kennen, einzuschätzen und den Menschen zu helfen, die Schäden mit präventiven Massnahmen zu minimieren.
Schutzmassnahmen waren noch nie so einfach zu realisieren wie heute, denn der Bund, die Kantone und die Gemeinden haben in den letzten Jahren grosse Anstrengungen unternommen, um Gefahrenkarten mit detaillierten Informationen zu erstellen. Dieses wertvolle Basismaterial ist die Grundlage für den Zurich Naturgefahren-Radar. Mithilfe dieses Online-Tools können Bauherren, Wohneigentümer, Architekten und Planer kostenlos und auf die Hausnummer genau jeden Standort auf drohende Naturgefahren analysieren und sich geeignete Schutzmassnahmen vorschlagen lassen. Im Gegensatz zu den Gefahrenkarten der Kantone ist der Zurich Naturgefahren-Radar allgmein verständlich und für Laien einfach zu interpretieren. Eine Abfrage dauert nicht länger als zwei Minuten.
Steht das Haus oder die Parzelle in einer Gefahrenzone, erstellt der Zurich Naturgefahren-Radar einen detaillierten Plan mit Vorschlägen zu Schutzmassnahmen – massgeschneidert auf die geplante oder bestehende Immobilie. Oft reichen einfache und günstige Baumassnahmen wie Schutzmauern, das Einsetzen von Sicherheitsglas bei exponierten Fenstern oder kleine Geländeanpassungen zur Verhinderung von Überflutungen nach starken Regenfällen. Bei Neubauten lohnt es sich, von Anfang an Fachleute einzubeziehen, die zum Beispiel von Beginn an darauf achten, das Haus auf erhöhtem Grundstück zu bauen oder eine Hochwasserbarriere vor der Garageneinfahrt anzubringen, um sie vor Überflutungen zu schützen. Je früher Planer die Naturgefahren berücksichtigen, desto geringer fallen die Mehrkosten aus.
Der Zurich Naturgefahren-Radar umfasst Tausende Daten aus Gefahrenkarten von Bund und Kantonen und wird laufend aktualisiert. Das Tool ermöglicht eine generelle Einschätzung auf Grund der Lage eines Gebäudes und keine tagesaktuelle Einschätzung aufgrund des Wetters. Neben Angaben zur Hochwassergefahr informiert der Zurich Naturgefahren-Radar auch über drohende Rutschungen, Lawinen, Stürze, Murgänge und Hangmuren. Bauliche Massnahmen gegen Naturgefahren sind oft günstiger als vermutet. Bei Neubauprojekten machen sie meist weniger als ein Prozent der gesamten Baukosten aus. Auch bei bestehenden Gebäuden lässt sich mit kleinen Massnahmen eine grosse Schutzwirkung erzielen.
Neben Hochwasser und Hangrutschen droht in der Schweiz eine weitere Gefahr, die viele unterschätzen: Erdbeben. Wie der Erdbebendienst der ETH auf seiner Website schreibt, sind Erdbeben in der Schweiz die Naturgefahr mit dem grössten Schadenpotenzial. Doch ausgerechnet gegen diese Gefahr haben die meisten Hausbesitzer keine Versicherung. Die von den meisten Kantonen vorgeschriebene Gebäudeversicherung deckt Feuer- und Elementarschäden, aber keine Erdbebenschäden. Elementarschäden werden beispielsweise durch Sturm, Hagel, Überschwemmungen, Erdrutsche und Schnee verursacht. Da starke Erderschütterungen nur schwer prognostizierbar sind, lohnt sich bei diesem Naturereignis Prävention umso mehr.
Erdbebengerechte Bauten bieten den günstigsten und besten Schutz vor starken Erdbeben. Die Mehrkosten machen ungefähr ein bis zwei Prozent der Summe für einen Neubau aus. Laut einem Artikel der «SonntagsZeitung» geht das Bundesamt für Umwelt dennoch davon aus, dass nur 20 Prozent der Häuser in der Schweiz erdbebensicher sind. Zurich empfiehlt Bauherren, auch dieses Risiko bereits in der frühen Bauphase zu berücksichtigen. Um die Erbebengefährdung auf einem bestimmten Grundstück abschätzen zu können, stellt der Erdbebendienst der ETH Zürich ein interaktives Kartentool zur Verfügung, das die Wahrscheinlichkeit von zu erwartenden Bodenbewegungen vorhersagt. Dieses Tool finden sie auf der Website des Erdbebendienstes.
Die Kosten nach einem Erdbeben können enorm hoch ausfallen. Denn nach einem starken Beben ist oft nicht nur ein Teil des Gebäudes beschädigt, sondern das ganze Haus samt Inventar. Die Kosten für die Reparaturen bis hin zum Wiederaufbau können Hausbesitzer vor existenzielle Probleme stellen. Um dies zu verhindern, können Hausbesitzer bei privaten Versicherungen sowie einigen wenigen kantonalen Versicherungen ihr Haus samt Inventar gegen Erdbeben versichern. Zurich bezahlt als einziger Versicherer nicht nur die durch Erdbeben unmittelbar verursachten Schäden an Gebäude und Hausrat, sondern auch die daraus resultierenden Folgeschäden durch Feuer, Wasser und Plünderungen.
Die Mehrheit der kantonalen Gebäudeversicherungen hat auf freiwilliger Basis einen limitierten Erdbebenpool von zwei Milliarden Franken eingerichtet. Diese Summe wird bei einem Ereignis nach Intensitätsstufe des Bebens auf die Geschädigten verteilt. Durch die Begrenzung der Leistung ist nicht garantiert, dass sämtliche Schäden vollumfänglich entschädigt werden. Zudem besteht kein Rechtsanspruch auf eine Entschädigung. Daher lohnt es sich, die bestehenden Leistungs- bzw. Deckungslücken der kantonalen Gebäudeversicherung durch zusätzliche private Versicherungsangebote zu decken. In den Kantonen Genf, Uri, Schwyz, Tessin, Appenzell Innerrhoden, Wallis und Obwalden gibt es keine kantonale Gebäudeversicherung. Dort werden sämtliche Risiken durch private Versicherer gedeckt.
Wer sich den Traum vom Eigenheim verwirklichen möchte oder bereits verwirklicht hat, sollte sich gegen sämtliche Risiken schützen – auch gegen Naturgefahren –, damit der Traum vom Eigenheim nicht in einem Albtraum endet.
Zurich Naturgefahren Radar:
zurich.ch/naturgefahren
Erdbebengefährdungskarte der ETH:
seismo.ethz.ch
Fachinformationen vom Bundesamt für Umwelt:
bafu.admin.ch
naturgefahren.ch
Ein Haus mit intelligenten Funktionen, das eigenständig dazulernt und dabei auch noch die Daten der Bewohner schützt – dieses experimentelle, smarte Musterhaus macht es möglich.
Der innovative Bau steht im Herzen des «Huf Dorfs», der ausgedehnten Musterhaussiedlung des Familienunternehmens in Hartenfels (D). Mit seiner Dachform, die Architekt Alexander Huf als «Schmetterlingsdach» bezeichnet, zieht das eingeschossige Haus die Blicke auf sich. Fachwerk und Glas prägen die moderne Architektur des Bungalows – einer der zwei Gründe für den Namen «Ausblick». Der andere ist nicht auf Anhieb sichtbar. «Ausblick» ist das weltweit erste selbst lernende Haus, das die Gewohnheiten und Bedürfnisse seiner Bewohner mit der Zeit selbst herausfindet. Möglich ist dieses technologische Novum dank der künstlichen Intelligenz (KI) «Watson» von IBM.
Herkömmliche Smart-Home-Programmierungen sind nicht wirklich intelligent: Sie führen bloss Befehlsketten aus. Watson hingegen nutzt selbst lernende Algorithmen, um Menschen zu helfen, ihre täglichen Aufgaben besser zu bewältigen. Dank KI ist «Ausblick» in der Lage, seine Bewohner über Interaktionen kennenzulernen. Dank vernetzter Sensoren im Haus werden Daten in der IBM Cloud gesammelt, von Watson analysiert und in Erkenntnisse über die Verhaltensmuster der Bewohner umgesetzt. Die Interaktion mit KI erfolgt dabei über eine App – oder ganz einfach in natürlicher Sprache. Dank «Watson Assistant», dem digitalen Assistenten von IBM, kommunizieren Haus und Mensch auf natürliche Weise miteinander. Ausserdem kann das selbst lernende Haus anhand von Wetterdaten und Aussentemperatur auch die Verbrauchswerte für Heizung und Strom einschätzen und optimieren. Die Kontrolle über die Rückschlüsse, die das intelligente Haus aus diesen Beobachtungen zieht, liegt stets beim Bewohner: Die Befehle können jederzeit zurückgesetzt oder überschrieben werden. Auch die Daten bleiben stets das Eigentum des Hausbesitzers. Durch strenge Sicherheitsrichtlinien wird die Weitergabe von jeglichen personenbezogenen Daten verhindert – im Gegensatz zu marktüblichen Sprachassistenten.
Zurzeit dient das experimentelle Musterhaus als Büro für die Marketing- und Vertriebsmitarbeiter von Huf Haus. Sie sind es auch, die in den Genuss der intelligenten Funktionen kommen. So erkennt das Gebäude die Mitarbeiter schon am Eingang mittels Gesichtserkennung-Software, begrüsst sie und öffnet ihnen die Eingangstür. Typische Büroaktivitäten werden kontextbezogen von KI durchgeführt, zum Beispiel das Licht im jeweiligen Büro eingeschaltet, der PC automatisch hochgefahren und die bevorzugte Komforttemperatur im Raum eingestellt. «Mit diesem Haus wollen wir die Frage beantworten, wie das Leben und Arbeiten in der Zukunft aussehen könnten. Mit IBM haben wir einen hervorragenden Partner gefunden», sagt Georg Huf. «Es braucht sowohl visionäre Architektur-Ideen als auch innovative Technik.» Die Architektur des Musterhauses ist nämlich auch experimentell: Im «Ausblick» testet Huf Haus einen neuartigen Konnektor, der alle Glaselemente ohne Klebstoff und statisch aussteifend in die Fachwerkkonstruktion integriert – was eine noch grosszügigere Verglasung möglich macht.
Obwohl «Ausblick» als Bürogebäude dient, ist es als zukunftsorientiertes Wohnhaus konzipiert. Davon zeugen die naturnahen Materialien und der elegant gestaltete Garten, zu dem auch ein Bereich im japanischen Stil gehört. Auch die Architektur selbst mutet mit ihren klaren, harmonischen Linien dezent asiatisch an. Das leicht asymmetrische Schmetterlingsdach lenkt den Blick des Betrachters zum Eingangsbereich und verleiht der Konstruktion Leichtigkeit. «Der Schmetterling diente nicht nur als optische Inspiration, er hat auch Symbolkraft für dieses Projekt», sagt Architekt Alexander Huf. «Wie die Entwicklung von der Raupe zum Schmetterling durchlief auch das Konzepthaus mehrere Entwicklungsstadien von Studien und Brainstormings über zahlreiche Tests bis zur Fertigstellung.»