Das Haus ist einzugsbereit – nun geht es um die Einrichtung. Marion Hellweg, renommierte Buchautorin und Interior-Designerin sowie Mutter einer Tochter, verrät Tipps und Tricks für ein stilvolles, glückliches Wohnerlebnis im Familienrefugium.
Marion Hellweg, was müssen Eltern wissen, bevor sie sich neue Möbel für zu Hause anschaffen? Schliesslich beanspruchen Kinder alle Räume im Haus. Die Frage kann man nicht pauschal beantworten. Es macht natürlich einen Unterschied, ob Sie mit Kleinkindern oder Teenagern unter einem Dach leben. Bei kleineren Kindern rate ich, robustes und pflegeleichtes Interieur zu wählen. Zum Beispiel stabile Möbel aus Vollholz sowie Teppiche und Polstermöbel, die man gut reinigen kann. So überdauern wertige Möbel auch das Kleinkindalter. Ausserdem finde ich, dass man Kindern sehr wohl erklären kann, dass Möbel und Einrichtungsgegenstände einen Wert besitzen und man sie nicht beschädigen oder achtlos mit ihnen umgehen darf. Ich habe meiner Tochter schon als sie ganz klein war erklärt, dass gewisse Dinge für sie tabu sind, wie Bücher aus dem Regal zu räumen und Schokoladenfinger an der Couch abzuwischen. Es ist also auch alles eine Frage der Kommunikation.
Lässt sich designorientiertes Wohnen überhaupt mit Kindern vereinbaren? Natürlich! Viele denken, dass sie wegen der Kinder auf stilvolles Wohnen verzichten und ihre Einrichtung ausschliesslich nach praktischen und familientauglichen Kriterien auswählen müssen. Ich persönlich finde aber, dass man sich so einrichten sollte, wie es einem am besten gefällt. Schliesslich möchte doch jeder in einem schönen Umfeld wohnen. Ich selbst habe eine hellgraue Couch im Wohnzimmer stehen, deren Bezüge waschbar sind. Und die Holzplatte unseres teuren Esstisches wird alle Jahre einmal abgeschliffen, damit er wieder wie neu aussieht. So muss ich mich nicht sorgen, wenn die Tischplatte im Familienalltag Kratzer bekommt. Ausserdem finde ich, dass viele Möbel erst im Lauf der Zeit interessant werden, wenn sie Gebrauchsspuren aufweisen. Darum von mir ein klares Ja zu Designer-Stücken und hochwertigen Möbeln.
Wohnen mit Kindern weckt den Eindruck, dass überall Spielsachen herumliegen und man auch sonst ständig dem Kind hinterherräumen muss. Mit welchen Tricks behält man die Oberhand über das Chaos?
Indem man es gar nicht erst dazu kommen lässt! Viele lassen alles den ganzen Tag über liegen, alles wird immer unordentlicher, und dann am Ende des Tages (wenn alle bereits müde sind und keine Lust mehr haben, aufzuräumen) steht eine Riesen-Aufräumaktion an. Darum folgender Tipp: Die Kinder müssen zuerst das, was sie zum Spielen hervorgeholt haben, wieder aufräumen, bevor sie ein neues Spiel beginnen können. So behalten nicht nur Eltern den Überblick über ihre häusliche Ordnung, sondern auch die Kinder den Überblick über ihre Spielsachen. Ausserdem finde ich Spielkörbe klasse. Die Kinder können einen Korb herausziehen, damit spielen, und wenn sie keine Lust mehr darauf haben, alles wieder in den Korb zurückpacken. So fällt das Aufräumen leichter. Und was leichtfällt, wird in der Regel gerne erledigt. Das funktioniert übrigens auch prima mit Spielkoffern, Stoffboxen und Spielsäcken.
Welche Herausforderungen stellt das Wohnen mit Kindern im Hinblick auf die häusliche Sicherheit dar?
Das ist eine gute und wichtige Frage! Gefahrenstellen haben in den eigenen vier Wänden definitiv nichts zu suchen. Elektrische Geräte sollten daher ausser Reichweite von kleinen Kindern sein, und an jeder Steckdose sollte eine Kindersicherung angebracht werden. Strom ist extrem gefährlich, also führt hier kein Weg daran vorbei! Bei Kleinkindern, die sich überall hochziehen, ist es ratsam, Möbel mit einem guten Stand auszusuchen, damit sie nicht leicht kippen können. Wir haben zum Beispiel, als unsere Tochter anfing, sich hochzuziehen, nachträglich alle Bücherregale an der Wand angeschraubt. Bei Kinderhochstühlen sollten Sie ein Modell wählen, das nicht leicht umfallen kann, da Babys und Kleinkinder gerne darin herumturnen. Denken Sie bitte auch daran, dass ein glatter Boden schnell zur Rutschbahn und ein Teppich leicht zu Stolperfalle werden kann. Freiliegende Teppiche sollten daher auf einer rutschfesten Unterlage liegen, nasse Stellen im Haushalt sofort aufgewischt werden.
Welche konkreten Tipps haben Sie für die Gestaltung bzw. Einrichtung des Kinderzimmers?
Das eigene Reich sollte den Kindern viel Freude bereiten und auf ihre Bedürfnisse abzielen. Sie können also ruhig mit Ihren Kindern über deren Wünsche und Vorlieben sprechen und dann gemeinsam überlegen, welche Möbel angeschafft werden und welche Farben dominieren dürfen. Wichtig ist beim Aufstellen der Möbel, dass das Kind überall gut hinkommt. Sie sollten also zum Beispiel Stauraumflächen und Regale so anbringen, dass das Kind sie gut erreichen kann, ohne dafür einen Stuhl oder ein Tritthocker holen zu müssen. Wandhaken sollten ebenfalls in Griffhöhe angebracht sein. Sollten Sie sich für einen Teppichboden im Kinderzimmer entscheiden, achten Sie bitte darauf, dass er strapazierfähig ist. Es gibt hier übrigens tolle Kunststoffteppiche (z.B. von Pappelina), die abwischbar sind. Ich persönlich finde aber flauschige Teppiche besser. Sie schaffen gemütliche Spielinseln und machen das Kinderzimmer erst zu einem Wohlfühlort.
Und welche Tipps haben Sie für das Jugendzimmer?
Ein Teenager-Reich ist ein Rückzugsort, der vor allem zum Lernen, Relaxen und Träumen genutzt wird – und zum Treffen mit Freunden. Heranwachsende möchten sich oft vom Wohnstil ihrer Eltern lösen und ihr eigenes Ding machen. Dennoch sollte der Raum bei allem Mitspracherecht des Teenagers in verschiedene Funktionsbereiche unterteilt sein. Das Stichwort lautet Zweckmässigkeit: Fürs Lernen sollten Sie einen Schreibtisch wählen, der viel Platz für Bücher und Unterlagen bietet, höhenverstellbar ist und mit Ihrem Kind mitwachsen kann. Ausserdem ist Ordnung im Jugendzimmer nur möglich, wenn ausreichend Stauraummöglichkeiten vorhanden sind. Was das Bett angeht, so könnten Sie sich für eine Auszieh- oder Bettcouch entscheiden, die tagsüber zum relaxten Herumlümmeln und abends zum erholsamen Schlafen einlädt.
Was sind die grössten Einrichtungsfehler, die Eltern machen? Zum Beispiel unnötige Anschaffungen oder Dinge, die in Kinderzimmern einfach nicht funktionieren?
Einrichtungsfehler hinsichtlich des Möbelkaufs gibt es an sich nicht, denn das ist ja reine Geschmackssache. Ich kann einfach allen nur dazu raten, genügend Stauraum einzuplanen, damit Dinge schnell aus dem Blickfeld verschwinden können, wenn man sie nicht mehr braucht. Und beim Kinderzimmer ist es wichtig, dass genügend freie Spielfläche vorhanden ist, damit sich Kinder beim Spielen entfalten und ausbreiten können. Also lieber ein Hochbett integrieren, damit genügend Fläche bleibt, als ein Bett mit Schubkästen, wenn es zu viel Platz einnimmt.
«Das Kinderzimmer soll in erster Linie Ihrem Kind Freude bereiten.»Marion Hellweg, Interior-Designerin und Autorin