Es kommt auf den Blickwinkel an




Das «Vex»-Haus ist als ein sich schlingendes und skulpturales Gebäude zwischen grössere Bauten und Bäume gepflanzt.

Geschwungen und geriffelt: Das sind die Markenzeichen des Betonhauses «Vex» im Nordosten von London. Das Atelierhaus erstreckt sich über drei Etagen, wobei sich im Erdgeschoss ein Atelier und im ersten Obergeschoss die Schlafräume befinden. Im Dachgeschoss schliesslich ist die Wohnfläche angesiedelt. Darüber liegt die Dachterrasse, die über einen verglasten Pavillon zugänglich ist. «Vex» besteht aus gewelltem, mit Hochofenschlacke angereichertem Beton, der durch den Guss in Stahlbleche entsteht.Das Londoner Haus ist als ein sich schlingendes und skulpturales Gebäude zwischen grössere Bauten und Bäume gepflanzt. Die Herausforderungen beim Bau dieses Gebäudes waren die Aussenschalungen, die den Kurven des Hauses mit sich ständig änderndem Umfang folgen. Im Inneren des Hauses überlappen die unterschiedlichen Ebenen. Dies schafft Privatsphäre und bietet dennoch genügend Raum für das einfallende Tageslicht durch die Oberlichtluken.
Name und Form des Gebäudes sind vom Musikstück «Vexations» des Komponisten Erik Satie inspiriert, einem repetitiven Klavierstück, das während 18 Stunden kontinuierlich im Loop gespielt wird. Das Gebäude ist 2016 als Kooperation des Architekten Chance de Silva mit dem Komponisten und Musiker «Scanner» entstanden.








Wenn man Gefallen am Bauen findet, kann es passieren, dass es nicht bei einem Haus bleibt. So geschehen bei dieser Bauherrschaft, die sich den Traum vom Eigenheim erneut erfüllt hat – passend zu ihren Bedürfnissen im neuen Lebensabschnitt.

Ausser dass die Architektur zur Umgebung passen sollte, wünschte sich das Paar ein Raumkonzept, das dem gemeinsamen Familienleben Platz und zugleich den Familienmitgliedern genügend Privatsphäre einräumt. «Klar haben wir schon beim ersten Haus darauf geachtet, dass es den Bedürfnissen der Kinder gerecht werden konnte. Doch damals hatten wir noch keine Kinder, und das Zusammenleben ist dann anders, als man es sich vorstellt.» Der dritte Wunsch der Bauherrschaft war ein gedeckter Aussensitzplatz; denn im ersten Haus war die Terrasse zu stark Sonnen- und Wind-exponiert, sodass sie wenig genutzt wurde. Unter Berücksichtigung dieser Bedürfnisse hatten der leitende Architekt Hanspeter Leibundgut und sein Team ziemlich freie Hand bei der Gestaltung. Trotzdem wurde der Entwurf durch regen Austausch zwischen Bauherren und Architekten ausgefeilt.
Entstanden ist ein Beton-Monolith, der sich stark und geerdet präsentiert und seinen Bewohnern Geborgenheit schenkt. Von Bäumen und Wiese umgeben, erstreckt sich der Baukörper über eine Länge von 22,69 m und ist sanft in den Hang eingebettet. Gerne hätten die Architekten die Länge des Hauses durch eine Fassade mit Holzlamellen betont, die natürliche, ungleichmässige Verwitterung des Holzes mochten die Bauherren jedoch nicht. Deshalb schlug der Architekt Sichtbeton mit einer Brettschalung vor, wodurch dieser einen Abdruck der Holzmaserung erhält. Damit der Sichtbeton möglichst lange schön bleibt, wurde er versiegelt.
Die Geradlinigkeit und Schlichtheit des Baukörpers wird im Hausinneren durch ein stringentes Farb- und Materialkonzept weitergeführt: Grau, Schwarz, Braun und Beige begründen das harmonische Gesamtbild. Der Boden aus eingefärbtem Anhydrit schafft fliessende Übergänge. Glas sorgt für ein sicheres Geländer sowie Transparenz zwischen Büro und Wohnbereich, aber auch für wunderschöne Ausblicke und lichtdurchflutete Räume. Mit Sumpfkalkputz verkleidete Wände sowie Treppen und Fensterrahmen aus Holz bilden zum kühlen Sichtbeton und zu den harten Metallelementen einen warmen und weichen Kontrast.
Das Raumprogramm folgt ebenso klaren Strukturen mit einem Tag- und einem Nachtbereich auf zwei Ebenen: Während das Obergeschoss dem gemeinsamen Familienleben gewidmet ist und sich über die Böschung erhebt, sind die Privaträume introvertierter in der mittleren Etage, die sich am Hang anlehnt, angesiedelt. Obwohl die Zimmer auf einer Ebene liegen, haben sie durch das Treppenhaus und die Badezimmer genügend Abstand zueinander. Weitere Rückzugsmöglichkeiten im Haus bieten die ausgebauten Hobby-Räume im Untergeschoss.
Ins Hausinnere gelangt man entweder über den Haupteingang im mittleren Geschoss, zu dem eine Treppe führt, oder durch die Garage, wo auch ein Lift zur Verfügung steht. Ein lichtdurchflutetes Entrée mit modernem Kronleuchter heisst den Gast herzlich willkommen. Die filigrane Holztreppe weist den Weg direkt zum Wohngeschoss – dem Ort mit der schönsten Aussicht, gerahmt von bodentiefen Holzfenstern. Hier wird die Länge des Hauses tatsächlich erlebbar, vom Büro mit Glastüren über die Küche bis zum überdachten Sitzplatz hinter der Sofaecke mit Cheminée und Piano. Die Galerie verbindet den Arbeitsbereich mit dem Koch- und Wohnbereich und unterstreicht gleichzeitig die Aufteilung der Etage in ihre unterschiedlichen Funktionen.
Anders als im ersten Haus legte die Bauherrschaft grossen Wert auf eine hochwertig ausgestattete, geräumige und funktionale Küche. Denn in der Küche wird nicht nur viel und gerne gekocht. Die Küche ist ein Begegnungsort für die Familie und ihre Freunde.
Draussen kann man sich ebenso gut gemeinsam aufhalten. Ob auf der Terrasse mit Blick aufs Tal oder im ruhigeren Gartenplatz mit Blumenwiese, der sich zum Hang orientiert. Grundsätzlich ist das Gartenkonzept schlicht und pflegeleicht gehalten. Zwei Apfelbäume und zwei Birnenbäume wurden symbolisch gesetzt, die mit dem Haus heranwachsen werden. Das vielseitige und grosszügige Obergeschoss ist sehr gelungen, auch in den Augen der Bauherrin. Ein weiteres Highlight nennt sie den Wellness-Bereich. Dieser ist zwar im Elterntrakt angesiedelt, jedoch für die ganze Familie gedacht. Ein Dampfbad und eine Sauna mit Ausblick lassen dabei den Alltag vergessen und neue Energie tanken.
Auch dieses Mal behält die Bauherrin den Hausbau in guter Erinnerung. Obwohl es wie beim ersten Haus auch einen unvorhergesehenen Hangrutsch gab, der den Bau verzögerte, Zeit und Nerven kostete, sei die Bauphase insgesamt angenehm gewesen und habe Freude bereitet. «Es war interessant zu beobachten, wie sich das Stück Land, das von Brombeeren überwuchert war, in eine Baustelle verwandelte und wie das Haus nach und nach Form annahm», erinnert sich die Bauherrin. Ob das Ehepaar wieder bauen würde? «Ich sage niemals nie. Wer weiss, was uns der nächste Lebensabschnitt bringt.»


Hanspeter Leibundgut | Buser & Partner AG | buserundpartner.ch
Massivbauweise in Sichtbeton mit Brettschalung | Flachdach
Nettowohnfläche: 255 m² | Anzahl Zimmer: 7,5
Boden: Anhydrit, eingefärbt | Wandbeläge: Sumpfkalkputz | Fenster: Lärchenholz/Aluminium mit 3-fach-Verglasung
Erdsonden-Wärmepumpe | Komfortlüftung | Fussbodenheizung | Cheminée | Gebäudeautomation




















Die Villa am Gardasee gleicht einem weissen Quader. Die Farbe zieht sich von den Pool-Stufen über den Terrassenboden bis zur Wand- und Deckenbekleidung im Haus weiter. Hinter der einheitlichen Farbe steht ein hochwertiges Material, das durch Langlebigkeit, Festigkeit, Hygiene und Ästhetik besticht.

Der sechs Meter lange betonierte und folienbeschichtete Pool fügt sich nahtlos in den Terrassenboden ein. Damit wird der randlose Infinity-Pool nicht nur optisch zum Highlight. Mittels Photovoltaikanlage auf dem Dach des Hauses wird das Schwimmbecken ökologisch beheizt und von einem Roboter automatisch gereinigt. Randlos ist der Übergang zwischen Lounge und Pool nicht nur strukturell geschaffen worden, sondern auch materiell. Denn von der Einfassung des Swimmingpools über dessen Stufen bis hin zum Aussenduschbereich wurden auch der Boden und der Tisch auf der im Retro-Look anmutenden Terrasse aus demselben Mineralwerkstoff gefertigt.
Das im Haus am Gardasee verwendete Produkt nennt sich Hi-Macs und stammt von der Firma Klöpfer Surfaces. Die glatte, porenfreie und optisch fugenlose Oberfläche von Fussboden und Tisch besteht aus Acryl, natürlichen Mineralien und Pigmenten. Wegen seiner hohen Formbarkeit ist der Werkstoff vielfältig einsetzbar und stellt hinsichtlich Ästhetik, Hygiene, Funktionalität und Herstellung konventionelle Werkstoffe in den Schatten. Zumindest vermitteln der 3,40 auf 4,40 Meter grosse Sitzbereich und der im selben Material eingefasste Grillbereich auf der Terrasse diesen Eindruck. Gemäss Karl Dreer konnten solch präzise Konturen, wie sie zwischen Pool, Terrasse, Tisch und Lounge-Bereich erzielt wurden, bislang nur mit äusserst aufwendigen Verfahren erreicht werden. Der Innenausstatter selber war es, der das Design und die Technik des Mineralwerkstoffs entwickelt hat.
Die Sprache des Aussenbereichs zieht sich nahtlos durch die Innenräume der Sechs-Zimmer-Villa. Das Oberflächenmaterial aus Acryl und Mineralien findet sich an Wänden, Decken, Küchenfronten und im Badezimmer wieder. Im Kontrast zum alpinweissen, glatten Material stehen lediglich der Fussboden aus dunkler geräucherter Eiche und die farbigen Kunstwerke.
Der offene, loftähnliche Wohn- und Essbereich erstreckt sich über 120 Quadratmeter. Eine Sofainsel aus weissem Leder nimmt den Raum beinahe gänzlich ein. Dank der fast vollständig verglasten drei Wandbereiche werden Berge und See derart nah ans Wohnzimmer geholt, dass der opulente Sitzbereich im Einklang mit dem Ausblick steht.
Ein Esstisch bildet den Übergang zwischen Wohn- und Kochbereich und erinnert mit seiner geschwungenen Form an den futuristischen Outdoor-Tisch. Die Küche ist in der Quaderform des Hauses gehalten. Die schlichten und grifflosen Fronten sind mit einem mechanischen Öffnungssystem ausgestattet und verheimlichen gekonnt, wie viel Stauraum die Küche mit Aussicht tatsächlich zu bieten hat.
Über eine Treppe und den Lift ist das Erd- mit dem Obergeschoss verbunden, wo sich Gästezimmer, Ankleideraum, Fitnessbereich, Schlaf- sowie Badezimmer befinden. All diese Räume sind über einen 12 Meter langen Gang erreichbar. Die Türen zu den Zimmern und die Schränke darin sind beinahe «unsichtbar» in den Wandelementen verborgen. Das Hauptschlafzimmer ist zudem lediglich mit einer Schiebetür vom angrenzenden Badezimmer getrennt. Die farbigen Kunstobjekte wirken durch das weiss-dunkle Ambiente wie zufällige und dezente Farbspritzer an den Flurwänden.
Das dritte Highlight des Hauses bildet die Fensterfront, die sich über die gesamte Breite des Erdgeschosses erstreckt. Eine Schiebegitterwand, die über die gleiche Länge verläuft, bietet wenn gewünscht Sichtschutz, ohne dabei den Gardasee vollständig aus den Räumen verbannen zu wollen. Die ebenfalls aus dem Mineralwerkstoff gefertigte verschiebbare Wand enthält zum Schutz vor Mücken in den offenen Flächen Fliegengitter. Das gesamte Haus ist eine Mischung aus Eleganz, Transparenz und Licht, die in jedem einzelnen Raum enthalten ist. Denn der Gardasee und das Licht bilden nicht nur die Atmosphäre draussen, sondern auch im Inneren der Villa.
Campanardi De Santi Studio | 37010 Torri del Benaco (I) | Innenarchitektur: Dreer-Graf | dreer-graf.de
Massivbau | Flachdach | Fassade: Hi-Macs, Verputz, Naturstein
Nettowohnfläche: 216 m² | Anzahl Zimmer: 6
Boden und Nasszelle: Holz und Hi-Macs
Photovoltaikanlage | Solaranlage | Bioethanol-Kamin | Fussbodenheizung | Gasheizung











Die Architekten vom «Rock House» am Persischen Golf nahmen sich die Kunst des japanischen Papierfaltens zum Vorbild und drehten die Stahlwerkkonstruktion wie ein Origami um sich selbst.

Ikonisches Einfamilienhaus «Rock House» auf einem Eckgrundstück im Wohngebiet von Abdullah Al-Salem in Kuwait-Stadt
Architektur: AGi architects (Nasser B. Abulhasan, Joaquín Pérez-Goicoechea) agi-architects.com
Auf 1300 Quadratmetern entfaltet sich die Stahlbetonstruktur des Hauses ähnlich wie ein gefaltetes Origami, das sich um sich selbst dreht. Dadurch entsteht ein zentraler Innenhof, zu dem alle Räume des Hauses ausgerichtet sind.
Die Bauherren forderten von den lokal ansässigen Architekten mit internationaler Erfahrung eine widersprüchliche Dualität: Aus Elementen traditioneller muslimischer Architektur sollte ein skulptural wirkendes Einfamilienhaus entstehen, das die Privatsphäre der Bewohner vollständig zu schützen vermag.
Eine um einen Innenhof rotierende Stahlbetonkonstruktion bringt genügend Licht und Luft ins Innere des Einfamilienhauses. Öffnungen wie auch Fenster mit Blick auf die Strasse gibt es bei diesem Bau nur wenige. Aber dort, wo sie angebracht sind, verhindern sie die übermässige Sonneneinstrahlung im Hausinneren.
Wie bei der traditionellen muslimischen Architektur wird beim «Rock House» auf die Verwendung von Korridoren verzichtet. Stattdessen wird das Haus als Ganzes betrachtet. Die Raumaufteilung orientiert sich an den im Lauf eines Tages anstehenden Alltagsaktivitäten wie Schlafen, Essen, Arbeiten und Feierabend geniessen. In Kuwait sind die Wohnräume in Häusern gemäss lokalen Normen meist relativ klein gehalten. Ziel der Architekten war deshalb, bei der Hausplanung maximale Bewegungsfreiheit zu gewährleisten. Deshalb sind die einzelnen Zimmer jeweils über verschiedene Wege miteinander verbunden. Der kontinuierlichen Kommunikation im Haus steht damit nichts im Wege.
«Das Konzept ergibt sich aus dem Wunsch nach Privatsphäre.»AGi architects


















