«Holz wird nachhaltig an Wert gewinnen»
Anfang 2021 wurden in ganz Europa Lieferverzögerungen und zum Teil beachtliche Preiserhöhungen bei vielen Rohstoffen beobachtet. Auch Holz war davon betroffen. Trotzdem macht die Holzbaubranche Mut, künftig noch mehr auf Holz zu bauen. Regula Gehrig vom Schweizerischen Verband für geprüfte Qualitätshäuser (VGQ) gibt Auskunft zu dem Thema.
Regula Gehrig, welche Holzarten eignen sich für den Bau von Einfamilienhäusern?
Konstruktionsholz, Wand und Deckenverkleidungen sind meist aus Fichte respektive Tanne, weil diese Holzarten einerseits leicht, andererseits sehr stabil und damit beständig sind. Ausserdem sind sie in der Schweiz ausreichend verfügbar. Für Bodenbeläge und den übrigen Innenausbau wird häufig Eiche oder Buche verwendet. Diese Holzarten sind hart und robust. Eiche gibt es im Schweizer Wald nur begrenzt, Buche hat es hingegen in hohem Masse. Buchenholz hat sich insbesondere bei Bodenbelägen seit Jahrzehnten bewährt und ist beispielsweise für Fischgrätparkett oder Stäbchenparkett geeignet.
Welche Schweizer Holzarten werden selten verwendet, hätten aber durchaus Potenzial?
Bei den Nadelhölzern wäre das die Douglasie. Sie ist ein hoch wachsender Baum mit geradem Stamm, der überdies mit erschwerten Klimabedingungen gut zurechtkommt. Für Tragwerke würden sich Laubhölzer wie die Esche und die Buche bestens eignen.
Inwiefern ist ein Haus mit einer Holzkonstruktion ökologisch?
Holzkonstruktionen haben bezüglich der grauen Energie, der Treibhausgase und als Kohlenstoffspeicher deutliche ökologische Vorteile gegenüber anderen Bauweisen: Der Energieaufwand für die Herstellung von Bauprodukten ist geringer als bei vergleichbaren Produkten, und Wald und Holz verringern mit ihrer CO2-Senkenleistung die CO₂-Konzentration in der Atmosphäre. Zudem sind Holzbauten bezüglich Betriebsenergie führend. Wenn man noch mehr erreichen will, achtet man auf kompakte Gebäudegeometrien, langlebige Konstruktionen, möglichst naturbelassene Produkte wie beispielsweise Schnittholz und auf die regionale Herkunft der Bauprodukte, was kürzere Transportwege bedeutet. Wird das alles berücksichtigt, sind Holzgebäude aus ökologischer Sicht ein Vorzeigebeispiel.
Holz war aufgrund der pandemischen Situation und der grossen Nachfrage stark von den Lieferengpässen betroffen. Hat sich die Situation mittlerweile entspannt?
Im Vergleich zur europäischen Situation war der Preisanstieg im Inland etwas weniger drastisch. Zudem waren die Preissteigerungen nicht bei allen Sortimenten gleich. In der Schweiz gab es einzelne Holzbauprojekte, die davon stark betroffen waren und in den Medien für Aufsehen sorgten. Betrachten wir die Statistiken der durchschnittlichen Preise von Schweizer Schnittholz für das Jahr 2021, stellen wir jedoch fest, dass die meisten Projekte von einem moderaten Preisanstieg betroffen waren. Dank einem guten Netzwerk, langjährigen Partnerschaften und verständnisvollen Bauherrschaften konnte die Situation in den meisten Fällen gut gelöst werden. Heute hat sich die Lage bei der Importware bis auf einzelne Produkte stabilisiert. Das heisst, die Lieferfristen sind wieder wie vorher und die Preise, mit Ausnahme einzelner Produkte, wieder auf einem deutlich tieferen Niveau.
Was bedeutet das für die Zukunft?
Prinzipiell müssen wir heute davon ausgehen, dass in Zukunft die Preise aller Produkte steigen werden. Knappe Ressourcen, Massnahmen gegen den Klimawandel und Transportkosten spielen dabei eine wichtige Rolle. Der Holzbau wird immer beliebter und wird deshalb nachhaltig an Wert gewinnen, da ist sich die Holzbranche einig. Es hat ausserdem einen positiven Aspekt, denn so kann die gesamte Lieferkette (Wald–Sägerei–Weiterverarbeitung) künftig zu fairen Preisen produzieren. Das war in den letzten zehn Jahren nicht immer so. Heute ist man sich wieder mehr bewusst, dass eine gut funktionierende Wertschöpfungskette–wie diejenige von Schweizer Holz–nur nachhaltig sein kann, wenn sie für alle Beteiligten ökonomisch bleibt, was letztlich ebenfalls für den Handel und den Holzbau Vorteile bringt. Es ist gut zu wissen, dass wir über eine nachhaltige Ressource verfügen, die unseren Wohnräumen auch in Zukunft kaum Grenzen setzt.