Dänisches Design

So modern kann Landleben sein: Diese effektvolle Farm in Dänemark vereint ein elegantes Wohnhaus mit einer Dressurpferdezucht.

Dänisches Design
Text   Anna Ettlin Fotos   Mads Mogensen
So modern kann Landleben sein: Diese effektvolle Farm in Dänemark vereint ein elegantes Wohnhaus mit einer Dressurpferdezucht.
Die erwachsenen Kinder der Familie Ring waren ausgezogen, und so erwog das Ehepaar zunächst, für die nächste Lebensphase ein kleines Haus am Meer zu kaufen. Doch es sollte anders kommen: Birgitte Ring, die auf einem Bauernhof aufgewachsen war, träumte von einer eigenen Dressurpferdezucht. So suchte das Ehepaar nach einem passenden Grundstück auf dem Land. Nördlich von Kopenhagen wurden die Rings fündig. Das während der letzten Eiszeit von Gletschern gezeichnete Land besticht mit sanften Unebenheiten und ist umgeben von Wäldern, Wiesen und Mooren – eine idyllische Landschaft. Nun hiess es, darauf ein Anwesen zu gestalten, das sowohl die Bedürfnisse der Pferde als auch die Ansprüche der Menschen erfüllen würde. Als Besitzer und Geschäftsführer des dänischen Designunternehmens Stelton legte Michael Ring besonders viel Wert auf die Architektur. Das Ehepaar sammelte Ideen und kam schliesslich zu drei komplett unterschiedlichen Inspirationen für ihr Projekt: die kubischen weissen Häuschen der Küstenstädte Griechenlands, das ikonische Fallingwater-Haus von Frank Lloyd Wright sowie das neue Hauptgebäude der dänischen Bank Nordea, das vom Stararchitekten Henning Larsen realisiert worden war. Bei der Prüfung der Designideen fiel die Wahl schnell auf den letzten Vorschlag. Die mediterrane Architektur wäre zu unpraktisch, ein Haus im Stil von Wrights Meisterwerk zu kostspielig. So wandte sich das Ehepaar für die Umsetzung des Eigenheims auch an Henning Larsen Architects. Nach einer sechs Monate langen Planungsphase, in der unter anderem die Platzierung des Hauses und der Stallgebäude geklärt wurde, konnte mit dem Bau der Farm begonnen werden.Das nach Süden ausgerichtete Wohnhaus ist das erste Element, das sich bemerkbar macht, wen man sich dem Anwesen nähert. Die Form des schwarzen Gebäudes beschreibt der Architekt Søren Øllgaard von Hennig Larsen Architects als die Mischung aus einer Stimmgabel, einer Rakete und einem James-Bond-Film. «Da die Fassade schwarz ist, war es besonders wichtig, dem Wohnhaus Leichtigkeit zu verleihen», sagt der Architekt. Diese Wirkung wurde erreicht, indem der untere Stock kleiner gehalten wurde als der obere. Das auskragende Wohngeschoss wird im vorderen Teil von Stützpfeilern getragen und bildet so zugleich einen Autounterstand. Im kleineren Untergeschoss haben Büro, Gästezimmer und Kellerräume Platz gefunden. Der obere Stock, der 250 m² misst, beherbergt die Wohnräume.

Offenheit clever umgesetzt

Das Obergeschoss ist durch den «Knick» im Hausdach in zwei Teile getrennt. Der kleine hintere Teil enthält das Schlafzimmer des Ehepaars, mit der dazugehörigen Ankleide und einem grossen Bad. Dort, wo das Dach sanft ansteigt, liegt der offene Wohn- und Essbereich. Helle Holzdielen verleihen dem von Fensterfronten gesäumten Raum Kohärenz, die einzelnen Zonen sind aber durch Einrichtungselemente voneinander getrennt. So steht die Küche mit ihrer grosszügigen Insel auf grauen Keramikplatten. Schlichte weisse Fronten und ebenfalls weisse Geräte lassen sie trotz ihrer Grösse dezent in den Hintergrund treten. Ein heller Holztisch ergänzt die Küche um einen Essplatz und harmoniert zugleich mit der angebauten Frühstücksbar. Die Grenze zum Wohnzimmer bildet ein grosses Cheminée, dessen Flammen von beiden Seiten sichtbar sind.

Das Wohnzimmer ist das Herzstück des Hauses und wurde von der designaffinen Bauherrschaft mit ausgelesenen skandinavischen Möbelstücken ausgestattet. Das klare Highlight ist das Bücherregal, das die gesamte südliche Wand des Zimmers einnimmt. Michael Ring hat das fünf Meter hohe Regal selbst entworfen. Seine Einteilung erinnert an einen Setzkasten, die schwarze Farbe lässt den Fernseher verschwinden und überlässt die Bühne den Büchern sowie den zahlreichen Designobjekten, die vom Leben und der Karriere des Bauherrn erzählen. So dient das Regal nicht bloss als Stauraum, sondern als effektvolles Statement. Eine Terrasse umfasst das ganze Stockwerk und bildet zwei Sitzplätze, die das Ehepaar im Sommer rege nutzt. Und im Winter sorgen die grossen Fenster dafür, dass Licht in die Wohnräume gelangt – und dass die Aussicht auf die umliegende Natur nicht zu kurz kommt.

Gut für Mensch, Tier und Umwelt

Die Kombination eines Wohnhauses mit einer oder mehreren frei stehenden Scheunen ist typisch für traditionelle dänische Bauernhöfe und wurde auch bei dieser modernen Interpretation aufgegriffen. Die einprägsame Geometrie des Wohnhauses hebt es von den kompakten Stallgebäuden ab, die schwarze Fassade aus Faserzement macht es jedoch deutlich, dass die unterschiedlichen Gebäude zu einem Ganzen gehören. Søren Øllgaard ist vom Ergebnis begeistert. «Man findet selten Kundschaft, die den Mut hat, etwas komplett Einmaliges zu bauen», erklärt er. Gemeinsam ist den auffälligen Bauten nicht nur die Ästhetik: Sowohl das Wohnhaus als auch die Ställe nutzen Geothermie und die Energie der Sonne, sodass sie den Plusenergiestandard erreichen. Möglichst umweltfreundliche Materialien sorgen für noch mehr Nachhaltigkeit.

Neben dem Wohnhaus und den Ställen für die vierbeinigen Bewohner befinden sich auf dem Gelände noch eine Reithalle und ein Reitplatz – die Domäne der Hausherrin, die sich mit dem Bau ihren Traum erfüllen konnte. Das Leben mag zwar auch auf dieser Farm kein Ponyhof sein – die Pferde geben rund um die Uhr zu tun –, aber es kommt diesem doch ziemlich nahe.

Technische Angaben

[ Architektur ]

Hennig Larsen Architectswww.henninglarsen.com

[ Konstruktion ]

Massivbau | Pult- /Flachdach | Fassade: Faserzementplatten

[ Raumangebot ]

Gesamtfläche: 409 m² | Anzahl Zimmer: 5,5

[ Ausbau ]

Boden: Platten im Untergeschoss sowie in Küche und Nassräumen, übrige Räume Parkett | Wände: Verputz, Platten in Nassräumen | Decken: Verputz, Akustikdecken

[ Technik ]

Fussbodenheizung | Erdsonde | Cheminée | Photovoltaik

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Akustikdecken und spezielle Bodendielen sorgen dafür, dass im grossen Wohnraum trotz der Raumhöhe eine angenehme Atmosphäre herrscht.
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Das schwarze Cheminée dient als Raumteiler zwischen dem Wohn- und dem Esszimmer.
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Das eingebaute Bücherregal mit Leiter hat der Bauherr nach eigenem Entwurf anfertigen lassen.
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Weisse Fronten und schlichtes Design lassen die Küche dezent in den Hintergrund treten. Die Aussicht übernimmt die Hauptrolle.
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Von der Terrasse sieht man die Ställe und die umliegende Landschaft.
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Die Stallgebäude wurden mit demselben Material eingekleidet wie das Wohnhaus, besitzen aber eine viel kompaktere Architektur.
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Die Farmgebäude harmonieren mit der umliegenden Landschaft.
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