«Licht gibt dem Raum ein Gesicht»
Jörg Boner zählt zu den wichtigsten Schweizer Designern unserer Zeit. Mit seinem Design-Studio in Zürich entwickelt er Gebrauchsgegenstände, vom Stuhl bis zur Strassenlaterne. Sein neustes Produkt: die Leuchtenfamilie Camana für Atelier Pfister.

Die wichtigste Idee ist die Lichtführung. Sie ist so gewählt, dass sie einerseits direkt nach unten, andererseits indirekt an die Decke ausstrahlt. Das ergibt eine intime und atmosphärische Lichtstimmung. Zudem beleuchtet ein kleiner Teil des Lichtes die Leuchte selber. Der helle Lichtschein, bei der Hängeleuchte im Übergang zum Kabel sichtbar, ist eines der charakteristischen Merkmale der Leuchte.Weshalb heisst sie Camana? Haben Sie einen persönlichen Bezug zu diesem Ort im Safiental?
Ich kenne den Ort gut, habe aber keinen direkten persönlichen Bezug dazu. Es ist an diesem Ort ebenfalls die Lichtführung, die ihn speziell macht. Man ist fast zuhinterst im Tal, und gleichzeitig öffnet sich das Tal und liegt unter einem weiten Himmel. Üblicherweise würde sich ein Tal an dieser Stelle verengen.
Was bedeutet für Sie das Thema Licht?
Sehr viel. Licht beeinflusst wie fast nichts anderes in dem Masse die Atmosphäre eines Raumes. Damit gibt man ihm ein Gesicht und eine Stimmung. Alle Menschen können Stimmungen im Raum lesen und interpretieren. Es gibt also den direkten Bezug zum Menschen – jenseits von «gefallen» oder «nicht gefallen».
Was ist in Ihren Augen ein Fauxpas, wenn es um die Beleuchtung/das Lichtkonzept zu Hause geht?
Alles gleichmässig auszuleuchten. Licht lebt vom Kontrast und von Unterschieden.
Haben Sie Ihr Traumhaus schon ?
Ich glaube kaum, dass ich das je haben werde. Die Träume verändern sich dauernd und damit auch die Vorlieben. Mein Traumhaus müsste sich also an diese Phasen immer wieder anpassen.
Welcher Einrichtungsgegenstand in Ihrem Zuhause bedeutet Ihnen viel und weshalb?
Die Leuchte «Nictea» von Tobia Scarpa aus den 60er- Jahren. Mir gefällt sie, weil sie ein so verrückter Entwurf ist. Jenseits von Funktionalität und Konventionen und doch sehr funktional. Mir gefallen skulptural anspruchsvolle Objekte. Objekte, die wie Songs sind und erst beim fünfzehnten Mal Hören so richtig gut werden. Ich glaube, gute Objekte sind der beste Beitrag an die Umwelt, denn sie überdauern kurzfristige Trends und bleiben länger bestehen.
Neue Produkte machen Lust darauf, das Zuhause umzugestalten. Wie oft stellen Sie Ihre Wohnung um ?
Eigentlich sehr selten. Ich habe einige Objekte, von denen ich mich nicht trennen will, weil sie zu gut sind. Also bleiben sie.
Jörg Boner