Einheitlichkeit ist das Stilelement der Stunde
Weil die Küche sich mehr und mehr ins Haus integriert, erobern neue Materialien, Farben und Möbel diesen Hausbereich. Der Siematic-Geschäftsführer Schweiz, Rolf Habegger, erklärt, inwiefern die digitale Küche für Komfort und Lebensqualität sorgt.

Die grossen Themen betreffen sicher die Architektur und das Material. Küchen werden immer offener und integrieren sich stärker ins Haus. Noch in den 1980er-Jahren waren Küchen komplett abgeschlossene Räume. Was sich zudem gerade stark ändert, sind die Farben. Lange waren 80 Prozent der Küchen in Weiss gehalten. Mittlerweile sind erdfarbene Töne sehr gefragt, aber auch dunkle Hölzer sind wieder im Trend. Oft kombiniert man auch mehrere Farben miteinander. Wenn beispielsweise Oberschränke dunkel gehalten werden, setzt man bei der Kücheninsel als Kontrast möglicherweise auf einen helleren Farbton. Zudem ist Metall derzeit beliebt, um Akzente zu setzen. Besonders bei den Fronten und den Armaturen ist das zu beobachten. Zudem arbeitet man mit deutlich mehr Lichtquellen als früher. Das Licht wird auf die Kolorierung der Küchenfronten abgestimmt. Darüber hinaus aber müssen die Lichtquellen variabel sein. Das Bedürfnis ist von der Tageszeit und ob gekocht wird oder nicht abhängig und variiert entsprechend zwischen warmem und kaltem Licht. Für den nahtlosen Übergang zwischen Küche und Wohnraum gewinnen Glasschränke und Vitrinen als Stilelemente an Bedeutung.Was bedeutet die räumliche Verschmelzung von Küche und Wohnen explizit für den Küchenbau?
Da die Küche offener wird, versucht man, die Materialisierung der Küche im Wohnraum, im Entree oder im Badezimmer aufzugreifen. Einheitlichkeit ist das grosse gestalterische Thema derzeit. Weil der Küchenbauer grundsätzlich ein Schreiner ist, hat er das notwendige Fachwissen, auch die Möblierung für die restlichen Räume im Eigenheim anzubieten. So wird der Küchenbauer auch zum Hausausstatter.
Ratgeber werfen mit den Schlagworten Ergonomie, Komfort und Nachhaltigkeit um sich. Was macht eine Küche ergonomisch?
Die optimale Anordnung der Möbel und Geräte. Der Kühlschrank sollte direkt neben dem Rüstplatz stehen, damit die Distanzen zwischen den einzelnen Arbeitsschritten kurz sind. Bei den Unterschränken setzt man auf Schubladen statt auf Tablare. So erspart man sich mühsames Bücken. Ähnliche Lösungen gibt es bei den Hochschränken: Die Tablare, die beim Öffnen der Front ausfahren, sind vorn mit einem Rand versehen, damit nicht der gesamte Schrankinhalt herausfällt. Ein weiterer Punkt, der für Ergonomie in der Küche steht, ist der höher eingebaute Geschirrspüler. Neben der Gliederung der Küche hat allerdings auch das Innenleben der Schubladen und der Schränke mit Ergonomie zu tun. Wie man die Küche schliesslich organisiert und einräumt, sollte davon abhängig sein, was man oft, was man gelegentlich und was man wenig braucht. Dieses Thema sollte bei der Planung der Küche von allen Beteiligten ausreichend diskutiert und durchdacht werden.
Wofür steht Komfort in der Küche?
Komfort ist für jeden Menschen etwas anderes. Hier stellt sich die Frage, was ist dem Kunden wichtig, was ist sinnvoll und was ist einfach Nice-to-have, aber nicht zwingend notwendig? Bei den Geräten geht es schliesslich darum, welche und wie viele davon verbaut werden. Zwei Backöfen zu haben, wovon einer ein Kombigerät mit integriertem Dampfgarer ist, darf man sicher als Komfort bezeichnen. Bei den Armaturen gehören jene Systeme zur Komfortausstattung, die neben Leitungswasser auch 90 Grad heisses Wasser und kohlensäurehaltiges Wasser ausgeben können. Neben der Ausstattung definiert auch die Pflegeleichtigkeit den Komfort einer Küche. Beispielsweise zeigen samtmatte Oberflächen die Fingerabdrücke deutlich weniger schnell als Küchenfronten aus anderem Material. Zu guter Letzt steht auch das Abfallsystem mit Kühlfunktion für Komfort. All diese Beispiele sorgen beim täglichen Gebrauch tatsächlich für eine mühelose Behaglichkeit in der Küche.
Welche Faktoren beeinflussen die Nachhaltigkeit einer Küche?
Eine Küche hat eine Lebensdauer von etwa 20 bis 30 Jahren. Ihre Nutzung allein verursacht keine schädlichen Emissionen. Eine Küche ist per se also schon nachhaltig. Die Haltbarkeit und die Stabilität der Küche, wozu auch lichtechte Fronten und eine möglichst geringe Abnutzung der Oberflächen bei Reibung gehören, sind Faktoren, welche die Nachhaltigkeit einer Küche massgeblich mitbestimmen. Der Umwelt und der Gesundheit zuliebe sollte man natürlich auf Stoffe wie Formaldehyde und sonstige Schadstoffe beim Verbauen der Küche verzichten. Zudem ist der Einsatz von Holz als natürlicher Rohstoff sicherlich empfehlenswert. Bei den Küchengeräten spielt beim Thema Nachhaltigkeit die Energieeffizienz eine wichtige Rolle. Diese wird von den Herstellern regelmässig überprüft und ausgewiesen.
Vom autonomen Kochfeld geht es bis zum Kühlschrank, der Kochideen liefert. Ist die Kopf-aus-Küche-an-Mentalität die Zukunft?
Digitalisierung ist ein spannendes Thema, das sich ganz klar in einem Grenzbereich bewegt. Ich vergleiche es gern mit einem Handy. Das Gerät hat viele Funktionen, und jeder Nutzer sucht sich jene aus, die für ihn sinnvoll sind und ihm im Alltag helfen. Deshalb würde ich nicht sagen, dass Digitalisierung in der Küche eine reine Kopf-aus-Küche-an-Mentalität ist.
Welche Vorteile bringt die Digitalisierung denn in der Küche?
Wenn sie mit einem Knopfdruck alle Geräte in der Küche ausschalten können, hat Digitalisierung eine sinnvolle Funktion. Es hat aber auch viel mit Komfort im Küchenalltag zu tun. Beispielsweise unterstützt das Abrufen der Rezepte auf der Backofentür das Kochen und erübrigt das lange Suchen und Nachlesen im Kochbuch. Ein weiterer Vorteil der Digitalisierung ist, dass man von unterwegs den Backofen aufheizen und das vorbereitete Essen garen kann, sodass beim Eintreffen zu Hause schon gekocht ist. Dass sich der Kühlschrank meldet, wenn das gescannte Joghurt kurz vor dem Ablaufdatum steht, verhindert eine unnötige Verschwendung von Lebensmitteln. Die Möglichkeiten, welche die Digitalisierung bietet, sind immens. Hier muss der Küchennutzer für sich herausfinden, was für ihn sinnvoll ist.
Auf welche Geräteneuheiten dürfen sich angehende Küchenkäufer freuen?
Es sind wohl weniger explizite Neuheiten als die zunehmende technische Verknüpfung des gesamten Hauses. Das Zusammenspiel der Systeme verbessert sich. Der Trend ist die digitale Einheit, sodass man nicht vier unterschiedliche Systeme im Haus am Laufen hat. Für Zukunftsmusik sorgt sicher die Überprüfung des Kühlschranks von unterwegs. Aber es dauert wohl noch ein wenig, bis diese Lösung auf den Markt kommt.
Worauf sollen Kunden beim Küchenkauf besonders achten?
Eine Küche plant man in der Regel für eine lange Zeit. Deshalb ist sie eine langfristige Investition. Man sollte sich bei der Planung ausreichend Zeit lassen und eine professionelle Beratung in Anspruch nehmen. Ein Teil davon soll unbedingt in den Räumen der Kunden zu Hause oder auf der Baustelle stattfinden. Die Küchenplanung folgt dem Motto: Gut Ding will Weile haben.
Worauf haben Sie beim Kauf Ihrer letzten Küche geachtet?
Wir haben unsere Küche zum Wohnzimmer hin geöffnet. Es ist eine moderne, zeitlose, aluminiumfarbige Küche, die ohne Griffe auskommt und pflegeleicht ist. Die Schubladensysteme öffnen sich per Knopfdruck. Wir haben viel Wert auf das Innenleben der Küche gelegt. Bei den Geräten haben wir uns Luxus gegönnt. Bei einem Küchenbauer verhält es sich wohl ähnlich wie bei einem Autohändler: Nur das Beste soll es sein.
Welches Gerät möchten Sie nicht missen?
Hoch im Kurs ist bei uns der Dampfgarer.
Welche Bedeutung hat die Küche in Ihrem Lebensalltag?
Die Küche ist der wichtigste Raum im Haus. Die wichtigsten Gespräche finden in der Küche statt. Im Wohnzimmer liest man oder schaut man fern. In der Küche wird gekocht, gegessen, aber auch diskutiert. Viele wichtige Entscheide werden in diesem Hausteil gefällt, deshalb darf er auch etwas hermachen.


