Früh geplant ist halb gewonnen
Planen Sie noch oder kochen Sie schon? Die Gestaltung der Küche ist eine Aufgabe, die man rechtzeitig angehen sollte, sagt Küchenexpertin Aline Kaufmann.
Aline Kaufmann, in welcher Bauphase sollte man mit der Küchenplanung loslegen?
Sobald ein Grundriss da ist, kann man beginnen. Es ist ideal, wenn der Kunde möglichst früh den Kontakt zum Küchenbauer sucht. So haben wir viel Zeit, ihm zuzuhören und seine Wünsche zu erörtern.
Was muss die Bauherrschaft wissen, bevor sie zum ersten Mal in die Küchenausstellung kommt ?
Beim ersten Treffen mit dem Kunden geht es mehr um den Menschen als um das Objekt: Wie viele Personen leben im Haushalt? Was sind ihre Wünsche und Vorlieben? Dann geht es langsam an die Küche selber: Wie sieht der Grundriss aus, wie hoch ist das Budget, welche Anforderungen hat die Bauherrschaft an die Küche?
Wovon würden Sie den Kunden zu Beginn der Planung abraten?
Man sollte nicht zu früh ins Detail gehen. Bevor die Geräte, die Armatur und die Materialien konkret ausgewählt werden können, braucht es ein Gesamtkonzept. Am effizientesten verläuft die Planung, wenn die Vorstellungen der Bauherrschaft noch nicht in Stein gemeisselt sind. Dann kann man sich von den Küchenprofis führen lassen und findet so eine optimale Lösung.
Welche Stauraumelemente müssen auf jeden Fall in eine Küche hinein ?
Das hängt stark von den Wünschen der Kundschaft ab. In der Regel braucht es für den Kühlschrank, den Vorratsschrank sowie den Backofen und den Dampfgarer je einen Hochschrank. Pfannen- und Geschirrauszüge finden in den Unterbauten Platz. Oberbauten sind nicht zwingend notwendig, aber wenn man sie hat, lassen sich Gläser und Gewürze gut darin verstauen. Wer besonders viel Stauraum braucht oder eine kleine Küche hat, kann mit Eckauszügen den gesamten Platz ausnutzen.
Viele Bauherrschaften wünschen sich eine Kücheninsel. Was gibt es da zu beachten ?
Das wichtigste Kriterium ist der Platz. Der Platzbedarf einer Insel hängt von ihren Funktionen ab: Will man die Spüle oder das Kochfeld darin integrieren, eine Frühstücksbar gestalten oder die Insel nur als Anrichte nutzen? In jedem Fall braucht eine Insel einen Abstand von mindestens 1 bis 1,2 Metern zu den anderen Schränken. Wenn man das berücksichtigt, muss man oft feststellen, dass nur eine sehr kleine Insel Platz hätte – und dann stellt sich die Frage, ob man nicht besser doch auf sie verzichtet.
Welche Materialien kommen für die Arbeitsfläche in Frage ?
Naturstein, zum Beispiel Granit, ist noch immer hoch im Kurs. Etwas teurer, aber auch sehr gefragt ist Chromstahl. Das sind die führenden Materialien. Es gibt aber neue Trends, zum Beispiel in Richtung Kunststein und Keramik, die den Vorteil bieten, dass man sie in vielen Farben haben kann.
Wie ist es um die Fronten bestellt?
Schlichte und grifflose Fronten sind besonders gefragt. Bei den Materialien reicht das Spektrum von relativ günstigen Kunstharzlösungen über verschiedene Lackierungen bis hin zu Holzfurnier. Wir bieten auch Linoleum an, das man eher vom Boden kennt. Das ist ein mattes, natürliches Material, das warm und weich wirkt.
Darf es auch bunt sein?
Schwarz und Weiss sowie unaufdringliche Sand- und Schlammfarben überwiegen. Der Wunsch nach Farben kommt langsam wieder auf, farbige Unterbauten oder Hochschränke sind aber immer noch selten. Eher kommt es vor, dass man mit der Rückwand einen Farbakzent setzt.
Mit welchen Materialien lässt sich die Rückwand gestalten?
Am häufigsten wird sie aus Glas gemacht. Wir lackieren das Glas im eigenen Betrieb und können so jeden Farbton herstellen. Eine Alternative ist abwaschbarer Putz oder Kunststein, der sich dank der fugenlosen Verarbeitung gut reinigen lässt.
Was hilft der Bauherrschaft bei der Auswahl der Geräte?
Wir fragen unsere Kundschaft meistens, welche Geräte sie bisher hatten und ob sie damit zufrieden waren. Das schränkt die Auswahl schon etwas ein. Wir haben die Geräte sämtlicher Marken bei uns ausgestellt, sodass man einen ersten Eindruck gewinnen kann. Wir empfehlen aber, vor der Auswahl die Ausstellung des Herstellers zu besuchen.
Wie gestaltet man die Küche ergonomisch ?
Wichtig ist, dass die Wege zwischen Spüle, Kochfeld und Kühlschrank nicht zu weit sind. Trotzdem sollte genug Arbeitsfläche vorhanden sein, dass man auch zu zweit oder zu dritt kochen kann. Die Höhe der Arbeitsflächen ist auf 90 Zentimeter genormt, da wir aber selber produzieren, können wir sie auf 93 bis 94 Zentimeter anheben. Für hohe Oberschränke gibt es spezielle Beschläge, sodass man den Schrankinhalt mit einem Hebel auf Bedienhöhe herunterziehen kann.
Was muss bei der Planung der eigenen Küche noch beachtet werden ?
Der Grundriss und die Masse sind besonders wichtig, damit sich alle Türen und Fenster öffnen lassen und die Küche einwandfrei funktioniert. Es ist wirklich essenziell, dass der Kunde möglichst früh zum Küchenbauer oder Schreiner kommt. So kann man die Lage der Wasser- und Stromleitungen beeinflussen, sich bei der Gestaltung Zeit lassen und das Budget besser einteilen.
Aline Kaufmann