Puristisch mit einem Hauch Nostalgie
Das Konzept für diese Küche im Kanton Zürich ging von zwei mit Ornamenten verzierten Glasplatten aus, die nun über den Hochschränken einen verspielten Akzent setzen.

Ungewohnte Ausgangslage
Das Grobkonzept des Architekten wollte die Bauherrin von ihrem alten Freund und Küchenplaner Rolf Betschart von der Herzog Küchen AG ausfeilen lassen. «Für die Bauherrin war von Anfang an klar, dass es eine weisse Küche sein musste. Es war ihr auch ein grosses Anliegen, dass wir ihre Fundstücke – zwei satinierte, mit Ornamenten verzierte Glasplatten aus einem antiken Schrank – auf irgendeine Weise in die neue Küche integrierten», erinnert sich Rolf Betschart an das erste Beratungsgespräch in der Küchenausstellung in Rapperswil.
Im Grundrissplan des Architekten war ein Reduit hinter der Küche vorgesehen. Rolf Betschart hatte deshalb die Idee, die Glaselemente in die Trennwand zu integrieren und sie als «Oberlichter» zwischen den beiden Räumen einzusetzen. Die Grösse der Scheiben gab die Höhe der vorgesehenen Hochschränke vor, die sich als optimal für die Bedürfnisse der Bauherrin herausstellte. Das Licht im Reduit leuchtet die Verzierung der Glasplatten hin und wieder aus, wodurch sie schön zur Geltung kommen.
Gekonnt Optimiert
An der Stelle, wo der Architekt eine Küchenzeile mit Fenster und Wasserstelle eingeplant hatte, beschloss der Küchenplaner, den vorhandenen Platz besser auszunützen. Mit 73 cm hat der Unterbaukörper eine Übertiefe, die mehr Ablagefläche und Stauraum generiert. «Viel Staufläche und genügend Platz zum Vorbereiten, Kochen und Anrichten sind wichtige Bestandteile einer guten Küche. Eine kostengünstige Lösung bietet sich an, wenn man die Arbeitsfläche weiter nach vorne zieht. Bei dieser grossen Küche war das ideal», erklärt Rolf Betschart.
Ein zentrales Element stellt die Kücheninsel dar. Diverse Design-Varianten wurden durchgespielt, wie zum Beispiel eine Sitznische für Barhocker oder eine Deckenhaube für den Dunstabzug. Schliesslich überzeugte die Insel am meisten als Kubus mit grifflosen Türen, glatten Oberflächen und fugenlosen Übergängen. Sie bringt damit die Ästhetik des Purismus auf den Punkt. Die Anordnung der Geräte, aber auch die Auszugsysteme der grifflosen Küche gestalten diese ergonomisch und sinnvoll hinsichtlich der Arbeitsabläufe. Aus praktischen Gründen entschied sich die Bauherrin deshalb für ein zusätzliches Waschbecken auf der Insel.
Weiss – aber nicht steril
Das Farbkonzept «Weiss in Weiss» stellte den Planer vor eine grosse Herausforderung, da mit zwei verschiedenen Oberflächenmaterialien gearbeitet wurde. Kleinste Farbunterschiede würde man bei Weiss schnell erkennen, und je nach Lichteinfall kann die identische Farbe auf verschiedenen Oberflächen anders wirken. Zunächst galt es einen Weiss-Ton zu wählen, der mit dem Bodenbelag des Hauses harmoniert. «Es war eine grosse Hilfe, dass die Bauherrin ein Muster der Bodenplatte zum Beratungsgespräch in die Ausstellung mitbrachte. So konnten wir schnell die passende Nuance für die Fronten bestimmen», sagt Rolf Betschart. Schliesslich musste auch eine Keramikabdeckung gefunden werden, die auf das Weiss der Kunstharzfronten perfekt abgestimmt ist. Die Abdeckung ist mit 6 mm hauchdünn, aber widerstandsfähig und verleiht dem Kubus eine gewisse Leichtigkeit. Die fugenlose Keramik schafft gemeinsam mit dem flächenbündigen Induktionskochfeld, dem Tischlüfter und dem Chromstahlbecken nahtlose Übergänge. Ihre Materialbeschaffenheit sorgt für eine hygienische und pflegeleichte Handhabung, denn Keramik zieht keine Flüssigkeiten ein, nimmt keine Gerüche auf und lässt sich gut reinigen.
Rolf Betschart, Küchenplaner
Rolf Betschart hat bei der Planung nicht nur die Wünsche der Bauherrin gekonnt umgesetzt, er hat auch Details berücksichtigt, die für einen harmonischen Gesamteindruck sorgen. So ist die Griffleiste beim Kühlschrank vertikal angesetzt und fügt sich elegant in die klare Linienführung ein. Für ein makelloses Erscheinungsbild und um Abweichungen in der Farbe zu vermeiden, wurden die gesamte Küchenwand und die Schiebetür zum Reduit aus Frontenmaterial in den hauseigenen Werkstätten der Herzog Küchen AG produziert.
Es sei spannend gewesen, ausgehend von zwei antiken Glaselementen die Küche zu planen, sagt Rolf Betschart. «Obwohl die Küche puristisch und weiss ist, wirkt sie nicht steril. Im Gegenteil, man fühlt sich sehr wohl, wenn man in dieser Küche steht.»


