«Ich glaube nicht an Trends, aber an die Entwicklung»

Die spanische Architektin und Designerin Patricia Urquiola trifft mit ihren Kreationen den Nerv der Zeit. Ob Hotels oder Privathäuser, Sofas oder Armaturen, ihr Repertoire ist breit gefächert, und die ganze Branche reisst sich um ihre Gunst. Im Interview spricht Patricia Urquiola über ihre Philosophie, über gutes Design und die Zukunft der Badezimmer.

«Ich glaube nicht an Trends, aber an die Entwicklung»
Es gibt nichts, was Patricia Urquiola nicht designen würde. So zählen auch die Bar-Accessoires «Urkiola» von Georg Jensen zu ihren Entwürfen.
Interview Donika Gjeloshi | Fotos Studio Urquiola
Die spanische Architektin und Designerin Patricia Urquiola trifft mit ihren Kreationen den Nerv der Zeit. Ob Hotels oder Privathäuser, Sofas oder Armaturen, ihr Repertoire ist breit gefächert, und die ganze Branche reisst sich um ihre Gunst. Im Interview spricht Patricia Urquiola über ihre Philosophie, über gutes Design und die Zukunft der Badezimmer.
Patricia Urquiola, Sie sind Kreativdirektorin von Cassina und führen seit 2001 Ihr eigenes Architektur- und Design-Studio, das Studio Urquiola. An welchen Projekten arbeiten Sie zurzeit?
Mein Studio und ich arbeiten derzeit an vielen verschiedenen Projekten. Dazu zählen Hotels, private Häuser, Büros und neue Kollektionen im Bereich Industrie-Design.Armaturen, Küchen, Teppiche, Sessel, Hotels, Sie haben schon verschiedenste Objekte gestaltet. Was haben Ihre Produkte gemeinsam? Was ist Ihre Philosophie?
Wenn ich mit einem neuen Projekt beginne, dann beginne ich wie auf einer leeren Seite. Ich möchte das Unternehmen, das hinter dem Projekt steht, besser kennenlernen und die Zusammenhänge verstehen. Ich versuche mich in die Marke, das Produkt und den Endkonsumenten hineinzuversetzen, um die Anforderungen und Bedürfnisse an das Produkt auf den verschiedenen Ebenen herauszuspüren. Das Konzept der Empathie ist für mich sehr wichtig. Ich versuche stets die DNA und die Bedürfnisse jedes einzelnen Kunden zu interpretieren. Meine Handschrift ist es, Rücksicht auf die Identität der jeweiligen Marke zu nehmen und diese weiterzuentwickeln. Und genau das ist es, was die Kunden besonders schätzen. Schliesslich beginnt die Arbeit jedes kreativen Profis mit der Suche nach der Logik, die dem Projekt zugrunde liegt.

Was ist die Quelle Ihrer Inspiration?
In meinem Alltag finde ich sehr viel Inspiration. Mein berufliches und privates Leben bilden eine Symbiose, sie fliessen ineinander über und beeinflussen sich gegenseitig. Auf diese Weise lasse ich mich von allem, was ich tue, inspirieren. Ich habe das Glück, viele Länder bereisen zu dürfen, und neue, interessante Menschen kennenzulernen, die mich bei meiner Arbeit anspornen. Es ist ein ständiger Dialog, eine Anhäufung von Entdeckungen und laufenden Versuchen. Ich stehe diesem organischen Prozess offen gegenüber und lerne aus meinen Fehlern.

Gibt es etwas, das Sie nie designen würden?
Ich denke nicht, denn jede mögliche Herausforderung und Eroberung zieht mich an.

Worauf achten Sie besonders, wenn Sie Bäder designen?
Heutzutage ist das Badezimmer einer der wichtigsten Räume in einem Haus. Es ist ein Raum, wo man sich entspannen kann und sich Zeit für sich selbst nimmt. Wenn es der Platz erlaubt, dann versuche ich, das Bad mit dem Schlafzimmer und der Ankleide zu verbinden, um einen persönlichen Lebensraum zu schaffen, wo man durch einen privaten, geschützten Weg morgens in den Tag startet und abends zu Bett geht. Aus diesem Grund verwende ich Materialien, die in allen drei Bereichen bestehen können. Ich versuche Produkte zu entwerfen, die ästhetisch ansprechend sind und Freude bereiten und die zugleich eine technische Leistung erbringen, wobei die Technik für den Nutzer unsichtbar bleibt. Ein Beispiel hierfür sind Badewannen, die einen spürbaren Komfort bieten und das Wasser länger warm halten, und Armaturen mit den neusten technischen Funktionen, die den Wasserfluss regulieren und den Wasserverbrauch minimieren.

Wie hat sich das Bad verändert, seit Sie in der Branche tätig sind?
In der Entwicklung der Materialien hat sich viel getan, insbesondere hinsichtlich der Haptik und der Funktionalität. Auch die neuen technologischen Möglichkeiten in der Vermischung von Wasser, Luft und Dampf sind interessant.

Was halten Sie von Trends?
Ich glaube nicht an Trends, sondern an das Konzept der Entwicklung. Ein guter Designer ist ein guter «Leser und Übersetzer» der Gesellschaft. Die grösste Schwierigkeit ist es, den Zeitgeist zu erfassen und die Zukunft zu interpretieren. Die einzige Veränderung in den letzten Jahren bestand darin, dass alles ein bisschen grösser, schneller, komplexer, diversifizierter geworden ist.

In welche Richtung entwickelt sich das Badezimmer weiter?
Der Wasserverbrauch ist ein Thema, das mir sehr am Herzen liegt. Es ist nötig, den Wasserverbrauch zu reduzieren. Dabei soll gleich viel oder sogar noch mehr Komfort geboten werden. Das Ritual der Körperpflege soll ohne Schuldgefühle verbessert werden.Ebenso sind hochleistungsfähige Oberflächen ein Thema, welche die Luft reinigen, antibakteriell wirken und selbstreinigend sind, und die helfen, die Temperatur und die Luftfeuchtigkeit zu regulieren.

Ist gutes Design wohlhabenden Menschen vorbehalten?
Das denke ich nicht. Ich habe eine persönliche Definition von gutem Design. Gutes Design ist nicht nur dazu da, zweckmässige Lösungen für Probleme zu finden. Gutes Design ist eine Herausforderung. Es bedeutet, mit Vorurteilen zu brechen und Möglichkeiten und Herausforderungen offen gegenüberzustehen. Es bedeutet auch Risiken, Gegenüberstellungen und Überschneidungen aufzunehmen und unerwarteten Verbindungen zwischen der gewohnten Umgebung und unerforschten Gebieten zu folgen. Es bedeutet, sich vertieft mit der Kultur, der Umgebung und der Gesellschaft, die sich in einer ständigen Veränderung befindet, auseinanderzusetzen. Gutes Design bedeutet, eine Geschichte zu erzählen, die Fähigkeit zu haben, diese zu zerstören, neu zu erfinden und weiterzuentwickeln – genau so, wie wir es ständig mit unserem inneren Selbst tun.

Sie haben kürzlich für den Schweizer Fabrikanten Laufen eine Kollektion entworfen.
Mit «Laufen» habe ich mich von Anfang an sehr positiv ausgetauscht, zuerst in Bezug auf die Gestaltung ihres Showrooms in Madrid. Dann fingen wir an, über eine Design-Zusammenarbeit zu sprechen. Ich war daran interessiert, die dritte Generation des SaphirKeramik-Projektes mit einem mutigen und innovativen Ansatz zu entwickeln. Ich wollte die einzigartigen und interessanten Eigenschaften der SaphirKeramik interpretieren und erforschen, sowohl in Bezug auf das Design als auch in Bezug auf Form und Funktion. So haben wir uns zusammengetan, um die Linie «Sonar» zu entwickeln.

Was ist die treibende Kraft hinter Ihrem Erfolg?
Die Leidenschaft für meine Arbeit. Ich bin ständig auf der Suche nach neuen Ideen und neuen Materialien. Ich bin aufgeschlossen für neue Abenteuer und Herausforderungen.

«Ein guter Designer ist ein guter Leser und Übersetzer der Gesellschaft.»
Patricia Urquiola
«Ich glaube nicht an Trends, aber an die Entwicklung»
Auch der Schweizer Fabrikant Laufen schätzt die Zusammenarbeit mit der spanischen Designerin. Gemeinsam entwickelten sie die Linie «Sonar».
«Ich glaube nicht an Trends, aber an die Entwicklung»
Die LED-Leuchte «Serena» ist eine Kreation für Flos – eine exklusive Tischleuchte, die durchaus auch im Wohnbad eine gute Figur macht.
«Ich glaube nicht an Trends, aber an die Entwicklung»
Das Waschbecken «Lariana» ist eine Ergänzung zur gleichnamigen Badewanne, die Patricia Urquiola ursprünglich für das Hotel il Sereno am Comersee designt hat. Die Kollektion ist bei Agape erhältlich.
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