Grifflos für mehr Komfort

Grifflose Küchen sind im Trend, doch sie stossen manchmal auch auf Kritik. Produkt-Manager Daniel Vogel und Bedürfnisforscherin Belinda Gasser bei Julius Blum erklären, wie grifflose Küchen funktionieren und wie sie den Nutzer oder die Nutzerin bei der täglichen Küchenarbeit unterstützen.

Grifflos für mehr Komfort
Interview Donika Gjeloshi
Grifflose Küchen sind im Trend, doch sie stossen manchmal auch auf Kritik. Produkt-Manager Daniel Vogel und Bedürfnisforscherin Belinda Gasser bei Julius Blum erklären, wie grifflose Küchen funktionieren und wie sie den Nutzer oder die Nutzerin bei der täglichen Küchenarbeit unterstützen.
Herr Vogel, wie lassen sich grifflose Schubladen und Türen öffnen?
Daniel Vogel: Wir bieten im Grunde drei Bewegungstechnologien an: «Tip-On» ermöglicht das einfache Öffnen und Schliessen durch leichten Druck auf die Front. Bei «Tip-On Blumotion» lässt sich die Schublade durch leichtes Drücken öffnen, und durch das Zurückwerfen des Auszugs schliesst die Schublade gedämpft. Neben diesen beiden mechanischen Technologien bieten wir mit «Servo-Drive» eine elektromechanische Lösung an. Der leichte Druck auf die Front löst den Antrieb aus, wodurch die Schublade automatisch geöffnet wird. Auch hier sorgt «Blumotion» für ein sanftes Schliessen.Soll man diese verschiedenen Auszugs-Systeme kombinieren oder sich auf ein System beschränken?
Daniel Vogel: Die Systeme können gut miteinander kombiniert werden, beispielsweise indem man «Tip-On-Blumotion» als Standard-Lösung verwendet und gezielt «Servo-Drive» einsetzt. Die elektrische Bewegungsunterstützung ist vor allem beim Müllauszug oder bei Oberschrank-Klappen praktisch, da der Auszug komplett geöffnet wird bzw. die Klappe sich per Knopfdruck schliessen lässt.Belinda Gasser: Man kann ebenso Griffe mit solchen Bewegungstechnologien verbinden. Bei unseren Küchennutzungsbeobachtungen habe ich schon gesehen, dass Küchen komplett mit Griffen ausgestattet und zusätzlich mit «Servo-Drive» oder «Tip-On-Blumotion» als Unterstützung verbaut wurden.

Sorgen die Kombinationen der verschiedenen Systeme nicht für Verwirrung?
D. V.: Die Bewegungstechnologien funktionieren immer nach dem gleichen Prinzip: Durch leichtes Drücken auf die Front wird der Auszug geöffnet. Der Unterschied liegt bei der mechanischen oder elektrischen Öffnungsweise und damit beim Komfort.

B. G.: Ein Nutzer braucht immer eine gewisse Zeit, bis er sich an die neue Küche gewöhnt hat, aber nach zwei bis drei Tagen weiss er genau, wie welche Schublade, Klappe oder Tür funktioniert.

Manche stören sich an grifflosen Küchen, weil sich die Schränke öffnen, wenn man sie aus Versehen leicht berührt hat.
D. V.: Eine grifflose Küche ist klar eine Frage des Geschmacks. Aber sie macht auch aus praktischer und ergonomischer Sicht Sinn. So kann man, wenn man gerade keine Hand frei hat, den Auszug mit dem Knie oder Fuss antippen. Man muss nicht zuerst den Gegenstand abstellen, um die Schublade zu öffnen und anschliessend den Gegenstand wieder in die Hand nehmen, um ihn zu verstauen. Ausserdem muss man sich auch nicht mehr zum Öffnen der untersten Schubladen bücken. Gerade im Alter ist dies vorteilhaft.

Beschädigt man die Technologie nicht, wenn man aus Gewohnheit an grifflosen Schubladen zieht?
D. V.: Man kann die Schubladen auch aufziehen, wenn man eine Griffmöglichkeit hat, die Bewegungssysteme werden nicht beschädigt. Bei «Servo-Drive» wird auch beim Ziehen die Automatik ausgelöst, die den Zug sogar mit einem Schubs unterstützt. Das ist bei Auszügen mit Tellern oder schwerem Staugut besonders angenehm.

Bei grifflosen Fronten sind Schmutz und Fingerabdrücke doch eher sichtbar ?
B. G.: Wenn ich eine Küche mit Griffen oder Griffleisten habe, dann muss ich mit den schmutzigen Händen auch dort anpacken. Ein grosser Vorteil bei grifflosen Küchen ist, dass man eine gerade Fläche hat, die viel einfacher zu reinigen ist als ein Griff oder eine Griffleiste mit Ecken und Kanten, an die man schwer oder gar nicht herankommt. Gerade wenn man schmutzige Hände hat, kann bei grifflosen Auszügen das Knie, die Hüfte oder der Fuss eingesetzt werden, so ist es gar nicht erst nötig, die Fronten mit schmutzigen Händen anzufassen.

Welche Überlegungen müssen sich Bauherrschaften ausserdem machen?
B. G.: Wichtig ist, dass die Küche praktisch ist und nicht nur schön. Auszüge im Unterschrank und Klappen im Oberschrank sind ergonomischer als Türen. Mit einem Vollauszug kann man das Staugut besser erreichen als mit einem Teilauszug. In der Regel wird eine Küche 20 Jahre genutzt, bevor sie durch eine Neue ersetzt wird. Deshalb sollte man schon beim Kauf der Küche mögliche Veränderungen berücksichtigen. Erwartet man beispielsweise Familienzuwachs, wird der Stauraum wichtig sein, im Alter wird die Ergonomie eine grössere Rolle spielen.

In welche Richtung geht der Trend bei Küchenbeschlägen?
B. G.: Was wir bei unseren internationalen Küchennutzungsbeobachtungen feststellen, ist, dass insbesondere in den Städten der Wohnraum stark abnimmt. Aus diesem Grund beschäftigen wir uns intensiv mit dem Thema, wie wir praktische Lösungen bei wenig Platz anbieten können. Das müssen nicht immer neue Produkte sein, wir entwickeln auch Lösungsansätze und Ideen, wie man die Küche effizienter nutzen kann.

Mehr Informationen und Tipps für besser organisierte Küchenschränke finden Sie unter
www.blum.com in der Rubrik Ideen.

«Man sollte beim Kauf der Küche zukünftige Veränderungen beachten.»Belinda Gasser, Bedürfnisforscherin bei Julius Blum

(Visited 10 times, 1 visits today)

Weitere Beiträge zum Thema