Tipps für Wohnräume
Planen Sie die Einrichtung für Ihr neues Zuhause oder haben Sie Lust, wieder einmal umzustellen oder die Möbel ganz zu ersetzen? Interior Designerin Branca Good verrät, wie Sie mit wenig Aufwand viel bewirken können.

Zieht man in sein neues Zuhause, passen die alten Möbel vielleicht nicht mehr zum Raum. Wovon kann ich mich getrost trennen und was darf ich behalten?
Das kommt ganz darauf an, ob Sie in ein ähnlich grosses Zuhause umziehen, von einem Altbau in einen geräumigen Neubau oder umgekehrt. Wenn Sie in einen ähnlichen Grundriss umziehen, dann machen Sie es wie beim Ausmisten: Behalten Sie nur, was Sie glücklich macht, was Sie wirklich brauchen oder wofür Sie gerade kein Budget haben, um es zu ersetzen. Dann gilt es, diese auserlesenen Lieblings- oder Funktionsstücke gekonnt zu kombinieren.
Was muss ich bei der Einrichtung grundsätzlich beachten?
Die Grösse der Möbel soll den Raumproportionen entsprechen: Viele kleine Möbel in einem Loft wirken unruhig, während grosse Möbel einen kleinen Wohnraum noch mehr verkleinern und Sie im Alltag einschränken. Achten Sie auf eine gute Zirkulation: Möbel sollen keine Hindernisse sein und nur in Ausnahmefällen «im Weg» stehen, zum Beispiel wenn eine klare Abgrenzung erwünscht wird. Scharfe Ecken sollten nicht zu weit in den Raum ragen. Schaffen Sie Zonen, damit die Räume nicht eine einzige offene, undefinierte Fläche ergeben. Setzen Sie diverse Lichtakzente und haben Sie Mut zum Schatten, damit der Raum Tiefe bekommt. Und zu guter Letzt: Reduzieren Sie die Anzahl Farben pro Raum auf zwei bis drei Farben, das bringt Ruhe.
Wie schaffe ich Zonen, wenn Küche, Ess- und Wohnzimmer sich einen Raum teilen?
Allgemein gilt, dass alle Materialien, Farben und Formen, die sich in einem Raum befinden, zueinander passen müssen und aufeinander abgestimmt sein sollen. Mit einem grossen Teppich zonen Sie den Wohnbereich ein. Ein häufiger Fehler dabei ist, dass der Teppich vor das Sofa platziert oder zu klein gewählt wird. Der Teppich sollte vorzugsweise unter dem Sofa liegen, denn das verleiht ein Schutzgefühl. Die hinteren Füsse des Sofas stehen dabei ausserhalb des Teppichs, während an der Seite zirka 30 Zentimeter des Teppichs herausragen. Im Essbereich können Sie auch eine Art Insel schaffen, indem Sie die Proportionen und Materialien der Hängelampe auf die des Tisches abstimmen und darauf achten, dass diese wiederum zu den Materialien der Stühle passen, sodass alle drei Elemente eine Einheit bilden. Unter dem Esstisch braucht es keinen Teppich. In der Küche können Sie mit Bodenbelägen, zum Beispiel mit pflegeleichten Keramikplatten, die Kochlandschaft definieren. Sind die Küchenfronten weiss gehalten, kommen diese viel besser zur Geltung, wenn die Küchenwände in einem anderen Farbton gestrichen werden.
Sollen die Wände also Farbe annehmen oder dürfen sie auch weiss bleiben?
Mit Wandfarben kann man einen Raum enger, breiter, höher, tiefer, kürzer oder länger wirken lassen. Mit Weiss ist man sehr eingeschränkt. Dazu kommt die Tatsache, dass Bilder jeglicher Art auf einem grauen Hintergrund viel schöner wirken als an einer weissen Wand. Sind weisse Wände ein Wunsch, bringt man mit Vorhängen, Bezugsstoffen, Teppichen und Kissen beruhigende Töne in den Raum und macht ihn somit gemütlich. Ich persönlich liebe Tapeten, und zu meinem Glück sind diese gerade voll im Trend. Oft setze ich mit einer Tapetenwand einen Akzent und passe die Wandfarben der restlichen Wände den Tapetenfarben an.
Welche Wandfarben empfehlen Sie für das Wohnzimmer bzw. Schlafzimmer?
Im Wohnzimmer kann man je nach Situation und Geschmack beinahe jede Farbe einsetzen. Knallfarben würde ich jedoch nur an einer Wand anbringen. Im Schlafzimmer ist es wichtiger, beruhigende Töne zu verwenden, etwa Beige- bis Sandtöne oder ein warmes Pastellblau. Auf «laute» Farben sollte im Schlafzimmer verzichtet werden – und auf ganz weisse Schlafzimmer meiner Meinung nach auch.
Wie setze ich Accessoires gekonnt ein?
Accessoires haben eine wichtige Rolle in der Gesamtwirkung eines Raumes. Sie verleihen ihm Ihre persönliche Note und machen ihn lebendig. Es sollten Ihre Schmuckstücke, Ihre Lieblingsobjekte sein, denn diese widerspiegeln Ihre Seele. Achten Sie darauf, dass es nicht zu viele sind und jedes Accessoire alleine oder gruppiert seinen prominenten Platz hat, wo es zur Geltung kommt und somit wesentlich zum Gesamtbild beiträgt.
Welche Wirkung haben Vorhänge und braucht es sie überhaupt?
Vorhänge sind so vielseitig! Je nach Material und Verarbeitung können sie fast alles: Sie schützen vor unerwünschten Blicken, verdunkeln, dekorieren, dämpfen oder absorbieren sogar den Schall, weisen die Wärme ab, sorgen für Gemütlichkeit, verbessern das Raumklima und dämpfen das Licht. Meistens erfüllen sie eine Kombination dieser Bedürfnisse. Es gilt jedoch, den richtigen Stoff dafür auszusuchen. Ich verwende sehr gerne natürliche, weich fallende Stoffe. Ob es Vorhänge überhaupt braucht, hängt jedoch vollkommen vom Wunsch des Bauherrn und von der Wohnsituation ab.
Wie arrangiere ich die Beleuchtung?
Setzen Sie überall dort direktes Licht ein, wo Sie etwas sehen müssen, weil Sie eine Tätigkeit ausüben, sei es kochen, essen, etwas suchen, lesen, arbeiten, sich schminken oder rasieren. Indirektes Licht ist vielseitig einsetzbar, zum Beispiel um die Decke, eine schöne Wand oder ein Bild zu betonen, als zweite Lichtquelle beim Fernsehen, um eine Ecke auszuleuchten, um früh morgens im Bad nicht geblendet zu werden oder sogar als Grundbeleuchtung. Das Spiel mit Licht und Schatten schafft ein angenehmes, wohliges Ambiente. Wenn Sie überall gleich viel Licht einsetzen und den Raum mit Licht fluten, ergeben sich keine Schatten und keine Tiefe. Schatten kann man wie Pausen oder leise Passagen eines Musikstückes verstehen – fehlen diese, fehlt dem Musikstück das Wechselspiel zwischen Laut und Leise. Dasselbe passiert im Raum mit dem Licht. Bei Neubauten ist es sehr wichtig, dass die Bauherrschaften schon zum Zeitpunkt der Erstellung des Elektroplans – und das ist sehr früh – die komplette Einrichtung definiert haben, damit Anschlüsse, Steckdosen und Einbauspots am richtigen Ort sind. Es ist ein verbreiteter Fehler zu glauben, dass die Möblierung erst zum Schluss, das heisst nach der Baureinigung, geplant wird.
Was hat in einem Schlafzimmer Platz und worauf sollte man verzichten?
Fragen Sie sich: Mit welchen Objekten möchte ich das Schlafzimmer teilen? Und dann entfernen Sie alles Restliche – ausser vielleicht das Bett. Alles, was Sie lieben, darf im Schlafzimmer sein. Das schönste Bild hängt bei mir nicht im Wohnzimmer, sondern im Schlafzimmer. Meine Lieblingsbücher behalte ich auch im Schlafzimmer. Verzichten Sie auf «laute» Farben und kühle Materialien allgemein. Chrom, Hochglanz-lacke, zu viel Weiss und hinterleuchteter Naturstein sind für mich im Schlafzimmer Tabu. Ebenfalls gehört alles, was mit Arbeit zu tun hat, vom Schlafzimmer verbannt. Der Laptop und das Handy stören ausserdem wegen der Strahlung Ihren gesunden Schlaf.
Auf den Bildern wirken Ihre Einrichtungsvorschläge sehr harmonisch. Wie würden Sie Ihren Stil beschreiben?
Ich orientiere mich am Prinzip von Yin und Yang: Die Kontraste, die einander ergänzend zu einem harmonischen Gesamtbild führen. Jedes einzelne Einrichtungselement ist ein wesentlicher Bestandteil des Ganzen, weil es einen Beitrag an das Gesamtbild leistet, ähnlich wie jedes Instrument eines Orchesters: Es gibt Eyecatcher – die Solisten – und es gibt Hintergrundfarben – die Begleitinstrumente. Ist eine Farbe wichtig, wird sie immer in einer anderen Form wiederholt. Bei der Einrichtung hat also jedes Element seine Rolle und Relevanz – und genauso, wie die Musiker eines Orchesters sich über die Partitur verständigen, sprechen Möbel und Objekte eine gemeinsame Sprache. Die gemeinsame Sprache ist der rote Faden, der sich konsequent durch die ganze Einrichtung zieht: das Konzept. Meine Kreationen bei der Inneneinrichtung entstehen durch Intuition mit Konzept.
Was empfehlen Sie als Einweihungsgeschenk für Familienmitglieder oder Freunde, die frisch umgezogen sind?
Ich empfehle, nur Deko zu verschenken, wenn Sie den Geschmack der Person gut im Gespür haben. Wenn dies nicht der Fall ist, schenken Sie lieber einen wertvollen, vielleicht handgefertigten Gebrauchsgegestand. Dieser muss dann auch nicht zwingend ausgestellt werden wie die Deko, wovon man im Allgemeinen eher bereits zu viel hat. Ein schönes Olivenholzbrett und eine Käse- oder Wurstspezialität dazu oder kreative Apérosticks kommen fast immer gut an. Oder schenken Sie ein paar bunte Socken, um auch da, wo es nicht jeder sieht, etwas Farbe in den Alltag zu bringen.






